Manifest der Vielfalt
Einwanderung ist Teil der deutschen Kultur
Wir sind das Volk. Ja, auch wir sind das Volk. Die, die eingewandert sind, woher und aus welchen Gründen auch immer. Für immer. Und wenn wir zurückgehen in unsere Heimat, so zieht es uns nach Köln, Hamburg oder Stuttgart.
Von Jérome de Vreé Donnerstag, 30.04.2015, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 04.05.2015, 17:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
„Wir sind das Volk“ hallt es seit Wochen und Monaten von den Straßen der Bundesrepublik Deutschland. Was in den Jahren 1989/1990 der Ausdruck der Zivilbevölkerung mit Wunsch nach demokratischen Grundrechten wie Reisefreiheit, politische Mitbestimmung und zugleich die Beseitigung eines autokratischen Regimes war, wird heute von Menschen benutzt, deren Ideologie von islamophoben und rassistischen Ansichten geprägt ist. Was unter dem Deckmantel der demokratischen Meinungsfreiheit skandiert wird, betrübt und verängstigt die Menschen, die hier leben.
Sind die Migranten nicht Teil des Volkes? Hat die tägliche Arbeit, die sie leisten und die gesellschaftliche Teilhabe keinerlei Bedeutung für die deutsche Identität? Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat fast jede dritte Familie mit Kindern in Deutschland ausländische Wurzeln. Gehören diese Menschen nicht auch zum Volk?
Mein familiärer Hintergrund ist auf der väterlichen Seite Französisch und auf der mütterlichen Seite Polnisch/Ungarisch geprägt. Gehöre ich nicht auch zum Volk? Einwanderung hat es in der deutschen Geschichte schon seit Jahrhunderten gegeben und die deutsche Kultur maßgeblich beeinflusst.
Die Einwanderung nach Deutschland ist eine Bereicherung
Einwanderung nicht als Bestandteil der deutschen Kultur zu verstehen, ist aus meiner Sicht dadurch vollkommen realitäts- und geschichtsfremd. Ich betrachte die Migration nach Deutschland als eine Bereicherung, aus Gründen wie z.B. Fachkräftemangel, als auch die Möglichkeit, die eigene deutsche Identität vollkommen neu zu entdecken.
Was ist „Deutsch“? Noch heute herrschen bestimmte Meinungen in diesem Land vor, was zum „Deutschsein“ dazu gehört. Und nicht selten beschränken sie sich auf einen deutschklingenden Namen, eine bestimmte Haar- und Augenfarbe und Religion. Das Rap Trio „Advanced Chemistry“ hat es im Jahre 1992 sehr deutlich in seinem Lied „Fremd im eigenen Land“ beschrieben, wo es heißt:
„Ist es so ungewöhnlich, wenn ein Afro-Deutscher seine Sprache spricht und nicht so blass ist im Gesicht? Das Problem sind die Ideen im System. Ein echter Deutscher muss auch richtig Deutsch aussehen. Blaue Augen, blondes Haar, keine Gefahr. Gab’s da nicht ne Zeit wo’s schon mal so war? Gehst du mal später zurück in deine Heimat? Wohin? Nach Heidelberg? Wo ich ein Heim hab? Nein du weißt, was ich mein…“
Ein Land definiert sich aus den Taten seines Volkes und ein Volk definiert sich aus den Menschen, die in diesem Land leben und es letztendlich zu diesem machen, egal welcher Hautfarbe, Religion oder welchem Geschlecht diese angehören. Diese Vielfalt ist es, die Deutschland ausmacht. Ich hoffe, dass diese Vielfalt eines Tages als fester Bestandteil der deutschen Identität wahrgenommen wird, denn auch „wir sind das Volk“. Aktuell Meinung
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