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Unruhige Zeiten

Zum Ramadan-Ende sucht Frankreich den Kontakt zu Muslimen

Nach dem Attentat auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hébdo" rivalisieren französische Politiker um Ideen, wie mit dem Islam umzugehen sei. Vor allem zum Ende des Fastenmonats Ramadan spielt das in Frankreich eine Rolle.

Von Martina Zimmermann Mittwoch, 15.07.2015, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.07.2015, 16:07 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Muslime in Frankreich feiern das Ende des Fastenmonats Ramadan in unruhigen Zeiten. Nach den Attentaten im Januar auf die Satire-Zeitschrift „Charlie Hébdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris erschütterte Ende Juni ein weiterer Anschlag nahe Lyon das Land. Die französischen Politiker rivalisieren um Ideen, wie mit dem Islam umzugehen sei. Das wird auch zum Ramadan-Ende eine Rolle spielen.

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Präsident François Hollande wird vermutlich wie in den Vorjahren eine Grußbotschaft an die rund vier Millionen französischen Muslime richten. In der Vergangenheit war der Ramadan immer wieder der Zeitpunkt, an dem französische Politiker auf den friedfertigen Charakter des Islams abhoben und den Dialog mit den Muslimen suchten. Nach seiner Wahl im Jahr 2012 hatte Hollande betont, das muslimische „Fest der Vergebung und des Teilens“ trage zur Eintracht bei, wie sie die Nation dringend brauche.

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Der frühere Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë war einer der ersten, der ab 2001 im Pariser Rathaus den Beginn des Ramadans feierte. Obwohl die Kosten des Empfangs vom rechten und rechtsextremen Lager kritisiert werden, hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo die Tradition ihres Vorgängers übernommen. Am Mittwoch wird sie in der Pariser Moschee am Fastenbrechen nach Sonnenuntergang teilnehmen.

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Manuel Valls hatte bereits als Innenminister, der in Frankreich auch für die Religionen zuständig ist, ein Ramadan-Essen nach Sonnenuntergang mit Muslimen geteilt. Als Premierminister will er nun einen „Islam der Lichter“ fördern, „modern und tolerant“. Mitte Juni lud er das vom Ministerrat beschlossene „Forum zum Dialog“ ins Parlament ein, eine Gesprächsrunde mit der zweitwichtigsten Religion Frankreichs. Damals wies Valls auf die Vielfalt des Islam in Frankreich hin, der maghrebinische, afrikanische und türkische Traditionen vereine. Es müsse der klare Beweis angetreten werden, dass der Islam mit der Demokratie, republikanischen Werten und Frauenrechten vereinbar sei, sagte Valls.

Staatlichen Einrichtungen ist es in Frankreich verboten, Religionen zu finanzieren – so sieht es die Laizität mit einer strikten Trennung von Kirche und Staat vor. Damit französische Moscheen nicht mehr wie bisher von ausländischen Mächten finanziert werden, wurde eine Stiftung gegründet. Diese Stiftung finanziert nun Projekte, die auch im Interesse der muslimischen Gemeinschaft sein können, also auch Gebetsorte. Die Ausbildung der Imame wird geregelt, damit extremistische Prediger in französischen Moscheen nicht mehr zu Wort kommen.

Doch das ist nur die eine Seite. Nur wenige Tage vor der Veranstaltung im Pariser Parlament hatte auch Nicolas Sarkozys umgetaufte Partei „Republikaner“ eine interne Debatte zum Thema Islam organisiert. Sarkozy, der als Innenminister 2003 den französischen Rat der Muslime gegründet hatte, wird zunehmend eine „Instrumentalisierung“ des Islams in Frankreich vorgeworfen. In einer umstrittenen Rede hatte sich Sarkozy beispielsweise im März gegen Kantinenessen ohne Schweinefleisch ausgesprochen.

Vergangene Woche unterzeichnete der Ex-Präsident den Appell der rechten Zeitschrift „Valeurs aktuelles“ gegen die Umwandlung von leerstehenden Kirchen in Moscheen. Sarkzoy ernannte als Sprecherin seiner Partei die aus Algerien stammende Lydia Guirous. Sie ist Autorin des Buches „Allah est grand, la République aussi“ („Allah ist groß, aber auch die Republik“), in dem sie Frankreich im Kampf gegen radikale Strömungen des Islam Feigheit vorwirft. Das Thema Islam dürfte im kommenden Präsidentschaftswahlkampf 2017 eine bedeutende Rolle spielen. (epd/mig) Aktuell Ausland

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  1. karakal sagt:

    Die arabischen Worte „Allāhu akbar“, die fälschlich meist mit „Allah ist groß“ übersetzt werden, bedeuten richtig übersetzt „Allah ist größer“ oder „Allah ist am größten“, nämlich größer, erhabener und mächtiger als alles andere – auch als die Französische Republik. Es ist nicht das erste Mal, daß man die Bevölkerung mit unkorrekten Übersetzungen in die Irre zu führen versucht.
    Wenn der Französische Staat nun eine islamische religiöse Stiftung beaufsichtigt und die Ausbildung von Imamen reglementiert, dann verhält er sich nicht mehr neutral und verstößt gegen die strikte Trennung von Staat und Religion, der er sich verpflichtet erklärt. Das führt dann zu einer ähnlichen Situation wie in der Türkischen Republik, die sich als „laizistisch“, bzw. „säkular“ definiert, jedoch u. a. (bis vor kurzem) mit Bekleidungsvorschriften und einer Behörde für religiöse Angelegenheiten sich in die Angelegenheiten der Muslime einmischt und sie bevormundet, so daß die Trennung von Staat und Religion (im Islam gibt es keine den christlichen Kirchen ähnliche Institution) nicht wirklich besteht, sondern eigentlich eine einseitige Einflußnahme darstellt. Nach den Aussagen im vorliegenden Beitrag könnte die weitere Entwicklung in Frankreich auf ähnliche Verhältnisse hinauslaufen. Eine solch einseitige Einflußnahme und Bevormundung der religiösen Angelegenheiten durch den strikt säkularen Staat kann jedoch zu Konflikten führen.