Fernsehen
Unsere tägliche Dosis Rassismus – im Kinderkanal
Vier Stunden verbringen Menschen in Deutschland täglich vor dem Fernseher. Vier Stunden, in denen rassistische Inhalte serviert und konsumiert werden - auch in den Öffentlich-Rechtlichen, wie das MDR-Beispiel "Das Mutcamp" (ausgerechnet) im Kinderkanal zeigt.
Von Schröder, Schulz, Lindner, Rüss Montag, 20.07.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.07.2015, 20:46 Uhr Lesedauer: 10 Minuten |
Menschen in Deutschland verbringen täglich durchschnittlich vier Stunden vor dem Fernseher, unabhängig von der Wahl des Senders oder der Sendezeit. Und immer wieder werden sie mit rassistischen Inhalten konfrontiert. Antrainierte Denkweisen, diskriminierende Handlungen und veraltete Vorstellungen werden unreflektiert wiedergegeben, bis sie tief in den Köpfen der Zuschauer verankert sind. Dies geschieht beiläufig und vielleicht nicht einmal böswillig – doch darf das keine Entschuldigung dafür sein, sich der Verantwortung zu entziehen, die wir alle im Umgang mit dem Thema haben.
Der Fernseher ist Teil unserer Gesellschaft und bestimmt als Leitmedium unser tägliches Leben. Darum ist es zwingend erforderlich und mehr als überfällig, sich der Gefahr bewusst zu werden, die er, durch stumpfes Nachkauen von damals wie heute schwierigen gesellschaftlichen Ansichten, für alle Schichten und Altersgruppen unserer Gesellschaft bedeuten kann! Unsere Kritik folgt dabei keinesfalls einer neuen Einsicht, sondern äußert sich gegen eine nicht endende, systematische Reproduktion von Rassismus, auf die wir durch Menschen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen (müssen), immer wieder hingewiesen wurden und werden. Es ist Zeit, ein allgemeines Bewusstsein für die Inhalte zu entwickeln, die uns Tag für Tag umspülen. Es ist Zeit, zu hinterfragen, was die Bilder, Szenen und Worte mit uns machen und vor allem – zu was sie uns machen. Wir müssen begreifen, dass solche Handlungen allen schaden – uns selbst, indem wir uns durch die anhaltende Betäubung mit unreflektierten Werten selbst die Möglichkeit nehmen, rassistische Muster aufzubrechen.
Wir sind weiße Studierende in Berlin und haben uns im Rahmen eines Seminars mit kolonialen Kontinuitäten und dem Thema Rassismus im Allgemeinen, in unserem direkten Umfeld, aber auch bei uns selbst, beschäftigt. Erschrocken mussten wir feststellen, wie unkontrolliert uns rassistische Strukturen umgeben, wie unauffällig und subtil sie jeden Tag aufs Neue reproduziert werden – im TV mitunter durch Perspektiven, Bilder, Rollenverteilungen, Szenen, Worte. Als Massenmedium leistet das Fernsehen dabei einen wesentlichen Beitrag zur Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, was hohe Einschaltquoten zeigen.
In dem Versuch, die falsche Auseinandersetzung und den Umgang mit Rassismus im in diesem Bereich bloßzustellen, haben wir eine der beliebtesten Sendungen für junge Menschen näher untersucht und waren schockiert! Das „Mutcamp“, dessen dritte Staffel im August dieses Jahres anläuft, soll im Rahmen des Bildungsauftrags des MDR und KIKA den Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass Ängste etwas Alltägliches sind und man den Umgang mit ihnen erlernen kann. An sich vielleicht ein guter Ansatz – wären da nicht die vielen Fehltritte der Produzierenden, Betreuenden und Teilnehmenden bei der Durchführung dieser Idee.
Schon in der Wahl des Drehorts wird klar, dass definitiv keine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit historischen Gegebenheiten stattgefunden hat: Südafrika als Spielfeld der Konfrontation von Kindern mit ihren schlimmsten Alpträumen. Es liegt nahe, dass hier eine Korrelation zwischen dem Titel „Mutcamp“ und der Ortswahl zu ziehen ist, die vermittelt, dass es „mutig“ ist, nach Südafrika zu reisen. Mit der Begründung, eine „authentischere Angstumgebung“ sowohl für Teilnehmer als auch Zuschauer zu schaffen 1, werden Bilder erzeugt, die Südafrika mit „Gefahr“ gleichsetzen. Eine seltsame Entscheidung, da das Leben dort für viele Normalität bedeutet und auch die Frage aufwirft, wie wir uns fühlen würden, wenn die Situation genau umgekehrt und wir „Gastgeber“ für eine groß aufgezogene südafrikanische Therapiesitzung wären.
- „Das Mutcamp“, KIKA / mdr, Staffel 2.0, Trailer, ab Minute 0:37
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
Vor lauter Fokussierung auf Rassismus fällt anscheinend niemand auf, was für ein Irrsinn es ist, Kinder und Jugendliche mit Ängsten derart vorzuführen in der Glotze. Ich werde mir den Schwachsinn nicht ansehen, habe aber mal im Internet nachgeschaut. Verstehe die Eltern nicht, die ihren Nachwuchs zur Entblößung frei geben. Vorübergehende Ängste gehören einerseits zur normalen Kinderentwicklung dazu, andererseits sind sie Ausdruck schwerwiegender innerer Konflikte, die der fachmännischen Behandlung bedürfen. Das fällt anscheinend niemand auf, dass hier Kinderrechte verletzt werden.
Wenn schon Kritik, dann bitte mit Einfühlung in Schwache. Nur weil ein „weißes“ (grauenhaft diese Reduzierung/ wie wird das gemessen?) Kind Angst hat, kann man mit ihm nicht so umgehen, als wäre das egal. Das ist einseitige Einfühlung.
Es wäre vielleicht einmal interessant, eine umgekehrte Version zu produzieren, um diese Unbedarftheit zu illustrieren.
Etwas in der Art: Nette junge Frauen reisen aus Südafrika nach Deutschland, um verarmten Deutschen dabei zu helfen, sich eine Arbeit zu suchen, ihnen das Kochen beizubringen und ihre Kinder besser zu behandeln.
An Alle die „Das Mutcamp“ für rassistisch halten!
Es hat weder den Sinn rassistisch zu sein, noch werden darin rassistische Aktivitäten ausgeübt. Es geht einzig und allein um die 6 Teilnehmer die versuchen mit einem Coach ihre Ängste zu verstehen und daran arbeiten sie einzudämmen. Dafür wurde eine Loge in Südamerika benutzt um viele Möglichkeiten zu haben und dabei wird sogar geholfen. Man sollte eher Respekt haben den ich glaube kaum das ihr den Kindern freiwillig geholfen hättet dieses Haus zu streichen! Ebenfalls sind freie Meinungsäußerungen über die unterschiedlichen Verhältnisse erlaubt und nicht rassistisch!