Mittendrin im Niemandsland
Zwischen Alltag und Anspannung in der Dresdner Asyl-Zeltstadt
Die Dresdner Zeltstadt: der Boden ist staubig, die Stimmung angespannt. Das Leben dort zehrt schon aufgrund der Umstände an den Nerven. Hinzu kommen Attacken von Neonazis - mit Sturmhauben und Schlaghandschuhen. Von Luise Poschmann
Von Luise Poschmann Dienstag, 04.08.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 05.08.2015, 17:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Dem zehnjährigen Mohamed gefällt sein neues Armband, es glitzert königsblau und sieht noch neu aus. Zumindest zeigt der Junge es gern, auch den Mitarbeiterinnen an einem Straßenimbiss in Dresden-Friedrichstadt. Der liegt quer gegenüber von dem vor einer Woche aufgebauten Zeltlager für Asylbewerber. Das Plastikband weist Mohamed als Bewohner aus, genauso wie die mehr als 1.000 anderen Menschen, die in der eilig eingerichteten Notunterkunft leben.
Mohamed wohnt dort seit wenigen Tagen, er ist mit seiner Familie aus Syrien geflüchtet. Viel mehr ist über den Jungen nicht zu erfahren, der Vater an seiner Seite spricht nur Arabisch. Doch auch er zeigt sein Armband vor und tippt stolz auf die Nummer darauf. „Familie“, sagt er immer wieder und greift seinem Sohn beschützend um die Schulter.
Die sächsischen Behörden betreiben das umstrittene Zeltlager als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge, alle anderen Unterkünfte im Freistaat sind voll. Bereits in der ersten Woche war das Camp wiederholt Ziel rechtsextremer Demonstrationen und Attacken. Bei einem Protest der NPD wurden drei Gegendemonstranten verletzt, einige Tage später zogen Rechtsextreme mit Sturmhauben und Schlaghandschuhen im Gepäck vor das Zeltlager.
Für die Bewohner ist trotzdem so etwas wie Alltag eingekehrt. Eine Frau aus Albanien kommt gerade vom Einkaufen vom Discounter, es gibt Joghurt und Bananen für die Kinder. Gekauft hat sie die Sachen von ihrem Taschengeld. Neben den hygienischen Bedingungen im Zeltlager wird auch die Essensversorgung immer wieder kritisiert.
Auch der 19-jährige Nader Khan aus Afghanistan wünscht sich seufzend größere Portionen und eine Waschmöglichkeit für seine Kleidung. Er ist über die Türkei nach Europa gekommen und läuft rastlos auf dem Zeltplatz umher.
Warten, das ist die Hauptbeschäftigung für die Bewohner. Niemand weiß, wie lange er hier bleiben wird und wo es danach hingeht. Die Flüchtlinge leben auf engstem Raum ohne Privatsphäre auf einem Areal, das nur sehr bedingt als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft taugt.
Auf der Straße davor rauscht der Durchgangsverkehr vorbei, der Imbiss muss mit einem großen gelben Schild auf sich aufmerksam machen. Links und rechts des Lagers stehen Gewerbegebäude, geradeaus ist der Hafen, hinter dem Camp liegt ein alter, überdimensionierter Rangierbahnhof. Dabei ist der Standort gar nicht so weit weg vom Trubel der Dresdner Innenstadt. Nur zweieinhalb Kilometer Fußweg sind es bis zur Semperoper.
Der Boden im Camp ist staubig und wird immer wieder vom Wind aufgewirbelt. Die Luft ist schwülwarm, als am Samstagmittag plötzlich die Stimmung umschlägt. Rund 100 Camp-Bewohner geraten in einen Streit. Aus dem Zeltlager ertönt der Ruf: „Alle Helfer raus!“, dann fahren Polizeiwagen und Rettungssanitäter vor. Ein Mann mit blutigem Mund läuft umher, ein anderer hat sich am Kopf verletzt. Die Polizei teilt später mit, die Bewohner seien mit Gegenständen aufeinander losgegangen. Insgesamt acht Menschen wurden verletzt, 80 Beamte waren im Einsatz und brachten die Lage wieder unter Kontrolle.
Rund 50 Meter weiter die Straße hoch gibt es auch Stress, allerdings einer anderen Art. Im Minutentakt werden in der Geschäftsstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Spenden abgegeben. Ein paar Männerschuhe, ein Karton Baby-Sachen, auch Hygiene-Artikel nehmen die Helfer entgegen. Die Spendenbereitschaft ist so groß, dass das DRK zwischenzeitlich schon zu einem Stopp von Sachspenden aufgerufen hatte. Einige Sachen werden nun an andere Asylunterkünfte verteilt.
Händeringend gebraucht werden hingegen weitere Dolmetscher. Die 18-jährige Anne hat sich daher gemeinsam mit einem Bekannten gemeldet. Sie bilden praktisch ein Dolmetscher-Team: Er übersetzt aus dem Persischen ins Englische, sie übernimmt dann die Übersetzung ins Deutsche. Improvisation ist gefragt, auch noch eine Woche nach der Einrichtung der Zeltstadt in Dresden. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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Viele der Flüchtlinge aus Syrien wollen eigentlich nicht in westliche Länder, sondern lieber in die Türkei als einem islamisch geprägten Land mit gemeinsamer Geschichte aus der Zeit des Osmanischen Reichs, auch deshalb, weil sie hoffen, dort leichter Arbeit zu finden. Daher wäre es vielleicht vorteilhafter, die BRD würde mit der Türkischen Republik ein Abkommen über die Aufnahme einer größeren Zahl syrischer Flüchtlinge schließen und deren Unterbringung und Versorgung finanziell unterstützen, anstatt dies in der BRD zu tun.
Vergessen wir nicht Kaiser Wilhelm II. Worte am 8. November 1898 bei seinem Besuch in Damaskus:
„Möge Seine Majestät der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, welche auf der Erde zerstreut lebend, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, daß zu allen Zeiten der Deutsche Kaiser ihr Freund sein wird.“
Heute haben wir kein deutsches Kaiserreich mehr, sondern die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer unklugen Politik der Islamischen Welt und sogar den Muslimen im eigenen Land gegenüber.
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