Vor Gericht
Schweinepflicht in Schulkantine
In vielen französischen Gemeinen bieten die Schulkantinen Alternativgerichte ohne Schweinefleisch an. Das ist einem Burgunder Bürgermeister ein Dorn im Auge. Er entschied, in den Kantinen kein Gericht mehr ohne Schweinefleisch anzubieten.
Donnerstag, 13.08.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 13.08.2015, 17:39 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im französischen Dijon hat das Verwaltungsgericht am Dienstag über die Speisepläne von Schulkantinen verhandelt. Hintergrund ist die Entscheidung des Bürgermeisters von Chalon-sur-Saône (Burgund), in den kommunalen Schulkantinen ab dem neuen Schuljahr keine Menüs mehr ohne Schweinefleisch anzubieten. Der konservative Bürgermeister der 44.500 Einwohner zählenden Stadt hatte diesen Schritt mit dem Laizitäts-Prinzip der strikten Trennung von Staat und Religion in Frankreich begründet. Eine Entscheidung des Gerichts wird noch in dieser Woche erwartet.
In Frankreich hatte die Ankündigung von Bürgermeister Gilles Platret, die seit 1984 übliche Praxis mit schweinefleischlosen Alternativmenüs zu stoppen, für eine lebhafte Debatte gesorgt. Die sozialistische Regierung kritisierte dieses Vorgehen, Beifall erhielt er vor dagegen aus dem Rechtsaußen-Lager. Im Prinzip sei ein Bürgermeister nicht gehalten, Alternativmenüs für religiöse Verbote anzubieten, hieß es in der Tageszeitung «Figaro». Die Bürgermeister seien frei, sagte der Generalsekretär der Vereinigung der französischen Bürgermeister, Philippe Laurent, der Zeitung. Zugleich erinnerte er aber an deren Rolle, für sozialen Frieden zu sorgen.
Die «Liga zur gerichtlichen Verteidigung der Muslime» möchte mit einer einstweiligen Verfügung erreichen, dass in den Schulkantinen von Chalon-sur-Saône auch künftig Menüs ohne Schweinefleisch angeboten werden. Ein Gemeinderat oder Bürgermeister könne keine Entscheidung treffen, die die Glaubensfreiheit beeinträchtigt, argumentieren die Anwälte der Organisation. Eine solche Maßnahme verstoße gegen die Laizität. Die französische Konzeption sei «eine Laizität der Integration und nicht der Assimilierung», sagte Anwalt Jean-Baptiste Jacquenet-Poillot.
In vielen französischen Gemeinen bieten die Schulkantinen Alternativgerichte ohne Schweinefleisch an. 2013 war bereits in Arveyres in der Nähe von Bordeaux aus Ersparnisgründen ein einziges Menü eingeführt worden. Seit dem vergangenen Jahr wird in der Gemeinde Sargé-lès-le-Mans nur noch eine Mahlzeit serviert, im südfranzösischen Perpignon soll zum Schuljahresstart keine Alternative zu Schweinefleisch mehr serviert werden. (epd/mig) Aktuell Ausland
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Muslime sind nicht dazu verpflichtet, Fleisch zu essen; gibt es als Alternative denn kein Menu für Vegetarier? Ebenso wenig sind Christen und Atheisten dazu verpflichtet, Schweinefleisch zu essen; sie tun das nur, weil es die billigste Fleischsorte ist.
Mit der die Religion bekämpfenden und unterdrückenden französischen Revolution taten sich die Franzosen etwas sehr Übles und Schreckliches an („Opfergang einer Nonne“). Im Islam gibt es keine der katholischen Kirche vergleichbare Institution, die entmachtet werden müßte, wie es in der Frz. Revolution mit jener geschah. Ein Rest dieser Religionsfeindlichkeit ist noch im Säkularismus der heutigen Französischen Republik übrig geblieben und sorgt nun mit den Muslimen für einen Dauerkonflikt.
Würde König Heinrich IV heute leben, dann würde er den Muslimen in Frankreich vielleicht zugestehen, weitgehend nach ihren eigenen islamischen Gesetzen zu leben, so wie er es damals den Protestanten im Edikt von Nantes zugestand. „Vive la France, vive ce Roi vaillant…“
Der Buergermeister macht mit seinem inkompetenten Ansinnen nicht nur das Leben franzoesischen Menschen schwer, sondern fuehrt den Gegenbeweis zu der Annahme ein, dass Franzosen, mehr als zum Biespiel Deutsche, auf gutes Essen achten.. Verdikt: Kein guter Franzose allgemein..
Als ich eben den Bericht auf ARTE sah, konnte ich es wirklich nicht fassen, wie an der genannten Schule der Anspruch der Trennung von Staat und Religion umgesetzt werden soll, und auch wie darüber berichtet wurde: Als würde es keine Alternative geben…
Grundsätzlich teile ich die Auffassung, das Religion Privatsache ist, und dass das Prinzip der Laizität auch an den öffentlichen Schulen in Frankreich (anders als in der BRD!) gelten soll.
Dennoch sollten die SchülerInnen (alle!) auch dort gut und gesund ernährt werden, (auch wenn an dieser Stelle gespart werden soll).
Dazu gehört sicherlich kein Schweinefleisch!
Auch Kinder und Jugendliche im Wachstum (mit und ohne religiösem Bekenntnis, egal welcher Weltanschauung) haben eine Anspruch auf vollwertige Ernährung:
Diese könnte der Einfachheit halber in einer Schulkantine aus einem fleischfreien Basisessen mit ausreichend Gemüse- und Salatbüfett bestehen, das evtl. mit einer Fleisch- oder Fischbeilage (je nach Gusto und Konfession; z.B. wären dann freitags Fisch für Katholiken möglich ;-)…) ergänzt werden kann.
In Frankreich wird in den Familien traditionell genug Fleisch konsumiert, außerdem gibt es auch dort immer mehr Menschen, die bewusst auf Fleisch verzichten, auch für diese Kinder sollte es ein Angebot geben!
So kann auf die individuellen Ernährungsbedürfnisse eingegangen werden, ohne die öffentliche Debatte (um die nationalistischen
Stimmen im Vorwahlkampf) derart anzuheizen…
Das zeigt wieder, entschuldigung, die Dummheit der Muslime in Europa.
Ich würde mein Kind nicht auf so eine Schule schicken.
Es muss in Deutschland, Frankreich und ……einfach viel mehr in den Privatschulsektor investiert werden, wie z.B. in den USA, England oder auch in der Türkei.
Dann hätte man diese Probleme nicht mehr.
Oh, @Cengiz, wieder die alte Leier vom „schlechten Schweinefleisch“. LOL… bitte keine hanebüchenen „Beweise“ rauskramen jetzt. Ich kenne den Quatsch. Bin selber Türke, aber ich liebe Schweinsbraten, weil ich in Bayern lebe. Und huch, ja Bier trink ich auch. Schlimm? Unrein?
Und zum Bürgermeister: reichlich verbohrt der Typ. Würde reichen, jeweils ein vegetarisches und ein Fleischgericht anzubieten. Was für Fleisch, sollte tatsächlich egal sein. Was man halt so isst in Frankreich. Das ist sicher nicht nur Schweinefleisch, aber halt auch.
Kein Religionsvertreter hat das Recht einer staatlichen Schule den Speiseplan zu diktieren. Das widerspricht tatsächlich den Laizitäts-Prinzip. Die Verteidigung des Säkularismus sollte gerade auch Linken und liberalen, aufgeklärten Bürgerlichen in der politischen Mitte ein großes Anliegen sein. Religiöse Speisegebote sind außerdem – wie die Geschichte zeigt – keine unabrückbaren Naturgesetzlichkeiten sondern unterliegen einem steten Wandel. Für Katholiken galt jahrhundertelang ein generelles Fleischverbot am Freitag. Heute muss man Katholiken, die sich daran halten, schon mit der Lupe suchen.
Özer sagt: 3. Oktober 2015 um 22:16
„Oh, @Cengiz, wieder die alte Leier vom „schlechten Schweinefleisch“. LOL… bitte keine hanebüchenen „Beweise“ rauskramen jetzt. Ich kenne den Quatsch. Bin selber Türke, aber ich liebe Schweinsbraten, weil ich in Bayern lebe. Und huch, ja Bier trink ich auch. Schlimm? Unrein?“
Also ich liebe ja auch Schweinefleisch. Allerdings ist DE-weit durchaus ein gewisser Trend zu erkennen. So ist Schweinefleisch inzwischen bei vielen asiatischen Imbissen verschwunden, weil´s einfach nicht mehr nachgefragt wurde. Die dt. Verbraucher identifizieren diese Küchen nicht mit „fettigen, ungesunden“ Schweinefleisch.