Münchener Hauptbahnhof
Lob für Flüchtlingshelfer, Kritik an Ungarn
Für einen kurzen Zeitraum hat die ungarische Polizei Flüchtlinge nicht daran gehindert, in Züge nach Deutschland zu steigen. Kaum in München angekommen, löste die Neuankömmlinge eine Debatte aus und riefe Freiwillige Helfer auf den Plan – darunter auch Muslime.
Donnerstag, 03.09.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 03.09.2015, 17:52 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Lage am Münchner Hauptbahnhof hat sich deutlich entspannt. Nachdem am Montag und Dienstag mehr als 3.000 Flüchtlinge angekommen waren, seien es seit Mitternacht nur noch 50 gewesen, teilte die Polizei München am Mittwoch mit. Ob das so bleiben werde, könne man aber nicht sagen. Die Beamten blieben daher weiter am Hauptbahnhof, um die Lage im Blick zu behalten.
Unterstützt werden sie weiterhin von Dutzenden freiwilligen Helfern, die die Flüchtlinge mit dem Nötigsten versorgen und die Spenden aus der Bevölkerung sortieren. Darunter auch der muslimische Hilfs- und Sozialverein Hasene. Spontan habe man sich dazu entschlossen, ein kleines Lebensmittelpaket an die Neuankömmlinge zu verteilen, erklärt der Vorsitzende Mesud Gülbahar dem MiGAZIN. „Wir wollen die Menschen begrüßen und ihnen das Gefühl geben, dass es hier Menschen gibt, die sie Willkommen heißen. Die Reaktionen der Neuankömmlinge zeigt uns, wie wichtig das ist. Das sehen auch zahlreiche Passanten am Bahnhof und spenden spontan gleich vor Ort bei uns am Stand“, so Gülbahar.
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und Präsidentin der Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich begeistert über die Hilfsbereitschaft in ihrer Heimatstadt. Deutschland sei ein „Land, auf das wir stolz sein dürfen und sollten“.
Herrmann gegen weitere Flüchtlinge
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) indes will eine weitere unkontrollierte Ankunft Tausender Flüchtlingen, die in Zügen aus Österreich und Ungarn kommen, verhindern. Inzwischen haben auch einige Bundesländer reagiert und nehmen einen Teil der in München gestrandete Flüchtlinge auf.
Die ungarischen Behörden hatten am Montag und Dienstag die Flüchtlinge nicht mehr registriert und sie ungehindert nach Österreich und Deutschland weiterreisen lassen. Ihre Ankunft am Münchner Hauptbahnhof befeuert die Debatte um eine gerechte Verteilung von Asylbewerbern in der Europäischen Union. Bei einem Treffen in Berlin forderten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy alle EU-Staaten und die EU-Kommission dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Beide verlangten eine ausgewogene Zuteilung der Flüchtlinge.
Herrmann widerspricht Merkel
Österreichs Innenministerium gab Deutschland eine Mitschuld an der Situation. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte kürzlich bekanntgegeben, dass Syrer, für deren Versorgung eigentlich ein anderer EU-Staat zuständig wäre, aus Deutschland nicht mehr abgeschoben werden sollen. Diese Nachricht habe einen enormen Reisedruck bei den Flüchtlingen in Ungarn und Österreich ausgelöst, sagte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums. Kanzlerin Merkel wies den Vorwurf zurück.
Herrmann hingegen kritisierte das Vorgehen der BAMF. „Die Ankündigung, dass das Bundesamt Flüchtlinge aus Syrien nicht mehr nach der Dublin-Verordnung zurückführt, war gut gemeint“, sagte Herrmann. Sie habe aber dazu geführt, dass eine große Zahl von Flüchtlingen aus Ungarn sie als Freifahrtschein verstanden habe. „Wir müssen Ungarn in dieser schwierigen Situation helfen“, sagte Herrmann der Passauer Neuen Presse. Es müsse verhindert werden, dass die Ausreise aus Ungarn nach Deutschland weitergehe.
Budapester Bahnhof wieder gesperrt
Tatsächlich ist der Budapester Ostbahnhof inzwischen wieder für Flüchtlinge gesperrt. Tausende hatten in der ungarischen Hauptstadt die Nacht im Freien verbracht; sie hoffen weiterhin auf eine Weiterreise nach Westen.
Derweil haben die ersten Bundesländer den Bayern Hilfe angeboten. Thüringen etwa hat Flüchtlinge mit einem Bus in München abgeholt. Trotz der angespannten Flüchtlingssituation in Thüringen, sei es selbstverständlich, in einer solchen Notsituation nach Kräften zu helfen, erklärte Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne). Auch Baden-Württemberg und Hessen haben bereits Hunderte Flüchtlinge aufgenommen. (epd/mig) Aktuell Politik
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