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Verzweifelte Flüchtlinge

„Warum hilft uns Europa nicht?“

Dass Ungarn nun die Grenzen endgültig geschlossen und unter anderem Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt hat - irgendwie kann Hedeyath das schon verstehen. "Aber es geht um unser Leben. Da verstehe ich Europa nicht." Beobachtungen aus dem Busbahnhof in Belgrad.

Von Christiane Ried Mittwoch, 16.09.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 16.09.2015, 19:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Busbahnhof in Belgrad ist am späten Montagabend wie leergefegt. Von den vielen Flüchtlingen, die hier in den vergangenen Wochen den kleinen Park bevölkert und auf ihre Weiterreise nach Ungarn gewartet hatten, sind nur noch wenige übrig. Zelte, Dixi-Klos und Duschen stehen noch. Ungarn hat am Montagabend – schneller als angekündigt – das letzte Stück offene Grenze zu Serbien am Bahnübergang Röszke geschlossen. Seit Dienstag gilt ein illegaler Grenzübertritt als Straftat. Damit ist die sogenannte Balkan-Route über Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn dicht.

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Die Flüchtlinge, die vor allem aus Syrien und Afghanistan kommen, hatten sich dementsprechend beeilt, um noch irgendwie nach Ungarn und damit in die EU zu gelangen. Vier junge Syrer haben es nicht geschafft: Sie sitzen um kurz nach Mitternacht erschöpft auf einer Parkbank in Belgrad vor dem Busbahnhof und überlegen, wie es weitergeht. Ihr Ziel ist – wie bei so vielen – Deutschland. Das wollen sie nun auf einer anderen Route erreichen – wohl über Kroatien, Slowenien und Österreich, erzählen sie.

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Der Stress der vergangenen Tage ist ihnen anzusehen. „Wir haben uns beeilt, wir wollten unbedingt nach Röszke“, erzählt Hedayath. Doch in Mazedonien habe er seinen jüngeren Bruder aus den Augen verloren. Ohne ihn habe er die ungarisch-serbische Grenze nicht überqueren wollen. Er warte jetzt auf seinen Bruder. „Ich habe meiner Mutter versprochen, dass wir zusammenbleiben und ich auf ihn aufpasse“, erzählt er bedrückt. Seine Mutter ist in Aleppo zurückgeblieben, sie wisse zum Glück noch nichts von der Trennung.

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Dass Ungarn nun die Grenzen endgültig geschlossen und unter anderem Deutschland wieder Grenzkontrollen eingeführt hat – irgendwie könne er es schon verstehen, sagt Hedayath. Es seien ja so viele auf der Flucht. „Aber es geht um unser Leben. Da verstehe ich Europa nicht.“ Auf der Überfahrt zwischen der Türkei und Griechenland sei sein Boot mit Dutzenden von Menschen fast untergegangen. „Ich habe gedacht: Jetzt ist es vorbei“, erzählt Hedayath. „Warum hilft uns Europa nicht?“

Ein ähnliches Bild wie in Belgrad bot sich am Montag nahe der serbisch-mazedonischen Grenze bei Presevo. In dem Flüchtlingslager, wo in den vergangenen Tagen jeweils mehrere tausend Flüchtlinge registriert wurden, sind nur noch wenige hundert übrig. Auch hier hatten es die Menschen eilig, noch schnell Röszke zu erreichen. Die wenigen, die jetzt noch nach Serbien kommen, wissen oftmals noch nichts von der geschlossenen ungarisch-serbischen Grenze. Sie reagieren dementsprechend geschockt.

Marija Vranesevic, Programm-Manager von Philanthropy, einer Wohltätigkeitsstiftung der serbisch-orthodoxen Kirche, berichtet, dass die Flüchtlingszahlen in den Tagen zuvor wegen der angekündigten Grenzschließung in Ungarn deutlich gesunken seien. In den vergangenen Wochen seien täglich zwischen 3.000 und 9.000 Flüchtlinge nach Serbien gekommen. Am Montag seien es gerade mal 1.500 gewesen. Wie es nun weitergehe, ob es einen Rückstau an Flüchtlingen gebe – das könne niemand genau sagen. (epd/mig)

Flüchtlinge auf der Autobah Aktuell Gesellschaft

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