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Sabine Beppler-Spahl, bearb. MiG
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Salafismus

Was tun mit der Jugend?

Der Salafismus entwickelt sich zunehmend zu einer Jugendkultur, die Burka ist der neue Punk. Immer mehr Jugendliche wenden sich dem Salafismus zu - viele von ihnen sind gebildet, eloquent, dynamisch. Diesen Trend sollen ausgerechnet Verbote aufhalten? Von Sabine Beppler-Spahl

Von Montag, 08.02.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.02.2016, 17:05 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Wie kann der radikale „Islamismus“ bekämpft werden? Durch eine Begrenzung der Zuwanderung von Muslimen? „Wenn auch nur ein Prozent derjenigen, die kommen, radikale Gedanken hegen, wären das, bei einer Million, immer noch 10.000 Menschen“, sagte mir ein Bekannter kürzlich.

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Diese Sichtweise trägt nicht zum Verständnis des Problems bei, denn der Salafismus wächst unabhängig von der Immigration. Wer davon ausgeht, es handele sich um ein externes – d.h. von außen an uns herangetragenes Problem – verdrängt, dass es handfeste Gründe gibt, warum sich Jugendliche islamistischen Gruppen zuwenden.

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Über 460 Salafisten leben laut Landesamt für Verfassungsschutz allein in Hamburg. Sie organisieren Koranstände (z.B. die Aktion „Lies!“) und betreiben Werbung in sozialen Netzwerken. Immer wieder wird gefordert, diese Aktivitäten zu verbieten:

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„Wir werden nicht dulden, dass mitten in unserer weltoffenen Stadt Werbung für totalitäre Herrschaftsstrukturen gemacht wird“, sagte Markus Frank, Ordnungsdezernent der Stadt Frankfurt, nachdem eine ungenehmigte „Lies!“ Kampagne unterbunden wurde. In Österreich (aber auch bei uns) wird darüber nachgedacht, Koran-Stände vor Flüchtlingsheimen zu verbieten.

Verbote oder Abschottungen sind jedoch keine befriedigenden Lösungen für politische Probleme. Es ist gewiss einfacher zu fordern, unliebsame Phänomene zu verbieten (in der Hoffnung, sie könnten dadurch verschwinden), als sich der Frage zu stellen, warum radikalen Islamisten so viel Zulauf bekommen.

Globale Jugendkultur

Dass es sich beim „Islamismus“ im Wesentlichen um eine Jugendkultur handelt („Die Burka ist der neue Punk“,) spricht sich langsam herum. Doch ein Missverständnis hält sich hartnäckig: Es seien vor allem leicht beeinflussbare, dumme oder ungebildete Jugendliche, die der Ideologie verfallen. Wird deswegen in Österreich die Koranverteilung vor Flüchtlingsheimen gefordert, weil hier die Anfälligsten und Schwächsten vermutet werden? Jedenfalls basiert die Verbotslogik auf der Idee, bei der Verteilaktion handele es sich um eine Art Gehirnwäsche.

Ganz konträr zu dieser Vorstellung sind es — wie der Soziologe Frank Furedi schon vor einigen Jahren in England beobachtete — häufig die dynamischeren, intelligenteren und eloquenteren Jugendlichen, die sich dem radikalen Islam zuwenden (Times Educational Supplement, 8.9.2006). Furedis Beitrag zeigt, wie präsent und gut organisiert salafistische Gruppen bereits vor 10 Jahren an den Universtäten Großbritanniens waren – lange bevor die große Einwanderung aus Syrien begann.

In einer Zeit, da die traditionellen politischen Studentengruppen kaum noch existierten, waren es auf einmal nur noch Islamisten, die etwas zu sagen hatten. An vielen Universitäten entwickelten sie sich zur aktivsten und am besten organisierten Studierendengruppe. Somit wurden sie attraktiv für Jugendliche, die ein wirkliches Interesse daran hatten, die Welt um sich herum zu verändern. Sie sprachen Studenten an, die den Irakkrieg verabscheuten oder mit dem Schicksal der Palästinenser sympathisierten.

Diejenigen also, die meinen, das Problem ginge allein von extremistischen Agitatoren aus, ignorieren diese politische Realität. Es ist leicht, den Terror als von außen hereingetragen zu verstehen. Aber das erklärt nicht, warum so viele intelligente, junge Menschen geneigt sind, die Rhetorik radikaler Islamisten zu akzeptieren, wenn es um die Interpretation des Weltgeschehens geht.

Sympathien für antiwestliche Haltungen

Auch meine Erfahrung ist, dass in jedem Fachhochschulkurs (den ich als Dozentin leite) Studenten sitzen, die unverkennbare Sympathien für „alternative“ oder antiwestliche Behauptungen hegen. Die jüngsten Anschläge in Paris, so die Meinung eines Studenten (der übrigens ebenfalls zu den sehr guten zählt), seien eine „Antwort auf all das, was wir im Westen nicht mitbekommen.“ Über 14 Jahren nach den Anschlägen in New York behaupten nicht wenige immer noch, die USA hätten den Terror „gesät“. Beliebt ist auch die Idee, dass die Journalisten und Karikaturisten von Charlie Hebdo ihre brutale Ermordung „provoziert“ hätten.

Professor Furedi hat Recht, wenn er schreibt, dass es uns nicht an Verboten mangelt, sondern zu oft an dem Mut, solchen Verirrungen mit kohärenten Argumenten entschieden und überzeugend zu begegnen. Er fordert mehr öffentliche Debatten. Statt defensiv zu sein, sollten wir die Themen bei jungen Muslimen und anderen offen ansprechen.

Wer nach Verboten ruft, verschlimmere die Situation. Er signalisiere, dass er jungen Menschen nicht zutraue, ein eigenes Urteil zu bilden, und selber zu merken, was richtig oder falsch ist, wenn ihnen unterschiedliche Meinungen angeboten werden. Zensur, so Furedi, zeuge von einer moralischen Feigheit, die darauf beruhe, dass wir glaubten, unsere säkularen, demokratischen Ideale könnten im offenen Wettstreit nicht bestehen. Während sich manche das Problem des radikalen Salafismus einfach wegwünschen, indem sie es ignorieren, meinen andere, sie könnten es verbannen, verbieten oder durch ein Einwanderungsverbot bekämpfen. Beides ist falsch. Aktuell Meinung

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  1. religiöser Atheist sagt:

    qkarakal – sie sprechen die Übersetzungen des Korans an die in ihren Augen kein „echter“ Koran sind weil man den ja nur im arabsichen Original lesen kann.
    Nun sagen sie mir – wie viele der hier lebenden Muslime (ich schließe die Salafisten da einfach mal mit ein) haben den „echten“ Koran denn gelesen? Und wie viele davon haben erst Arabisch lernen müssen um das zu können?
    Sie wissen schon, wenn man eine Sprache lernt (die nicht die Muttersprache ist) wird man immer im Kopf „übersetzen“. Diese Menschen lesen im Grunde also eine deutsche Version des Korans – weil sie Arabisch maximal als Zweitsprache sprechen.
    Was im übrigen auf einen Großteil der Menschen auf der Welt zutreffen dürfte – oder denken sie die vielen Muslime die aus dem afrikanischen Raum kommen können arabisch lesen? Ohne böse zu sein – viel von dort können noch nicht mal ihre eigene Sprache lesen/schreiben!

    Das ganze Gerede über „nur der arabische Koran ist der echte“ soll doch nur als Argumentationshilfe dienen um Diskussionen zu vermeiden oder Argumente zu liefern man würde „ihn einfach nur nicht verstehen“.

    Sprache ist ein lebendiger Prozess – niemand der heute lebt (!) kann EXAKT wissen wie das was da geschrieben wurde damals gemeint war – egal ob er arabisch kann oder nicht – denn das heutige arabisch ist eben nicht das arabisch von früher. Und wie heißt es doch – der heilige Koran wurde nie verändert….

  2. Cengiz K sagt:

    Sie sind in Ihrem Element… noch mehr Verleumdungen durch konstruierte Quer- und Schrägbeziehungen… Beweise sehen anders aus.. Aber ich pflichte Ihnen in einem Punkt uneingeschränkt bei:

    …aber mir fehlt da wirklich der Zusammenhang…

    Sie sagen es.. Aber gut, dass Sie Ihrem potentiellen Arbeitsgeber, dem Verfassungsschutz (die mit dem großen Aktenschredder, denen immer wieder auch mal Dokumente verloren gehen oder Schweigegelübde ablegen), die Zurechnungsfähigkeit darüber hinaus gehend absprechen.. Diese ‚Behörde‘ ist vollständig unnütz, und muss irgendwie sich eine Raison d’etre geben.. Jetzt sagen Sie mir doch noch kurz, welcher „gewaltbereite Salafist“ zumindest in welchem Kommunalparlament als gewählter Repräsentant sitzt, der auch nur annähernd die Möglichkeit hätte (nicht, dass das überhaupt möglich wäre), die Verfassung abzuschaffen.. Verspüren Sie eigentlich auch Ängste? Und jetzt sagen Sie mir noch, wieviele PKK-Sympathisanten (wegen gewaltbereit und so) im Bundestag sitzen?

  3. Matthias sagt:

    Wenn ich manch Kommentar hier lese über den „unnützen“ Verfassungsschutz, den einzig „wahren“ Koran, den inszenierten Opferstatus des Islams, weil Lies! als extremistische Organisation bezeichnet wird, dann frage ich mich, was denn dann noch so toll in Deutschland ist.

    Ich lebe gern in Deutschland. Ich finde, unserer Verfassungsschutz beschützt mich vor rechtem oder religiösem Terror. Ich finde es gut, dass ich den Koran auf Deutsch lesen kann. Ich finde es wunderbar, dass wir religiösen Frieden im Land haben.

    Wer nur glücklich mit dem wahren Koran und ohne deutsche Sicherheitsbehö rden ist, den zwingt doch Niemand zu bleiben.

  4. Volker K. sagt:

    Ansonsten geht es noch, liebe/r Cengiz? Besteht bei Ihren Antworten überhaupt ein Bezug zum Artikel oder geht es Ihnen eher darum auf Biegen und Brechen zu provozieren und andere Kommentatoren anzugreifen? Sie können wohl keine ernstzunehmende Bewertung über die salafistische Strömung gelten lassen obwohl sie alle zu ziemlich dem gleichen Ergebnis kommen. Ich gebe Ihnen noch ein Beispiel daß Sie als Zielscheibe verwenden können: „Radikale salafistische Gruppen instrumentalisieren den Islam, um ihre Ziele, oftmals auf sehr gewalttätige Art, durchzusetzen. Auch in aufgeklärten Gesellschaften finden sie – meist jugendliche – Anhänger.“, so ein einleitender Text einer Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung. Ebenfalls kein potentieller Arbeitgeber (leider) und ebenfalls eine sehr nützliche und wirksame Einrichtung. Natürlich nur für diejenigen die für sich den Anspruch auf politische Bildung stellen.
    In verschiedenen Texten der BpB wird explizit auf die Gefahr hingewiesen daß gerade auf desorientierte Jugendliche, die aus einem instabilen sozialen Umfeld kommen,diese gewaltbereite Strömung eine besondere Anziehungskraft hat und diese Anziehungskraft entsteht nicht zuletzt eben durch den gewalttätigen Bezug. Das kann man – auch Sie – nicht einfach leugnen und als Falschdarstellung bezeichnen.

  5. Magistrat sagt:

    @Volker K., wenn Sie schon so interessiert sind, empfehle ich Ihnen, Ihren Horizont um die sehr aufschlussreiche ZDF-Doku „Islamist im Staatsauftrag“ zu erweitern, so viel zur Verlässlichkeit der Quellen des VerfSchutz, u.ä… Sie werden sich wundern!