Jan Böhmermann, ZDF, Erdogan, Recep Tayyip Erdogan
Szene aus Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale" im ZDF neo.

Die Mehmetebene

Der Fall Böhmermann ist ein Trauerspiel

Es ist symptomatisch, dass Bundeskanzlerin Merkel in der Kausa Böhmermann ausgerechnet den Moment der Empathie für die türkische Rezeption zum ärgerlichen Fehler erklärt. Und hier liegt auch die ganze gesellschaftliche Tragik des Falles. Von Murat Kayman

Von Montag, 25.04.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 29.04.2016, 9:28 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Der Fall Böhmermann ist – kurz gesagt – ein Trauerspiel. Schon in der Böhmermannschen Darbietung selbst, mehr noch in der erstaunlich breiten und emotional geprägten medialen Aufarbeitung im Anschluss an die Ausstrahlung der Sendung, offenbart sich die ganze Schwere der deutsch-türkischen Beziehungen. Und damit ist nicht die zwischenstaatliche Diplomatie gemeint.

Gewichtiger und für unser Zusammenleben prägender ist die tiefe Dissonanz innerhalb des deutsch-türkischen Seelengeflechts hier vor Ort.

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Schon zu Beginn war dieses Verhältnis nicht auf dauerhaftes Gelingen angelegt. Die Türken waren seit Beginn der Arbeitsmigration ein provisorischer Faktor. Zweifellos gab es auf persönlicher, nachbarschaftlicher Ebene viele auch enge Kontakte voller Wärme und Hilfsbereitschaft. Die große Politik hat jedoch stets eine emotionale Kluft zu wahren gesucht. Für türkischstämmige Menschen, die etwa zum Zeitpunkt des Anwerbestopps 1973 in Deutschland geboren oder hier angekommen und aufgewachsen sind, ist das deutsch-türkische Verhältnis stets von Befremden und Irritation geprägt gewesen. Jedenfalls ging es mir so.

Ich bin 1973 in Lübeck geboren worden. Ich bin in einem Land aufgewachsen, das in den 80er Jahren Rückführungsprämien gezahlt hat. Also Menschen dafür bezahlt hat, dieses Land zu verlassen. Als ich unseren damaligen Nachbarn zusah, wie die materielle Manifestation ihres ganzen Lebens in einem LKW untergebracht wurde und sie aufbrachen in eine Heimat, welche die Kinder in meinem Alter nur aus dem Urlaub kannten, wusste ich nicht, was ich davon halten soll. Wie soll ich hier ein Heimatgefühl empfinden, wenn mich der Staat dafür bezahlt, ein solches eben bloß nicht zu entwickeln?

Ich habe das deutsch-türkische Verhältnis immer als Zweckgemeinschaft, als Vernunftehe empfunden. Um es provokativer zu sagen, vielleicht als Zwangsehe. Dem einen Partner ist die Beziehung nützlich, er verbindet damit auch nur rationale Aspekte der Zweckmäßigkeit und Dienlichkeit. Der andere Partner ist materiell abhängig, nicht in der Lage, die Beziehung zu beenden. Er hat sich eingerichtet und tröstet sich durch Bequemlichkeiten darüber hinweg, ohne Zuneigung leben zu müssen. Gewiss ist dieses Bild unvollständig oder verzerrt.

Es beschreibt aber die Paradoxie der jahrzehntelang postulierten Aufforderung zur Integration, bei gleichzeitig stetiger gesellschaftlicher Zurückweisung. Fordern ohne Fördern.

Ein solcher Moment war beispielsweise die Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch populistisch inszeniert zum „Wo kann man hier gegen Türken unterschreiben?“. Oder die Trauerfeier nach dem Brandanschlag in Solingen Anfang der 90er Jahre, als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl öffentlich erklärte, er werde sich nicht am Beileidstourismus beteiligen. Stellvertretend nahm Klaus Kinkel an der Trauerfeier teil. Als Außenminister. Denn ermordet worden waren ja nur „Ausländer“, also Fremde.

Wenige Jahre zuvor, gab es einen Moment der Annäherung, des Dazugehörens. Nämlich als die Mauer fiel. Für einen kurzen Augenblick der Geschichte war der „Ossi“ der Ausländer. Die Türken gehörten zu den Einheimischen, zu denen, die hier zu Hause waren. Es gab „Ossi-Witze“ die gingen so: Versucht sich ein „Ossi“ bei Aldi an der Kasse vorzudrängeln. Ruft der Türke in der Schlange „Stell dich gefälligst hinten an! Wir waren vorher hier!“

Damit war es aber schnell vorbei. Mit den Rufen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ in Rostock-Lichtenhagen oder Hoyerswerda, mit den Anschlägen in Mölln und Solingen war schnell klar, wer hier zu Hause ist und wem welcher Platz in der Gesellschaft gebührt.

Unter großem gesellschaftlichem Applaus durfte dann auch mal endlich gesagt werden, dass die Türken kaum mehr zur Produktivität dieses Landes beitragen, als Taxis zu fahren, Gemüse zu verkaufen und Kopftuchmädchen zu zeugen. Ein Satz, der die Lebenswirklichkeit vieler Deutschen beschreibt, die den „Ali“ nur vom Gemüsestand oder als Taxifahrer kennen, sich mit „Ali“ aber nie auf einer Geburtstagsfeier unterhalten haben. Gleichzeitig ist das ein Satz, der den Kumpel „Ali“, der sich durch harte Arbeit im Bergbau oder in der Schwerindustrie um seine Gesundheit geschuftet hat, um den Stolz auf seine Lebensleistung betrügt.

Nun mag das für deutsche Ohren vielleicht wehleidig oder mimosenhaft klingen. Aber Türken sind emotional. Auch ihr Verhältnis zum Staat ist emotional geprägt. Der Staat ist „devlet baba“, „Vater Staat“. Das Heimatland ist „Anavatan“, „Mutterland“. Interessanterweise heißt es im Deutschen „Vaterland“. Der Türke liebt sein Mutterland, er will stolz sein auf sein Mutterland. Dem Deutschen ist angesichts der historischen Erfahrungen jede „Vaterlandsliebe“, gar Stolz auf das „Vaterland“ suspekt.

Die oben beschriebenen Erfahrungen der Ablehnung oder der Nichtachtung werden kaum durch positive Erfahrungen der Triangulierung zwischen Vater- und Mutterland aufgefangen. Von deutscher Seite gab und gibt es wenig Interesse an allem Türkischen. Ein intensives Verhältnis, vergleichbar der deutsch-französischen Freundschaft, hat sich nie entwickelt.

Nun haben Deutschland und die Türkei keine gemeinsamen Grenzen. Aber sie haben gemeinsame Menschen, etwa 3 Millionen. Dennoch blieb das Verhältnis distanziert. Der Deutsche kann heute formvollendet seine Tagliatelle alla emiliana bestellen, seinen Montepulciano ordern und sich „mille grazie!“ für den Espresso macchiato bedanken. Aber mit dem stummen türkischen Dehnungs-g kommt er auch nach 50 Jahren noch nicht klar.

Das Land der Dichter und Denker kann die Rührung nicht nachempfinden, die der Türke bei Versen eines Orhan Veli oder eines Cahit Sıtkı Tarancı empfindet. „Bakakalırım giden geminin ardından; Atamam kendimi denize, dünya güzel; Serde erkeklik var, ağlayamam.“ Die stille Verzweiflung in diesen Zeilen bleibt ihm verborgen. „N’eylersin ölüm herkesin başında. Uyudun uyanamadın olacak. Kim bilir nerde, nasıl, kaç yaşında? Bir namazlık saltanatın olacak. Taht misali o musalla taşında.“ Die Melancholie, das Gefühl des „Hüzün“ in diesen Versen kann er nicht nachempfinden.

Statt sich für die Gedichte des Türken zu interessieren, schreibt der Deutsche halt lieber selbst Gedichte. Und die Böhmermann-Nummer hat bewusst oder fahrlässig den deutschen Blick auf das Türkische konzentriert auf den Moment der Verachtung. Sie hat genau jene Saiten angeschlagen, die in der türkischen Seele nach über 50 Jahren Migrationserfahrung schmerzen. Sie wurde verstanden als die dominante Geste des Hausherren, mit der er den ewigen Gast auf seinen Platz verweist. Der Anspruch mag ein anderer gewesen sein. Die kalkulierte oder vielleicht auch im Nachhinein hineininterpretierte satirische Raffinesse konnte in und gerade wegen der Inszenierung nicht verstanden werden.

Denn Böhmermann hat in dem Moment, in dem er die türkische Flagge im Hintergrund hat einblenden lassen, sein türkisches Publikum verloren. Ab diesem Zeitpunkt konnte die Nummer für den türkischen Empfänger nicht mehr nur als Schlagabtausch zwischen Böhmermann und Erdogan begriffen werden.

Vielleicht hat Böhmermann mit der Verwendung stereotyper Beschimpfungen gerade der deutschen Verachtung den kritischen Spiegel vorhalten wollen. Vielleicht muss man ihm – im Zweifel für den Satiriker – diese Absicht zugestehen, die Nummer auf eine Metaebene transformiert haben zu wollen. Aber auf der Mehmetebene blieb nur der Geschmack des verkrusteten Ressentiments gegen den stinkenden türkischen Sodomisten.

In der medialen Besprechung dieser Inszenierung war sie dann wieder da, die Geste der kulturhierarchischen Belehrung über Kunst und Satire, Freiheit und Demokratie. Das verächtliche Ausspucken wurde uminterpretiert zum kritischen Räuspern.

Die klügste Geste der Bundeskanzlerin war die öffentliche Bekundung, das Gedicht als bewusst verletzend bewertet zu haben. In diesem Moment war sie die Kanzlerin auch der türkischstämmigen Bürgerinnen und Bürger. Natürlich spielt diese Bewertung keine Rolle für die juristische Würdigung des Falles. Und das hätte sie auch deutlich hinzufügen können und sollen. Und der Bezug dieser Bewertung nur auf das Gedicht und nicht auf die gesamte Inszenierung hätte diese Äußerung in ihrer Differenziertheit sogar glaubwürdiger gemacht.

Es ist aber symptomatisch für die deutsch-türkische Beziehung, dass sie ausgerechnet diesen Satz nun öffentlich als Fehler bezeichnet und erklärt, sich darüber geärgert zu haben. Sie erklärt den Moment der Empathie für die türkische Rezeption der Böhmermann-Nummer zum ärgerlichen Fehler. Und hier liegt auch die ganze gesellschaftliche Tragik des Falles.

Politiker und Medien überbieten sich regelmäßig in der Entrüstung über Erdogan-Sätze zur Assimilation als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie beklagen sich über einen tatsächlichen oder vermeintlichen Einfluss der Türkei auf türkischstämmige Menschen in Deutschland.

Dabei merken sie nicht, dass Erdogan nur eine Lücke füllt – und das nicht einmal besonders geschickt. Wir leugnen seit Jahren, dass es eine hybride deutsch-türkische Identität geben kann. Wir verstehen auch nach 15 Jahren Islamdebatte „Deutsch“ und „Muslim“ immer noch als einander ausschließende Begriffe, obwohl es sich um unterschiedliche Kategorien handelt. Wir fragen hier in Deutschland geborene Menschen, warum sie so gut Deutsch sprechen. Oder wo sie „wirklich“ herkommen.

Dafür, dass junge Menschen, deren einzige soziale Realität sich hier in Deutschland abspielt, sich dennoch von dieser Gesellschaft abwenden, ist nicht Erdogan verantwortlich. Das haben wir ganz allein geschafft. Leitartikel Meinung

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  1. Abdurrahman sagt:

    Ich bedanke mich, dass ihr meine Gefühle in Worte gefasst habt. Das sollte auch die Bundeskanzlerin lesen.

  2. Klaus Mumme sagt:

    Ein sehr erklärender Artikel. Meine Ehefrau ist Türkin und wir sind seit über 40 Jahren verheiratet. Wie soll ich als „Deutscher “ meiner Ehefrau Unverschämtheiten wie von Typen wie Böhmermann das erklären. Das die deutschen Politiker so einen Satireclown auch noch decken, verwundert mich bei dem bislang erlebten, überhaupt nicht. Vermutlich wurde die erzeugte ZDF-Sendung von Böhmermann von Rundfunkgebühren bezahlt, wo auch wir drann beteiligt waren.
    Ich hoffe, dass es zum Prozess kommt, und das der Richter den Mut hat eine angemessene Strafe gegen diesen Clown auszusprechen.
    mfg Aysel u. Klaus Mumme

  3. Stefan Weber sagt:

    @ Gerd Weghorn

    Herr Erdogan hat nicht den Schimmer einer Ahnung, wie weit die Satirefreiheit in Deutschland oder Europa tatsächlich geht. Hätte man sonst den Deutschen Botschafter nach dem extra3-Beitrag einbestellt?!

    Aktuell zweifle ich sogar an den Geographiekenntnissen türkischer Politiker. Die aktuelle Kritik in Richtung Genf lässt hier jedenfalls befürchten, dass nicht jedem bewusst zu sein scheint, dass die Schweiz nichts mit der EU zu tun hat.

    Böhmermann wollte mit Sicherheit keine Lehrstunde für Herrn Erdogan veranstalten. Angeblich wurden jedoch bereits 16 Syrer an der türkischen Grenze erschossen. Dieser Deal zwischen der EU und der Türkei ist daher das wirkliche Ziel dieser Satire und diese Satire trifft ja offensichtlich auch genau dort hin, wo es allen am meisten weh tut . Gäbe es diesen Deal nicht, würde sich Europa oder die Kanzlerin bestimmt nicht von Erdogan vorführen lassen.

    Europa steht aktuell vor der Entscheidung ob es (über dem Atlantik oder wie) hier in Richtung Türkei die eigenen Standards aufgeben möchte oder den Mut aufbringt auch denen die Stirn zu bieten, welche jetzt versuchen Europa ihre eigenen niedrigeren Standards aufzudiktieren. Herr Erdogan pokert aktuell in Bezug auf die Satirefreiheit, um auszuloten, wie weit Europa bereits erpressbar geworden ist. Und Herr Böhmermann war der einzige, der umgekehrt die Grenzen für uns ausgelotet hat.

    Im Gegensatz zu der EU hat die Türkei aber ein „vergängliches“ Blatt auf der Hand. Sobald die Flüchtlinge eine andere Route nehmen, hat Herr Erdogan seine Schuldigkeit getan und man wird ihn wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.

    Für die Türkei könnte dies eine Art Isolation bedeuten und für Europa könnte Schaden an den Freiheitsrechten nehmen. Es war daher aus meiner Sicht ein gravierender Fehler der Regierung ein vom Gesetzgeber die Ermächtigung in Bezug auf die Strafmaßverschärfung zu erteilen. Die Ausrede, dass man nicht hätte Nein sagen können, ist aus meiner Sicht völliger Unsinn. Wäre dem so, brauchte man die Regierung in diesem Punkt ja auch nicht kraft Gesetz bemühen.

  4. derkritiker sagt:

    @ Frieda ,Stefan Weber und den Rest der Uneinsichtigen

    Haben sie schon merkel ,schäuble und co in nazi uniformen und nazi vergleichen in Griechenland vergessen ?

    Wie hieß es da , die frechen Griechen haben nix zu fordern und was fällt denen überhaupt ein ? Waren diese Karikarturen etwa nicht ehrverletzend oder beleidigend ? und haben sich nicht auch viele deutsche nicht provoziert gefühlt ?

    Was würde mit einem „satiriker “ in deutschland passieren der mitglieder der bundesregierung in nazi uniformen darstellt oder vergleiche anstellt ?
    satire darf doch alles . oder kommt es drauf an wer aufs korn genommen wird ?

    Es scheint so das einige leute den ernst der lage in der türkei nicht vollständig erkennen .Das dabei aus unserer Sicht überreagiert wird ,aber zwei kriege an den grenzen , ein konflikt der die nationale und territoriale integrität des landes in frage gestellt , eine politisch gespaltene gesellscht mit tiefen gräben . und dann einseitige „kritik“ aus dem ausland die mit klischees beladen im staatsfernsehn ausgestrahlt wird ?

    ich denke die islamkritischen resentiments und die oberlehrerhafte arroganz der deutschen ist ihnen wieder über dem kopf gewachsen , deutsche sind halt in der geschichte schon wegen ihres hochmuts und überheblichkeit oft verschrien , und wieder wusste einer nicht wann gut ist .

  5. Stefan Weber sagt:

    @derkritiker

    Schon der Begriff „Staatsfernsehen“ zeigt deutlich, wie sehr sich unsere Sichtweisen unterscheiden. Der Staat hat das Recht und die Pflicht bei Bedarf auch gegen den Willen der Bürger zu handeln. Tut er dies jedoch ohne Not, so ist der Begriff des Unrechtsstaats der einzig richtige.

    Herr Erdogan fühlt sich ja aktuell in seiner „Ehre“ verletzt. Ich kann mit dieser Auslegung des Ehrbegriff recht wenig anfangen. Er baut ohne Baugenehmigung einen Palast in ein Naturschutzgebiet und schimpft dann über die Satiriker von extra3, welche dies anprangern.

    Er hat rund 2000 Anzeigen wegen Beleidigungen eingereicht, aber warum wird ein „ehrbarer“ Politiker derart häufig beleidigt?! So gesehen hat Böhmermann dem ganzen höchstens das Sahnehäubchen noch aufgesetzt.

    Sehr geehrter @derkritiker, Ihr Weltbild scheint nach meinem Eindruck genauso entrückt wie die Selbsteinschätzung von Herrn Erdogan. Wer Gutes tut, sich für Menschenrechte oder Menschlichkeit einsetzt, kann sich dessen gewiss sein, dass ihn seine Mitmenschen auch „ehrvoll“ behandeln und wer das Gegenteil tut, braucht sich in Anlehnung an die amerikanischen Reaktionen (John Oliver) zum Fall Böhmermann nicht wundern, wenn sich hier andere darüber amüsieren, wenn es ihn dort erwischt, wo es ihm richtig weh tut.

  6. Carla Schick sagt:

    DerKritiker:
    „Was würde mit einem „satiriker “ in deutschland passieren der mitglieder der bundesregierung in nazi uniformen darstellt oder vergleiche anstellt ?“

    Das ist wohl der Unterschied! Bei Schäuble wurde sogar seine Behinderung in griechischen Karikaturen aufgenommen.

    Sobald ein Politiker gegen eine satirische Darstellung mit Nazi-Uniform aufschreit, hätten wir türkische Verhältnisse. Außerdem gilt der alte Satz, dass ein getroffener Hund bellt. Manchmal ist es einfach klüger den Mund zu halten …

  7. Matthias sagt:

    Die griechischen Nazibilder fand ich sehr ehrverletzend, aber mir ist nie in den Sinn gekommen, der griechische Staat möge da eingreifen. In Italien genauso.

    Und lieber Herr Mumme, schade, dass sich Ihre Ehefrau sich beleidigt fühlt. Aber in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit, Presse- und Kunstfreiheit muss man dies erdulden können.

    Hier wird es keinen Konsens i.S. Böhmermann geben, und auch nicht die absolute Wahrheit. Nur Meinungen.

    Meine Meinung:

    Erdogan solange triezen bis auch dem Letzten klar wird, welch Teufel das türkische Volk drangsaliert!

  8. derkritiker sagt:

    tja diese deutsche arroganz und dieses “ wir sind der maßstab der welt “ -getue geht mir dermaßen auf den wecker . vorallem weil die leute null ahnung von ihrem eigenen land und deren gegebenheiten haben .

    aber keine sorge ich als guter migrant und ausländer klär sie auf !!!!

    Stgb

    § 90
    Verunglimpfung des Bundespräsidenten

    (1) Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Bundespräsidenten verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

    (2) In minder schweren Fällen kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2), wenn nicht die Voraussetzungen des § 188 erfüllt sind.

    (3) Die Strafe ist Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, wenn die Tat eine Verleumdung (§ 187) ist oder wenn der Täter sich durch die Tat absichtlich für Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundsätze einsetzt.

    (4) Die Tat wird nur mit Ermächtigung des Bundespräsidenten verfolgt.

    § 90a
    [Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole]

    (1) Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs.3)

    die Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder oder ihre verfassungsmäßige Ordnung beschimpft oder böswillig verächtlich macht oder
    die Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder verunglimpft,

    wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

    mehr muss wohl nicht gesagt werden !!!
    wenn sie wollen kann ich auch ein paar prozesse rauskrammen

    Und lieber stefan weber , ard ,zdf und die öffentlich rechtlichen sind nun mal staatsfernsehn ob es ihnen passt oder nicht , das ist die internationale konotation

  9. Stefan Weber sagt:

    @derkritiker

    Ihnen ist bekannt, dass man auch die Streichung des § 90 StGB in Erwägung gezogen hatte.

    Sie können mich übrigens gerne „arrogant“, „uneinsichtig“ oder wie auch immer nennen. Sicherlich kennen Sie den Satz „Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“ Das Zitat stammt übrigens nicht von Voltaire, sondern von Evelyn Beatrice Hall.

    Und hier sind wir genau bei dem Punkt, um den es im Kern geht. Die Aufklärung forderte neben Freiheit und Brüderlichkeit die Gleichheit (sowie Toleranz und Humanität). Im Geiste der Aufklärung ist es undenkbar, dass es ein anderes Strafmaß gibt, wenn man statt eines „gewöhnlichen Bürgers“ den Bundespräsidenten oder den Staatsmann eines anderen Landes beleidigt.

    In unserer Verfassung ist der Gleichheitsgrundsatz im Artikel 3 GG verankert. Die Gleichheit vor dem Gesetz, gilt daher für alle Menschen, also auch für Herrn Erdogan in der Türkei! Gesetze, welche gegen das Grundgesetz verstoßen, können vom BVG außer Kraft gesetzt werden. Das Grundgesetz alleine bestimmt den Rahmen, was Gesetze erlauben oder verbieten dürfen.

    Unser Grundgesetz ist übrigens nicht der Maßstab der Welt. Aber unser Grundgesetz stützt sich auf die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Was ist jedoch umgekehrt der Maßstab, den Sie bevorzugen würden? Ist es eine Religion oder gar eine Ideologie, welche Sie gerne als Maßstab der Welt sehen würden.

    Religionen verklären die Ethik mit ihren Dogmen. Was in einer Religion moralisch gilt, kann in Wahrheit absolut unethisch und unmenschlich sein. Aus diesem Grund bin ich von der Idee überzeugt, dass Grundwerte frei von Dogmen gelten müssen. An dieser Stelle meinen größten Respekt gegenüber Atatürk, der die Säkularisierung in der Türkei eingeführt hatte und offensichtlich den selben Maßstab verwendete, der Ihnen offenbar nicht genehm ist.

    Je suis Charlie, auch wenn ich deren Satire teilweise abscheulich finde und sie mich auch mitunter verletzt. Aber auch ich möchte für die Toleranz aller Menschen eintreten, die anders denken als ich dies tue.

  10. derkritiker sagt:

    lieber herr stefan weber

    anscheinendend können sie nicht begreifen oder wollen nicht begreifen !

    Es ging darum das Leute wie sie ,Erdogan , seinen Anhänger oder auch menschen die eben nicht daran glauben das satire alles darf , den vorwurf machen ,das die sogenannten Satiriker strafrechtlich nicht belangt werden dürfen . weil es die kunst freiheit ,menschenwürde , meinungsfreiheit einschränkt .

    vorallem unter den verweis das wir im aufgeklärten europa leben und die türken nicht so weit sind .

    ich bringe ihnen den beweis , das eben ein böhmermann ebenfalls in deutschland angeklagt würde und das nicht auf dem normalen rechtsweg sondern „auf ermächtigung des bundespräsidenten “ ,falls er denn statt erdogan ,gauck beleidigt/geschmäht/respektlos dargestellt hätte

    und es ebenfalls Gesetze gibt die ·die beleidigung des deutschen staates und seiner organe untersagen und unter strafe stellen .

    Und sie heulen rum weil gegen herrn böhmermann strafanzeige gestellt wurde . Laut geletendem recht . und ob diskutiert wird ob ein paragraph abgeschafft wird oder nicht ,zählt nicht . solange er steht ist es geltendes recht .