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Gutachten

Deutsche sagen zögerlich „Ja“ zum Islam

Die Deutschen sagen vorsichtig "Ja" zum Islam. Nach dem neuen Gutachten des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen stößt der Islam im Alltag auf Akzeptanz und kommt auch institutionell immer stärker in Deutschland an. Von Corinna Buschow

Von Corinna Buschow Mittwoch, 27.04.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Integrationshindernis, Terrorursache, Demokratiefeind? Das aktuelle Gutachten des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Migration und Integration versucht mit einer Reihe von Irrtümern über den Islam in Deutschland aufzuräumen. Zugleich zeigt eine aktuelle Umfrage der Experten, wie ambivalent das Verhältnis der Deutschen zum Islam ist. Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) stimmt demnach der Aussage „Der Islam ist ein Teil Deutschlands“ gar nicht oder eher nicht zu.

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Im Alltag stößt die religiöse Praxis aber auf Akzeptanz: 65 Prozent der Befragten befürworten islamischen Religionsunterricht an Schulen. 73 Prozent geben an, kein Problem mit einer Moschee in der Nachbarschaft zu haben. Der von sieben Stiftungen getragene Sachverständigenrat interpretiert das als zögerliches „Ja“ zum Islam.

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Es sei ein Irrtum, dass das Religiöse in der liberalen Gesellschaft an Bedeutung verliere, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats, Christine Langenfeld, bei der Vorstellung des Jahresgutachtens am Dienstag in Berlin. Sie spricht von einem „Doppeltrend“: Auf der einen Seite steht die Säkularisierung, auf der anderen eine zunehmend multireligiöse Gesellschaft. An Bedeutung gewinnt dabei nicht zuletzt durch die Zuwanderung der Islam, auf den die Experten ihr Jahresgutachten fokussieren.

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In ihren Kernbotschaften widersprechen die Autoren gängigen Vorurteilen. Ein Zusammenhang etwa von Religion und Integration werde überschätzt. Es gebe keine Belege dafür, dass Religion die Teilhabe an Bildung und Arbeitsmarkt erschwert. Auch der Vorwurf, der Islam sei Schuld am Terrorismus, lehnen die Sachverständigen als „monokausal“ ab. Gewalttaten aber nur auf Diskriminierung oder soziale Ausgrenzung zurückzuführen, wäre in ihren Augen auch verkürzt. Terrorismusstudien zeigten, dass Fanatiker oftmals der gebildeten Mittelschicht entstammten. Statt einfachen Zusammenhängen zu folgen, fordert das Gutachten eine nähere Erforschung „frei von Tabus“.

Bei der rechtlichen Gleichstellung des Islam analog zu den Kirchen, die als Körperschaften öffentlichen Rechts Steuern einziehen können und ein eigenes Arbeitsrecht haben, sehen die Experten vorrangig die Muslime selbst in der Pflicht. Der „deutsche Weg der Religionsfreundlichkeit“ stehe auch anderen Glaubensgemeinschaften offen. Der Staat habe bereits Hürden abgebaut, argumentieren sie mit Verweis auf die besonderen Modelle für den islamischen Religionsunterricht an Schulen und islamische Theologie an Universitäten sowie erste Staatsverträge in einzelnen Ländern.

Jetzt seien die Muslime in der „Bringschuld“, sich anders zu organisieren. Anders als die christlichen Kirchen registrieren die muslimischen Verbände ihre Mitglieder nicht genau. Damit bleibt unklar, für wie viele Gläubige ein Verband überhaupt spricht.

Bei den besonderen Rechten für Religionsgemeinschaften sieht das Jahresgutachten aber auch Reformbedarf bei den etablierten Glaubensgemeinschaften, insbesondere beim kirchlichen Arbeitsrecht. Es erlaubt besondere Loyalitätspflichten auch im Privatleben von Mitarbeitern. Angesichts der Pluralisierung der Gesellschaft stoße das auf immer weniger Akzeptanz, sagte Langenfeld. Die Sachverständigen appellieren auch mit Blick auf gegebenenfalls eigene Regeln bei Muslimen an die Religionsgemeinschaften, ihre Möglichkeiten „vorsichtig und maßvoll“ zu nutzen.

In der Bundesregierung stieß das Jahresgutachten der Sachverständigen auf Zustimmung. Das in Deutschland gültige Prinzip einer Religionsfreundlichkeit bei gleichzeitiger staatlicher Neutralität sei ein hohes Gut und habe sich integrationspolitisch bewährt, erklärte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz (SPD), sagte, erfreulich sei der Befund, dass religiöse Vielfalt bereits heute „unaufgeregt und selbstverständlich“ in Deutschland gelebt werde. Die Politik stehe aber auch in besonderer Verantwortung, gegen vorhandene Ressentiments und Ausgrenzung vorzugehen. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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  1. Bernd Kammermeier sagt:

    Ich habe nichts gegen Menschen, egal woher sie stammen, denn für ihre Herkunft können sie nichts. Ich bewerte die konkrete Situation, in der mir ein Mensch gegenübertritt. Wenn ich jedoch merke, dass es „Reizthemen“ bei meinem Gegenüber gibt, dann beende ich den Kontakt, weil ich denke, jeder sollte mit jedem über alles entspannt sprechen können.

    Ich hatte beruflich sehr viel mit Muslimen zu tun, jedoch musste das Thema „Religion“ regelmäßig ausgeklammert werden, weil hier Aufklärung unerwünscht ist, ja, als Respektlosigkeit wahrgenommen wird. Da ich sehr lange über Religionen gearbeitet habe, kenne ich natürlich die Hintergründe, die den meisten Gläubigen verborgen sind.

    Und Kleriker sehen nur ihre Seite der Medaille. Warum kann man ausgerechnet mit Muslimen nicht offen darüber diskutieren, ob es einen „Gott“ gibt, wie Mohamed als Mensch war, welche Aussagen der Koran beinhaltet? Ich kann da mit den meisten Christen sehr viel entspannter diskutieren.

    Ich greife ja nie die Person an, sondern stets nur die Ideologie, der sie aufgrund ihrer Herkunft verhaftet ist. Dabei gibt es viel Klärungsbedarf, der islamintern modernisiert werden müsste. Wenn der Islam in Deutschland ankommen will, dann ist damit nicht das Land gemeint – denn da ist der Islam ja schon – sondern die Zeit, das 21. Jh.

    Eine tribalistisch-patriarchale Lebensweise mag für Beduinenstämme im Mittelalter richtig gewesen sein. Für eine moderne Industrienation, die pluralistisch und multikulturell sein will, ist diese Lebensweise ungeeignet. Ich vermute einmal, dass die Zustimmung den Muslimen gegenüber auf 90% steigen würde, wenn hier ein Umdenken erkennbar wäre. Doch das muss aus dem Herzen der Muslime kommen, das kann und soll niemand vorschrieben.

  2. derkritiker sagt:

    @Bernd Kammermaier

    „Da ich sehr lange über Religionen gearbeitet habe, kenne ich natürlich die Hintergründe, die den meisten Gläubigen verborgen sind.“

    Ich bin immer wieder erstaunt was jeder 0815 unqualifizierte hobby islamologe über “ die religion “ weiss und dann sich immer leute sucht um dann die bestätigung bei der quelle zubekommen ?

    „Ich greife ja nie die Person an, sondern stets nur die Ideologie, der sie aufgrund ihrer Herkunft verhaftet ist.“

    Achja aber die Person muss dann für ihre angriffe herhalten weil sie aufgrund ihrer herkunft angehaftet ist ? Also du sagts ja selbst die person kann nichts dafür das du sie angehst , aber die ideologie ist das problem ?

    kennen sie die definition von ideologie ? was ist der unterschied zwichen religion und ideologie ?
    und wie kommen sie dazu zusagen der islam an sich sei eine ideologie ?

    wissen sie wenn man sich feindbilder sucht dann findet die man auch , und ihre projetktionsfläche für ihre überheblichkeit bilden nunmal muslime in deutschland . ( die von ihnen als homogene gruppe dargestellt wird )

    aber was mich am meisten erstaunt ist diese überheblichkeit und arroganz vom aufgeklärten mitteleuropäer der wohl vor 15 jahren nicht mal wusste was ein muselmane ist und heute experte ist und seine minderheiten aufklären muss . und das 21 jhd ?

    hat die aufklärung hitler oder den zweiten weltkrieg verhindert? oder sind die deutschen noch mal aufgeklärt worden ?

    Sie reden über pluralismus und multikultur und wollen den leuten vorschreiben was sie zu glauben haben ? es reicht also nicht sich nur an die gesetze zu halten , nein man muss es einem kammermaier und seinen vorstellungen recht machen .

    merken sie etwas ?

  3. karakal sagt:

    Wir haben es gewissermaßen mit zwei entgegengesetzten Strömungen zu tun: die eine weg von der Religion in Richtung Agnostizismus und Atheismus und mehr Säkularisation, wo die Religion und deren Werte keine Rolle mehr spielen, und der die meisten christlich geprägten Bürger angehören, und die andere hin zu mehr Religiosität und größerer Bedeutung der Religion im Alltagsleben, die insbesondere von den Muslimen vertreten wird. Natürlicherweise kommt es bei einander gegensätzlichen Bewegungen oder Strömungen zu Reibungen und Strudeln. Darauf sollte man sich einstellen.

  4. karakal sagt:

    Mit der Erfüllung der „Bringschuld“ einer anderen Organisationsform der Muslime als bisher dürfte es wohl schwer sein. Im Islam gibt es keine den christlichen Kirchen vergleichbare Institution, und selbst wenn alle Mitglieder der Verbände genau registriert wären, würde dies nicht bedeuten, dass die Verbände im Namen der Mehrheit der Muslime sprechen. Der Erhebung einer „Kirchensteuer“ für Muslime gar würden sich wohl sehr viele von ihnen entziehen, da sie eine solche vom säkularen Staat erhobene islamfremde Steuer ablehnen und da im Islam zur Seeligkeit nicht die Zugehörigkeit zu einer „Kirche“ erforderlich ist und die einzelnen islamischen Moscheegemeinden Nichtmitgliedern nicht ihre grundlegenden Dienstleistungen verweigern können.
    Hier muss der deutsche Staat den Muslimen entgegenkommen und für sie über eine andere Lösung nachdenken als diejenige der Organisationsform der Christen und Juden, anstatt starr auf seinen Forderungen zu bestehen. Um eine Finanzierung der Moscheen durch das Ausland zu unterbinden, müsste der deutsche Staat die Voraussetzungen für islamische religiöse Stiftungen schaffen, durch die die Moscheen und wohltätige Organisationen finanziert werden. Andernfalls wird die durch fehlende finanzielle Mittel entstandene Lücke vermutlich von extremistischen Predigern und deren Anhängern ausgefüllt werden.