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Studie

Lehrer brauchen mehr Fortbildungen für Einwanderungskinder

Bunte Schulklassen sind in Deutschland längst der Normalfall. Um alle Kinder zu fördern, bräuchten Lehrer eine systematische Ausbildung, sagen Experten und warnen vor Ungleichbehandlungen. Englisch und Französisch würden positiv gewertet, Türkisch und Polnisch als Problem.

Mittwoch, 07.09.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Lehrer in Deutschland brauchen nach Einschätzung von Experten eine Grundausbildung für den Unterricht mit Einwanderungs- und Flüchtlingskindern. Eine vielfältige Klasse zu unterrichten, dürfe nicht länger Sache von wenigen Spezialisten sein, sondern betreffe das gesamte Kollegium, sagte die Direktorin des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Cornelia Schu, am Dienstag in Berlin. Der Sachverständigenrat hatte gemeinsam mit dem Mercator-Institut untersucht, wie Lehrer im Studium, im Referendariat und in der Fortbildung auf den Unterricht in interkulturellen Klassen vorbereitet werden.

In den meisten Bundesländern falle diese Vorbereitung unzureichend aus, heißt es in der Studie. In nur fünf Bundesländern, darunter Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, seien für alle Lehrämter Kurse zum Umgang mit sprachlicher Vielfalt gesetzlich verpflichtend. Auch im anschließenden Referendariat hänge es in den meisten Ländern vom Zufall ab, ob angehende Lehrer systematisch lernen, mit sprachlichen und kulturellen Unterschieden angemessen umzugehen, bemängeln die Studien-Autoren.

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Defizite in der Lehrerfortbildung

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Englisch und Französisch werden als Bereicherung anerkannt, Türkisch oder Polnisch werden problematisch gesehen.

Defizite wurden zudem in der Lehrerfortbildung deutlich. Dort werden zu wenig Kurse zu Sprachförderung und interkultureller Kompetenz angeboten, wie eine Auswertung der zentralen Fortbildungskataloge der 16 Bundesländer zeigte. Problematisch sei außerdem, dass viele Fortbildungen nur eintägig und damit zu kurz seien und sich meist nur an einzelne Pädagogen richteten.

Schu forderte ein Umdenken, denn bundesweit habe fast jedes dritte Schulkind einen Migrationshintergrund. Die Bundesländer setzten eine Selbstverpflichtung aus dem Jahr 1996 zum Ausbau interkultureller Aus- und Fortbildungsangebote jedoch nur schleppend um. Dabei seien bunte Klassen längst der Normalfall, sagte sie. Lehrer müssten mit sprachlicher und kultureller Vielfalt im Unterricht angemessen umgehen können, und zwar in allen Fächern. Jedes Kind sollte gefördert werden, unabhängig von seiner Herkunft, Muttersprache oder Religion.

Download: Der Policy Brief und eine Info-Grafik können hier kostenfrei herunterladen werden.

Im Mathematikunterricht sollte die Sprachförderung mitlaufen, nicht nur in Deutsch, erklärte Schu. Ebenso müsse die kulturelle Vielfalt fächerübergreifend thematisiert werden – etwa, wenn Kinder für den Geschichtsunterricht verschiedene Familiengeschichten recherchierten.

Lehrer müssen eigene Haltung hinterfragen

Der Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung, Michael Becker-Mrotzek, erklärte, zur interkulturellen Grundausbildung müsse auch die Reflektion der eigenen Haltung eines Lehrers gehören. Mehrsprachigkeit werde im Fall von Englisch und Französisch oft als Bereicherung anerkannt. Kinder, die Türkisch oder Polnisch sprächen, würden hingegen mitunter als problematisch gesehen, sagte er.

Überhaupt müssten sich Lehrer vergegenwärtigen, welche positiven oder negativen Vorurteile und Haltungen sie den Kindern gegenüber hätten. Das sei eine Voraussetzung, um allen Schülern in interkulturellen Klassen Offenheit entgegenzuzbringen, sagte der Experte. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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