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Demonstration

Mehr als 1.100 Menschen erinnern an Tod des Afrikaners Oury Jalloh

Vor zwölf Jahren starb der Afrikaner Oury Jalloh unter fragwürdigen Umständen in Polizeigewahrsam. Seit dem fordert eine Initiative Aufklärung. Sie ist überzeugt, dass Jalloh in der Polizeizelle ermordet wurde. Anlässlich des Todestages demonstrierten so viele Menschen wie nie zuvor.

Montag, 09.01.2017, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.01.2017, 20:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mehr als 1.100 Menschen aus ganz Deutschland haben am Samstag in Dessau-Roßlau an den Tod des Afrikaners Oury Jalloh vor zwölf Jahren in einer Polizeizelle erinnert. Eine Demonstration der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh führte nach Polizeiangaben am Nachmittag durch die Innenstadt. Ziel war die Polizeistation, wo der Asylbewerber 2005 bei einem Brand ums Leben gekommen war. Gegenüber den Vorjahren stieg die Zahl der Teilnehmer an den regelmäßigen Protesten am Todestag des Afrikaners stark an, erläuterte Polizeisprecher Ralf Moritz.

Die Demonstranten skandierten in Sprechchören immer wieder „Oury Jalloh – das war Mord“ und trugen Transparente mit dieser Aufschrift. Sie forderten eine weitere Aufklärung des Falles. Polizeiangaben zufolge verliefen die Kundgebungen friedlich und ohne Störungen. Viele Demonstranten waren mit Bussen aus anderen Bundesländern angereist. Die Initiatoren hatten bundesweit zu den Protesten aufgerufen.

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Der Zug führte auch am Sitz der Staatsanwaltschaft, am Landgericht und am Rathaus vorbei. Dort gab es kurze Protestkundgebungen. Hintergrund für diese Stationen ist die Kritik der Demonstranten, dass sowohl Justiz als auch die Politik kein Interesse an einer Aufklärung des Falls haben.

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Demonstranten fordern Aufklärung

2008 waren in einem ersten Prozess zwei Polizisten in Dessau freigesprochen worden. Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil gekippt hatte, wurde ein Beamter 2012 vom Landgericht Magdeburg wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte den Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung vor zwei Jahren in letzter Instanz bestätigt. Der Polizist habe seine Sorgfaltspflicht verletzt: „Durch die unzureichende Überwachung des Oury Jalloh wurde dessen Tod mitverursacht“, urteilte der BGH. Der verurteilte Dienstgruppenleiter soll den Feueralarm zweimal weggedrückt haben.

Die Initiatoren sind sich sicher, dass mehrere Polizisten in den Fall verstrickt sind und Oury Jalloh Opfer von vorsätzlich begangener Polizeigewalt wurde. Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber Oury Jalloh war am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben gekommen. Er war festgenommen worden, weil sich Frauen von ihm belästigt fühlten und er sich gegen Beamte wehrte. Der Afrikaner war alkoholisiert und hatte Drogenspuren im Blut. Er starb gefesselt an eine Matratze bei einem Brand in der Gewahrsamszelle.

Jalloh soll sich selbst angezündet haben

Die offizielle Erklärung lautet: Jalloh soll die Matratze mit einem Feuerzeug angezündet haben. Demgegenüber bestätigen mehrere Gutachten, dass die in der Polizeizelle ausgelegte feuerfeste Sicherheitsmatratze nicht mit einem einfachen Feuerzeug angezündet werden kann.

Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau prüft, ob es neue Ermittlungsansätze in dem Fall gibt. So war im August ein neuer Brandversuch ausgeführt worden, um die Tatumstände zu rekonstruieren. Die Gedenk-Initiative hatte selbst eigene Gutachten in Auftrag gegeben, um zu zeigen, dass das Feuer von Dritten entzündet wurde. Sie präsentierte am Samstag die Stellungnahme eines Londoner Brandexperten, der den neuerlichen Brandversuch der Staatsanwaltschaft als fehlerhaft kritisiert. (epd/mig) Aktuell Panorama

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