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Buchtipp zum Wochenende

Verlorene Söhne: Eine moderne Sage über die Fluchtmigration

Murat Baltić, der im ehemaligen Jugoslawien als Richter arbeitete, musste nach einem kritischen Deutsche-Welle-Interview gegenüber den Machhabenden im April 1999 von heute auf morgen fliehen. Endlich ein Buch in deutscher Sprache über Fluchtmigration von einem Betroffenen.

Von Akkaya, Beck Freitag, 24.03.2017, 4:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.03.2017, 20:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Über die Fluchtmigration wird im deutschsprachigen Raum viel gesprochen und geschrieben. Vor allem von Nichtbetroffenen. Im Chor der Vielen und oft im Machtbereich der Editions- und Redaktionsbetriebe im Kultur- und Literaturbereich fehlen die gleichwertigen Mitwirkungsmöglichkeiten, die literarischen Stimmen und Texte der Geflüchteten. Einen Teil dieser Lücke füllt jetzt der Roman Verlorene Söhne. Verfasser ist der aus Sandschak nach Deutschland geflüchtete Dichter und Literat Murat Baltić.

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Sein Buch, welches Anfang dieses Jahres erschienen ist, verschafft literarisch neue und interne Einblicke in ein – aktuell durch die syrischen Flüchtlinge – emotionales Thema. Er erliegt jedoch nicht der Versuchung, nur das von ihm Selbsterlebte wiederzugeben.

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Murat Baltić, geb. 1952 im Sandschak (ehemaliges Jugoslawien, heute zu Serbien und Montenegro zugehörig, mehrheitlich von Bosniaken bewohnt), arbeitete als Richter in seiner Geburtsstadt Sjenica. Er war mit anderen Literaten einer der Kritiker des Milošević-Regimes und schrieb Kommentare für Oppositionszeitungen; Nach seiner Flucht nach Deutschland erhielt er ein Literaturstipendium der Stadt München, der Heinrich-Böll-Stiftung und des Landes Brandenburg; zurzeit lebt er mit seiner Familie in Düren bei Köln.

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Murat Baltić’s Roman ist eine moderne Erzählung über die Flucht und Migration während der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien und Kosovo, als sich viele Menschen mit ihrem ungewollten Flüchtlingsdasein in Deutschland als Geflüchtete zurechtfinden mussten. Murat Baltić, der in Sjenica als Richter arbeitete und ein bekannter Literat war, musste wegen seiner kritischen Haltung gegenüber den Machhabenden im April 1999 von heute auf morgen nach Deutschland fliehen.

Er hatte in einem Gespräch mit der Deutschen Welle seine kritische Meinung über den Machthaber in Serbien öffentlich gemacht. Nach nur drei Stunden nach der Ausstrahlung erhielt er eine Warnung eines Freundes. Er wurde zum Spion erklärt. Schon die folgende Nacht verbrachte Baltić nicht mehr im eigenen Haus. Nach einem halben Jahr Aufenthalt in München landete er schließlich im nordrhein-westfälischen Düren. Von seinen Einkünften als Schriftsteller kann der dreifache Vater und vielfach ausgezeichnete Literat Baltić nicht leben und arbeitet deshalb als Rechtsbeistand.

Verlorene Söhne ist sein viertes Werk. Verlegt wurde es in Klagenfurt/Österreich vom Drava Verlag. Übersetzt wurde es aus dem Bosnischen von Jelena Dabić, ermöglicht durch das literarische Netzwerk, TRA DUKI.

Der Titel des Buches Verlorene Söhne lässt eine männerdominierte Thematik erkennen. Dennoch, die Töchter und die Sicht der Frauen fehlen nicht. Der 340 Seiten lange authentische und spannende Text, der poetisch über die Gesellschaft in Deutschland, insbesondere über das Münsterland sowie über Kosovo und über die damaligen Flüchtlinge sowie deren Befinden erzählt, scheut weder die brutalen Momente des Lebens noch spart er am folkloristischen Humor, der in der neu migrierten Gesellschaft immer wieder augenzwinkernd zutage kommt. Aktuell Rezension

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