Studie
Kinderarmut steigt – nicht bei einheimischen Kindern
Durch die Flüchtlingseinwanderung nach Deutschland ist die Kinderarmutsquote gestiegen. Dieser Trend ist an den einheimischen Kindern allerdings spurlos vorübergegangen - auch bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Mittwoch, 19.04.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Kinderarmut in Deutschland nimmt einer Studie zufolge vor allem durch die Flüchtlingseinwanderung wieder zu. Die Kinderarmutsquote stieg im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent, wie eine am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichte Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung ergab. Insgesamt lebten demnach 2015 rund 2,55 Millionen Kinder in Armut. Der Anstieg beruhe überwiegend auf der Zuwanderung von Jungen und Mädchen, die als Flüchtlinge meist unter der Armutsgrenze lebten.
Dagegen habe sich das Armutsrisiko von Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren wurden, kaum verändert (2015: 28,9 Prozent), hieß es. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund sei die Armutsquote sogar geringfügig von 13,7 auf 13,5 Prozent zurückgegangen. „Der Anstieg der Kinderarmut durch die Flüchtlingseinwanderung ist damit an den einheimischen Kindern spurlos vorübergegangen“, sagte der WSI-Sozialexperte Eric Seils. Mit Blick auf die Flüchtlingskinder gelte es, die Eltern langfristig in Arbeit zu bringen, um der Familie ein Leben über der Armutsgrenze zu ermöglichen.
Höchste Armutsquote in Bremen
Für die Studie hat das Forschungsinstitut der gewerkschaftsnahen Stiftung nach eigenen Angaben die neuesten Daten aus dem Mikrozensus für alle Bundesländer ausgewertet, die sich auf das Jahr 2015 beziehen. Den größten Einfluss auf Höhe und Entwicklung der Kinderarmutsquote hat nach Angaben der Studienautoren die Situation am Arbeitsmarkt. Aber auch Alleinerziehende und ihre Kinder sowie Familien mit Migrationshintergrund hätten ein erhöhtes Armutsrisiko.
Am höchsten ist die Kinderarmutsquote mit 34,2 Prozent laut der Studie in Bremen, gefolgt von Berlin (29,8 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (29 Prozent). Mit Abstand am niedrigsten ist sie dagegen in Bayern (12,3 Prozent) und Baden-Württemberg (13,4 Prozent). In beiden Bundesländern sei die Quote aber gestiegen – um 0,4 beziehungsweise 0,7 Prozentpunkte. Erstmals seit zehn Jahren gebe es keinen Regierungsbezirk mehr, in dem weniger als jedes zehnte Kind in Armut lebe, erklärte Seils.
Kinder aus Afrika am häufigsten armutsgefährdet
Während der Anteil der Kinder, die in Armut aufwachsen, in 13 von 16 Bundesländern gestiegen ist, sank er in Nordrhein-Westfalen von 23,6 auf 22,9 Prozent. Die Studienautoren führen das auf die gute Arbeitsmarktentwicklung zurück. Gesunken ist die Kinderarmutsquote auch in Rheinland-Pfalz um 0,5 sowie in Sachsen-Anhalt um 1,5 Prozentpunkte.
Betrachtet nach Herkunftsländern weisen Kinder aus Afrika mit 47,3 Prozent die höchste Armutsquote auf, gefolgt von Kindern aus dem Nahen und Mittleren Osten (44,9 Prozent). Kinder aus Nordafrika (40,1 Prozent) sowie aus der Türkei (37,8 Prozent) rangieren auf den Plätzen drei und vier der Armutsskala.
Als arm gelten laut Studie Kinder, die in Haushalten leben, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens beträgt. Bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren sind das weniger als 1.978 Euro im Monat. (epd/mig) Aktuell Studien Wirtschaft
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