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Teilnehmerzahl fast verdoppelt

Integrationskurse helfen beim Ankommen in Deutschland

Um dauerhaft in Deutschland Fuß zu fassen, sind vor allem Sprachkenntnisse und eine Einführung in die deutsche Lebensweise nötig. Vermitteln können das Integrationskurse. Die Zahl der neuen Kursteilnehmer stieg 2016 um 90 Prozent.

Von Barbara Driessen Montag, 29.05.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01.06.2017, 17:36 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Reber Omer sitzt in einem modernen, schlichten Raum der Volkshochschule am Kölner Neumarkt und hört aufmerksam einer Dozentin zu, die das Geschlecht abstrakter Nomen abfragt. Trotz des etwas drögen Themas ist der 25-Jährige engagiert dabei und macht sich Notizen. Der junge Syrer kurdischer Herkunft nimmt an einem Integrationskurs teil, der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert wird. Reber spricht schon gut Deutsch und ist sehr froh, am Kurs teilnehmen zu können. „Ohne Sprachkenntnisse kann man nicht leben“, sagt er.

In Syrien hatte sich Reber als Friseur und Pizzabäcker durchgeschlagen. In Deutschland würde er gern eine Lehre als Automechaniker machen. Seine Eltern hat er seit drei Jahren nicht mehr gesehen: Sie sind in den Irak geflohen, kommunizieren kann er mit ihnen nur ab und zu übers Internet.

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Auch Rebers Tischnachbar Melake, der aus Eritrea kommt und noch verhalten Deutsch spricht, will unbedingt ganz schnell die Sprache lernen. „Es ist ganz wichtig, mit Leuten sprechen zu können“, sagt er. Vor zwei Jahren kam er als 19-Jähriger allein nach Deutschland. Er hofft darauf, hier einmal studieren zu können.

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Teilnehmer müssen zwei Prüfungen bestehen

Der etwa einjährige Integrationskurs, der für Erwachsene meist 700 und für Jugendliche meist 1.000 Unterrichtseinheiten umfasst, setzt sich aus drei Teilen zusammen: Im Basissprachkurs werden Sprachkenntnisse rund um die Themen Einkaufen, Wohnen, Gesundheit, Ausbildung und Freizeit vermittelt. Im Aufbausprachkurs sollen die Teilnehmer lernen, sich über die Gesellschaft, Medien, den Staat und andere Kulturen unterhalten zu können.

Anschließend steht ein Sprachtest auf dem Programm, auf den dann der Orientierungskurs folgt, in dem es um Themen wie Rechtsordnung, Geschichte, Kultur und Werte geht. Auch er endet mit einem Test. Nur wer beide Prüfungen besteht, hat den Kurs erfolgreich abgeschlossen.

„Ich brauche den Kurs“

Im Raum neben Reber und Melake sitzt Marya gerade in einem Orientierungskurs. Marya kommt aus dem Iran und möchte später einen Blumenladen oder ein Café eröffnen. „Ich brauche den Kurs“, sagt sie. „Ich möchte hier leben, möchte eine Ausbildung machen, möchte eine Arbeit haben.“ Sie vermisst ihre Familie, die noch im Iran ist. „Aber wo es Freiheit gibt, da bin ich gern und da ist meine Heimat“, sagt sie. Sie lebe gern in Deutschland: „Weil in Deutschland die Rechte der Frauen akzeptiert werden. Hier habe ich Ruhe und Sicherheit.“

Maryas Dozent, der den Kursteilnehmern die politische Entwicklung Deutschlands von 1806 bis in die Gegenwart nahezubringen versucht, ist ein pensionierter Gymnasiallehrer für die Fächer Deutsch und Geschichte. Nun unterrichtet Wolfgang Herrmann zehn Stunden in der Woche an der VHS in Köln.

„Hochachtung vor dem Schicksal dieser Menschen“

„Das ist für mich eine Bereicherung“, sagt Herrmann. Er sei sehr froh, in diese Nische gestoßen zu sein. „Mir bringt das persönlich viel. Ich habe Hochachtung vor dem Schicksal dieser Menschen.“ Erschütternd findet er oft Schilderungen der Kursteilnehmer von Flucht und Schlepperbanden. „Erst letzte Woche hat mir jemand erzählt, dass sie zu dritt 50.000 Dollar bezahlen mussten.“

Die Nachfrage nach Integrationskursen ist hoch: „2016 haben fast 340.000 Menschen neu an einem Kurs teilgenommen“, sagt Sandra Schlötzer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Und auch für das Jahr 2017 rechnet das Amt mit einer ähnlich hohen Zahl, für die es 610 Millionen Euro zur Verfügung stellt.

Zahl der Kursteilnehmer verdoppelt

Von 2015 auf 2016 hat sich die Zahl der neuen Kursteilnehmer damit fast verdoppelt. „Das liegt daran, dass seit Oktober 2015 Menschen aus anerkannten Herkunftsländern schon im laufenden Asylverfahren einen Kurs machen dürfen“, erläutert Schlötzer. Zu diesen Ländern gehören Syrien, Eritrea, Iran, Irak und Somalia.

„Seit 2016 haben wir unser Angebot massiv ausgeweitet“, sagt auch Jakob Schüller, der Leiter des Amts für Weiterbildung der Stadt Köln. Die VHS veranstaltet in Köln zurzeit 117 Deutschkurse mit fast 2.000 Teilnehmern. „Allein am heutigen Tag finden 39 Integrationskurse statt“, sagt Schüller. Es sei wichtig, Menschen so schnell wie möglich Kurse anbieten zu können. Das findet auch Marya: „Als ich zuerst nach Deutschland kam, konnte ich nicht allein zum Arzt oder zum Friseur gehen. Jetzt klappt das alles.“ (epd/mig) Leitartikel Panorama

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