Studie
Vor dem Arbeitsvermittler sind nicht alle gleich
Die Antidiskriminierungsstelle hat untersuchen lassen, ob Jobcenter und Arbeitsagenturen allen Erwerbslosen die gleichen Chancen bieten. Sie tun es nicht. Migranten und Behinderte haben oft das Nachsehen. Verantwortlich dafür sind Erfolgsdruck und Hindernisse.
Freitag, 30.06.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Jobcenter und Arbeitsagenturen gewähren nicht allen Erwerbslosen die gleiche Unterstützung. Zu diesem Schluss kommt der neue Bericht über Diskriminierung in Deutschland, den die Antidiskriminierungsstelle des Bundes am Donnerstag in Berlin vorstellte. Betroffen sind Gruppen, die es auf dem Arbeitsmarkt ohnehin schwer haben wie Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen und Migranten.
Der Bericht den die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten des Bundes, Aydan Özoğuz (SPD), und der Behindertenbeauftragten Verena Bentele (SPD) vorstellte, spricht von teils gravierenden Diskriminierungsrisiken. Dies widerspreche dem gesetzlichen Auftrag der öffentlichen Arbeitsvermittlung, gerade Personen zu unterstützen, die es schwerer haben als andere, eine Stelle zu finden. Die Arbeitsvermittlung müsse die Chancenunterschiede ausgleichen, nicht verstärken, forderte Lüders.
Vermittler vernachlässigen hilfsbedürftige
Hauptgrund sind dem Bericht zufolge behördliche Verfahrensweisen wie beispielweise das Kennzahlensystem der Jobcenter. Es führe dazu, dass die Vermittler Erwerbslose vernachlässigten, die besonders viel Unterstützung und Beratung bräuchten. Die Kennzahlen geben Auskunft darüber, wie erfolgreich ein Jobcenter Erwerbslose in Arbeit vermittelt. Hinzu kämen Defizite bei Dolmetscherdiensten und Beratungsangeboten sowie Barrieren für behinderte Menschen. Diskriminierende Erfahrungen machten Arbeitssuchende aber auch mit einzelnen Vermittlern.
Lüders betonte zugleich, die Arbeitsvermittlung leiste hervorragende Arbeit. Die Bundesagentur habe für den Bericht mit der Antidiskriminierungsstelle zusammengearbeitet. Benachteiligungen im Arbeitsleben sind besonders häufig. Fast die Hälfte aller Personen mit Diskriminierungserfahrungen gaben bei der jüngsten Erhebung der Antidiskriminierungsstelle an, in diesem Bereich benachteiligt worden zu sein.
Özoğuz: Ausländische Bewerber werden benachteiligt
Özoğuz und Bentele schilderten die Hindernisse für zugewanderte und behinderte Menschen. Häufig würden Bewerber mit ausländischen Namen gar nicht erst zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, sagte Özoğuz. Bentele appellierte an Arbeitgeber, Arbeitsplätze barrierefrei zu gestalten und Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen.
„Die Teilhabe am Arbeitsleben ist ein tragender Faktor für gesellschaftliche Zugehörigkeit und somit auch für Integration. Wir wissen von vielen Studien, dass es Bewerber mit ausländischen Wurzeln vor allem mit ausländischem Namen auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben – auch mit gleicher oder sogar besserer Qualifikation. Die Arbeitsverwaltungen sind hier in einer Schlüsselposition“, so Özoğuz.
Der Bericht über Diskriminierung in Deutschland richtet sich an den Bundestag und umfasst alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Die Antidiskriminierungsstelle legt alle vier Jahre gemeinsam mit den zuständigen Beauftragten der Bundesregierung eine solche Bilanz vor. Schwerpunkt des aktuellen, dritten Berichts ist die Arbeitsvermittlung. (epd/mig) Leitartikel Panorama Studien
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