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Polizeiwache © sludgegulper @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Rechte bejubeln Polizei

Endlich ihr Freund, endlich ihr Helfer

Ein Polizeibericht über Ausschreitungen bei einem Straßenfest sorgt für Jubel in rechten Kreisen. Darin spekulieren die Ordnungshüter über die Herkunft von Randalierern auf einem Straßenfest. Laut Polizei hatten sie zu einem großen Teil „wohl“ einen Migrationshintergrund – genaues weiß man nicht.

Von Dienstag, 18.07.2017, 22:40 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.07.2017, 17:39 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Aalen vom vergangenen Sonntagnachmittag zieht im Internet immer weitere Kreise und sorgt für Unverständnis. Darin berichtet die Polizei über Ausschreitungen am Rande eines zweitägigen Straßenfestes in Schorndorf. Unter anderem geht es um Flaschenwürfe auf Polizisten und Festbesucher, um sexuelle Belästigungen und Sachbeschädigungen.

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Soweit eine gängige Pressemitteilung. Für Verwirrung sorgt, dass die Polizei bei ausländischen Tatverdächtigen das Herkunftsland stets mit angibt – unabhängig vom öffentlichen Interesse. So seien der Polizei bereits am Freitagabend drei Vorfälle gemeldet worden, bei denen Frauen von Männern auf dem Marktplatz sexuell belästigt worden seien. Einer der Tatverdächtigen sei ein Iraker gewesen. Und am Samstag sei es am Bahnhofsvorplatz zu einer sexuellen Belästigung gekommen, vermutlich begangen von drei afghanischen „Asylberwerbern“ (sic!) – Köln lässt grüßen. Wie viele deutsche Tatverdächtige erfasst wurden, darüber gibt die Polizei keine Auskunft.

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Für die große Empörung sorgt jedoch folgende amtliche Schilderung der Polizei: „Im Schlosspark versammelten sich in der Nacht zum Sonntag, zwischen 20:00 Uhr und 03:00 Uhr ungefähr bis zu 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene. Bei einem großen Teil handelte es sich wohl um Personen mit Migrationshintergrund. Hierbei kam es zu zahlreichen Flaschenwürfen gegen andere Festteilnehmer, Einsatzkräften und die Fassade vom Schorndorfer Schloss.“ (sic!)

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Den vorletzten Satz der amtlichen Mitteilung lohnt es sich, zu zerlegen: „Bei einem großen Teil“ handelt es sich dem Sprachverständnis nach um mehr als die Hälfte der „1.000“ Personen, also 500 und drüber – die Fantasie darf nach oben hin ruhig toben. Tatsächlich könnten es aber auch weniger als 500 gewesen sein, denn es handelte sich „wohl“! um Migranten. Genaues weiß die Polizei nicht. Mehr noch: Die Ordnungshüter liegen offenbar ordentlich daneben.

Noch am Montagmorgen korrigierte die Polizei den Anteil der Personen Migrationshintergrund auf unter 50 Prozent von 1.000 Personen – immerhin. Doch schon am Dienstag bröckelte auch die 1.000. Der Bürgermeister widersprach dieser Zahl und berichtete von Handgreiflichkeiten unter Schülern und jungen Erwachsenen. Daraus hätten sich Rempeleien und Handgemenge gebildet. Dem Bürgermeister zufolge sind die Hintergründe der Beteiligten unklar – Syrer, Deutschrussen oder überhaupt Menschen mit Migrationshintergrund.

Für eine weitere Stellungnahme ist die Polizei Medienberichten zufolge nicht mehr erreichbar. Derweil erfreut sich die Pressemitteilung der Polizei mit über 1.000 „wohl“ in großen Teilen ausländischen Randalierern großer Beliebtheit in rechten Kreisen beim Schüren von Vorurteilen und Ängsten. Die Polizei, endlich ihr Freund, endlich ihr Helfer. (bk) Aktuell Meinung

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  1. Lisa sagt:

    Bei solchen Berichterstattungen, wie sie zum Beispiel von der Stuttgarter Zeitung hervorgebracht wurde, bin ich mir nicht sicher, ob ich etwas dazu sagen darf oder nicht, weil ich ja nicht dabei war. Andererseits ist Schweigen eine Qual. Wie schon widerlegt wurde, kam es nicht zu den dargestellten Ereignissen, bzw. sie wurden übertrieben. Die Personen, die jedoch tatsächlich angegriffen wurden, mögen das vollständig anders sehen. Wie auch immer das abgelaufen sein mag, von solchen Übertreibungen rate ich äußerste Vorsicht und dann auch noch alle auf einen Kamm zu scheren, ist einfach unverantwortlich! Es mag beim Berichtschreiben einfacher gewesen sein, das zu tun, aber das kann dadurch noch lange nicht gerechtfertigt werden. Und dass sich der rechte Rand darüber freut, halte ich für eine gewagte Aussage, da nicht nur Mitglieder „in rechten Kreisen“ dafür verantwortlich sind für das Schüren von Vorurteilen und Ängsten , sondern wir alle, die diese aufsaugen wie Schwämme. Um sich dessen bewusst zu werden, hilft es aber auch nicht die Polizei zu verurteilen. Ein unumsichtiger Mitarbeiter, der diesen Bericht geschrieben hat, scheint zu genügen, um alle in Aufruhr zu versetzen… Finde ich nicht plausibel, um all das zu relativieren, was hier falsch gelaufen ist.