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Studie

Abstiegsängste treiben Wähler in die Arme der AfD

Es ist weniger die eigene schlechte Lage als die Angst vor dem Abstieg, die Wähler ihr Kreuz bei der AfD machen lässt. Die Politik müsse zumindest etwas gegen unsichere Arbeitsverhältnisse und niedrige Renten tun, fordert der DGB.

Donnerstag, 10.08.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Abstiegsängste und Unsicherheit über die eigene Zukunft sind die Hauptbeweggründe für Wähler, ihr Kreuz bei der AfD zu machen. Nach einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung stehen AfD-Wähler materiell durchweg nicht schlechter da als der Bevölkerungsdurchschnitt. Sie haben aber größere Befürchtungen, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann forderte die Parteien auf, das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung ernst zu nehmen, für Ordnung auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen und die soziale Absicherung gerechter zu machen.

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Zwei Drittel der Wahlberechtigten, die ihr Kreuz bei der AfD machen würden, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, machen sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft – in der Gesamtbevölkerung ist das nur knapp jeder Zweite (46 Prozent). Das Gefühl persönlicher Zurücksetzung ist bei AfD-Wählern stark ausgeprägt, obwohl ihr Durchschnitts-Nettoeinkommen mit 1.664 Euro kaum unter dem allgemeinen Durchschnitt (1.682 Euro) liegt. AfD-Wähler ordnen sich aber unabhängig von ihrem jeweiligen realen Einkommen in der Gesellschaft niedriger ein und geben überdurchschnittlich häufig an, im Vergleich zu ihren Eltern einen sozialen Abstieg erlebt zu haben.

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Die Forscher im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung wollten auch wissen, welche Rolle das Arbeitsleben und die Gewerkschaftszugehörigkeit spielen. Ergebnis der Studie: Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft allein macht keinen Unterschied. Gewerkschaftsmitglieder sind genauso häufig AfD-Sympathisanten wie unorganisierte Wahlberechtigte.

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Unsichere Arbeitnehmer wählen eher AfD

Einen Unterschied macht aber, wie sicher das Arbeitsverhältnis ist. Arbeitnehmer aus der unteren Mittelschicht in unsicheren, befristeten Jobs rücken eher in AfD-Nähe als Beschäftigte in tarifvertraglich geregelten Arbeitsverhältnissen. Die Autoren der Studie rechnen der Gruppe in unsicherer Beschäftigung rund fünf Millionen Arbeitnehmer zu. Gut ein Fünftel gebe an, AfD wählen zu wollen. Wer hingegen positive Erfahrungen mit Mitbestimmung und tarifvertraglichen Rechten macht, neige der AfD deutlich seltener zu, so die Studie.

Download: Die Studie „Einstellung und soziale Lebenslage. Eine Spurensuche nach Gründen für rechtspopulistische Orientierung, auch unter Gewerkschaftsmitgliedern“ der Hans-Böckler-Stiftung kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.

DGB-Chef Hoffmann betonte, Erfahrungen in der Arbeitswelt seien ein maßgeblicher Faktor für das Sicherheitsgefühl der Menschen. Jeder Zweite mache sich Sorgen um seine Rente. Die Politik müsse die Fehlentwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen korrigieren, forderte der DGB-Vorsitzende. In Zeiten großen Wandels bräuchten die Menschen „mehr Sicherheit“.

Hoher Arbeiteranteil unter AfD-Wählern

Dass bei den Landtagswahlen im Frühjahr überproportional viele Gewerkschaftsmitglieder die AfD gewählt hatten, führen die Autoren der Rechtspopulismus-Studie auf den hohen Arbeiteranteil unter AfD-Wählern zurück. Arbeiter seien stärker gewerkschaftlich organisiert als andere Berufsgruppen. Insgesamt seien es zwar überproportional viele Männer mit niedrigerer Bildung, die AfD wählten, aber keineswegs überwiegend die „sozial Abgehängten“. Arbeitslose etwa machten ihr Kreuzchen nicht häufiger bei den Rechtspopulisten als der Rest der Bevölkerung, so die Forscher.

Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer repräsentativen Umfrage von knapp 5.000 wahlberechtigten Personen zu Beginn dieses Jahres. Knapp elf Prozent der Befragten gehörten einer Gewerkschaft an. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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