Libyen schießt auf Hilfsschiffe
Sea-Eye muss Rettungseinsätze stoppen
Aufgrund unkalkulierbarer Risiken hat die Hilfsorganisation Sea-Eye ihre Rettungsfahrten für Flüchtlinge im Mittelmeer unterbrochen. Zuletzt hatten unter anderem "Ärzte ohne Grenzen" ihren Rückzug bekanntgegeben.
Montag, 14.08.2017, 4:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.08.2017, 16:18 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Hilfsorganisation Sea-Eye unterbricht ihre Rettungsfahrten für Flüchtlinge im Mittelmeer. Man habe beschlossen, die Rettungsmissionen sicherheitshalber auszusetzen, sagte Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst. Grund sei eine veränderte Sicherheitslage im westlichen Mittelmeer. Die libysche Regierung habe angekündigt, ihre Hoheitsgewässer auf unbestimmte Entfernung auszuweiten.
„Das macht es für uns unkalkulierbar“, sagte Buschheuer. Libysche Sicherheitskräfte hätten auch schon auf Hilfsschiffe geschossen. Die Rettungsaktionen unter diesen Umständen fortzusetzen, „können wir auch gegenüber unseren Crews nicht mehr verantworten.“
Seine Organisation werde nun die Lage vor der libyschen Küste analysieren und das weitere Vorgehen beraten, sagte Buschheuer. Eines der beiden Schiffe von Sea-Eye befinde sich derzeit zum Auftanken in Tunesien, das andere bleibe nun in Malta vor Anker. In den vergangenen Tagen hatte unter anderem auch die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ ihren vorläufigen Rückzug aus dem Such- und Rettungsgebiet vor der libyschen Küsten bekanntgegeben.
Grünen: Entwicklung beunruhigend
Die Grünen sprachen von einer beunruhigenden Entwicklung. Allein in diesem Jahr seien bereits 2.000 Flüchtlinge ertrunken, erklärte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt. Die massive Einschränkung der Arbeit von Rettungsorganisationen lasse nun befürchten, dass noch mehr Menschen im Mittelmeer ihr Leben lassen werden.
Göring-Eckardt unterstrich, dass durch das Engagement von Sea-Eye und „Ärzte ohne Grenzen“ Zehntausende Menschenleben gerettet worden seien. Dies verdiene Dank und Respekt. Der Einsatz der Hilfsorganisationen sei überhaupt erst nötig geworden, weil die EU das Rettungsprogramm „Mare Nostrum“ eingestellt habe.
Dramatische Menschenrechtslage
Buschheuer wies auch auf die Menschenrechtslage in Libyen hin, die er „mit Sorge“ betrachte. Hier seien Hunderttausende Flüchtlinge schutzlos der Willkür von Banditen, Schleppern und regierungsnahen Milizen ausgesetzt, erklärte der Sea-Eye-Gründer. Er hoffe, dass die Ankündigung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), den UN-Flüchtlingsorganisationen bei der Bewältigung der humanitären Krise in Libyen zu helfen, kein leeres Versprechen bleibe.
Sea-Eye hat nach eigenen Angaben seit Beginn der Missionen im April 2016 rund 12.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Auf den Schiffen „Sea-Eye“ und „Seefuchs“ leisteten Hunderte Freiwillige unbezahlte Einsätze. (epd/mig) Aktuell Politik
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