"Gut integriert"
Regierung lehnt gezielte Förderung von Sinti und Roma ab
Sinti und Roma sind der Antidiskriminierungsstelle zufolge die Gruppe mit den geringsten Sympathiewerten in der Bevölkerung. Die Bundesregierung sieht dennoch keine Notwendigkeit für gesonderte Integrationsförderung. Die Grünen kritisieren die Haltung der Bundesregierung als "Trauerspiel".
Freitag, 22.09.2017, 4:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 25.09.2017, 17:01 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Bundesregierung sieht nach eigenen Angaben keine Notwendigkeit für gesonderte Bemühungen um die Integration von Sinti und Roma. Grundsätzlich stünden den Angehörigen dieser Minderheit in Deutschland alle bestehenden Angebote offen, heißt es laut einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeiger in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Bundestag. Die schätzungsweise 70.000 deutschen Sinti und Roma sähen sich selbst als gut integriert an, erklärte das Innenministerium.
Der scheidende integrationspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Volker Beck, kritisierte die Haltung der Bundesregierung als „Trauerspiel“. Von gelungener Integration der Sinti und Roma könne kaum die Rede sein, wenn sich die Betroffenen nach einer Studie aus dem Jahr 2011 mehrheitlich von Behörden diskriminiert und schikaniert fühlten, sagte Beck der Zeitung.
Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes sind Sinti und Roma die Gruppe mit den geringsten Sympathiewerten in der deutschen Bevölkerung. Über ein Bemühen um Integration von Sinti und Roma in den deutschen Arbeitsmarkt liegen der Bundesregierung nach eigenen Angaben keine Informationen vor. „Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe oder ethnischen Minderheit wird in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit nicht erfasst“, hieß es zur Begründung.
Beck: Regierung behandelt Anti-Ziganismus stiefmütterlich
Beck warf der Bundesregierung vor, das Thema Anti-Ziganismus stiefmütterlich zu behandeln. „Die Bundesregierung leugnet soziale Probleme und institutionelle Diskriminierung auf dem Rücken der Schwächsten, nämlich der neu zugewanderten Roma, die aus ihren Heimatländern aufgrund von massiver Diskriminierung und Verfolgung fliehen mussten“, erklärte der Grünen-Politiker.
Auch Romeo Franz, Geschäftsführer der Hildegard-Lagrenne-Stiftung für die Belange von Sinti und Roma, bezeichnete das Thema Integration der neu zugewanderten Roma als „brennend“. Die gesellschaftliche Stimmung habe sich stark gewandelt. Ausgrenzung und Diskriminierung seien für Sinti und Roma Realität. (epd/mig) Aktuell Politik
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Neu zugewanderte Roma kommen in erster Linie vom Balkan und aus Rumänien. Roma vom Balkan, die hier einen Asylantrag stellen, haben nur minimalste Chancen auf ein Bleiberecht. Dementsprechend werden sie auch nicht hinsichtlich einer Integration gefördert sondern zur Ausreise bewegt. Das ist aber keine behördliche Diskriminierung, sondern Rechtsfolge der BAMF – Entscheidung.
Die Roma aus Rumänien mit einem Bildungsabschluss integrieren sich auf dem Arbeitsmarkt relativ schnell. Kinderreiche Familien ohne jegliche Bildungsabschlüsse integrieren sich kaum auf dem Arbeitsmarkt. Gezielte Bildungs- und Sprachkursangebote werden überproportional häufig nicht in Anspruch genommen, hierzu müssten erstmal Clanstrukturen durchbrochen werden, die in der Community immer noch oft vorkommen.