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Universität Würzburg

Professorin zu Studentin: Nehmen Sie Ihr Kopftuch ab!

Dem Sprecherrat der Universität Würzburg zufolge hat eine Politik-Professorin während der Vorlesung eine Studentin aufgefordert, ihr Kopftuch abzunehmen - auch Männer müssten ihre Baseball-Kappen abnehmen. Nach Tumulten sollen Studenten die Vorlesung verlassen haben.

Montag, 30.10.2017, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.11.2017, 13:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Sprecherrat der Universität Würzburg wirft einer Professorin Respektlosigkeit und Ignoranz der Religionsfreiheit vor. In einer Stellungnahme der Studierendenvertretung vom Donnerstagabend heißt es, die Politikwissenschaftlerin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet habe in einer Vorlesung am Mittwoch einen Eklat verursacht, weil sie eine muslimische Studentin dazu aufgefordert habe, ihr Kopftuch abzunehmen. Daraufhin habe es tumultartige Szenen in der Vorlesung gegeben, Studenten hätten den Hörsaal aus Protest verlassen. Die Universität Würzburg wies die Darstellung teilweise zurück.

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Laut Sprecherrat forderte die Professorin zu Beginn ihrer Vorlesung alle Studentinnen und Studenten auf, ihre Kopfbedeckungen abzunehmen, da man mit Mützen und ähnlichem nicht gut lernen könne. Nachdem eine Muslimin der Aufforderung nicht nachgekommen sei, habe die Professorin diese direkt angesprochen und dabei betont, dass der Hörsaal ein säkularer Raum sei, in dem religiöse Symbole keine Berechtigung hätten. Weil eine Lösung des Konflikts nicht möglich erschienen sei, hätten einige Studenten die Vorlesung aus Protest verlassen. Die Veranstaltung sei zehn Minuten später fortgesetzt worden, heißt es in der Mitteilung des Sprecherrats.

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Uni-Leitung widerspricht Darstellung

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Die Hochschule teilte am Freitag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes mit, das Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Nationalitäten sei im Leitbild der Universität festgeschrieben. Somit gelte an der Hochschule selbstverständlich die Religionsfreiheit. Auch gebe es keine Vorschriften oder Richtlinien, die das Tragen eines Kopftuches untersagen würden – weder den Studierenden, noch dem Lehrpersonal. Müller-Brandeck-Bocquet bedauere die Vorkommnisse in ihrer Vorlesung. Sie habe aber die Muslimin weder dazu aufgefordert ihr Kopftuch abzulegen, noch den Hörsaal zu verlassen, erklärt die Universität.

Auf epd-Anfrage wollte sich die Professorin nicht weitergehend äußern und verwies auf die Mitteilung der Hochschule. Dort wird sie wie folgt zitiert: „Seit vielen Jahren pflege ich, in meinen Vorlesungen die Zuhörer um die Abnahme von Kopfbedeckungen zu bitten, als Zeichen des Respekts vor einer Universität und vor mir als vortragender Professorin.“ In der Regel seien damit männliche Studenten mit Baseball-Kappen angesprochen. Als die muslimische Studentin als einzige ihr Kopftuch nicht ablegen wollte, habe sie auf die beabsichtigte Gleichbehandlung von Männern und Frauen hingewiesen und ihre Missbilligung zum Ausdruck gebracht. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. Otto W sagt:

    Tja…da haben wir den von mir immer wieder erläuterten Fall, dass Menschen ohne religiösmotivierte Kopfbedeckung gegenüber Menschen mit religiösmotivierter Kopfbedeckung diskriminiert werden dürfen. Und wer hat Tumulte verursacht? Die Frau mit dem islamischen Kopftuch und ihre pseudotoleranten Kommilitonen. Es wird sich hier völlig ideologiebesoffen darüber beschwert, dass zu verlangen ein Kopftuch abzulegen intolerant und diskriminierend sein soll. Ein Baseballcap ablegen ist aber OK und vertretbar???

    Ich erinnere nochmal daran dass das Tragen eines Kopftuchs im Islam keine Pflicht darstellt, sondern auf eine individuelle Auslegung des Islams zurück geht. Wieso gönnt man den Mützenträgern nicht die gleiche individuelle Auslegung ihrer Weltanschauung? Oder einigen wir uns auf die deutschen Benimmregeln, dass Kopfbedeckungen in geschlossenen Räumen abzunehmen sind, für alle? Also entweder das eine Konsequent oder das andere.

  2. aloo masala sagt:

    @Otto W

    Was Sie im zweiten Absatz behaupten entspricht nicht mehr dem deutschen Grundgesetz. Deswegen frage ich Sie als Ausländer: Stehen Sie ohne wenn und aber zum deutschen Grundgesetz, so wie die Deutschen das von uns Ausländern verlangen?

    Egal wie Ihre Antwort ausfällt, Ihnen sollte ein Integrationskurs zwangsverordnet werden. Es ist mehr als peinlich, dass inzwischen Ausländer Teilen der deutschen Bevölkerung die deutsche Verfassung erklären müssen.

  3. Otto W sagt:

    @aloo masala
    Ich verstehe nicht genau inwiefern mein zweiter Absatz gegen das GG verstößt, aber ich habe auch schon bemerkt, dass Ausländer (bin ich übrigens auch) glauben das GG besser zu kennen als Deutsche. Vorallem und ausschließlich wenn es um die Religionsfreiheit geht, aber auch nur solange es nicht um die freie Auswahl der eigenen Religion geht bzw. der negativen Religionsfreiheit, glaubt man ggü. ausschließlich Deutschen lehrmeisterlich sein zu müssen. Auf mich wirkt das etwas überheblich.

    Wer sagt, dass das Kopftuch nicht auch ab und zu in der Öffentlichkeit abgelegt werden kann? Ich versteh nicht warum alle bei dieser selbstauferlegten Dogmatik mitmachen müssen bzw. nicht selbst lustige Regeln aufstellen dürfen…

  4. ali cosgun sagt:

    @aloo

    Inwiefern soll der zweite Absatz von oto nicht mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar sein? Ich kann da wirklich nichts erkennen. Ich bin Türke und ich bin gegen Kopftuch. Kann man zuhause machen, aber ich finde wir leben in einer freien Welt im 21.Jahrhundert, hört endlich auf mit euren Kopftüchern und den Islam. Ist ja alles schön und gut und kann man als Tradition lassen, aber wenden wir uns doch bitte endlich den wichtigen Dingen auf der Welt zu. Christen, Moslems, Buddisten, warum immer diese Unterscheidungen wie in der Steinzeit. Leute! Aufwachen! Wenn es einen Gott gibt, dann ist es dem völlig egal, ob ihr ein KOPFTUCH(!!!!) tragt oder nicht. Ein Gott, der sich darüber aufregen würde, wäre eh nicht mein Gott. IN diesem Sinne
    Euer Ali

  5. Paul Benitzki sagt:

    Das Problem mit der demonstrativen Veschleierung ist, dass sie ein Symbol der Geschlechterapartheid ist. Überall auf der Welt wird Apartheid bekämpft und geächtet, zurecht. Ich erinnere an die Sanktionen gegen Südafrika und an die weltweite Bewunderung für Nelson Mandela.

    Wer gegen rassistische Apartheid kämpft, wird gefeiert.

    Wer gegen sexistische Apartheid kämpft, wird als Rassist verleumdet.

    Diese widerliche Doppelmoral ist unerträglich.

    Die Religionsfreiheit ist ein Individualrecht und bedeutet nicht das Recht einer Ideologie, den öffentlichen Raum mit ihren Machtgelüsten zu vergiften. Die Professorin hat mit ihrer Forderung vollkommen Recht, und sie wird nicht mehr lange allein sein damit. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft via ideologischen Wahn und Daueropfergetue gespalten wird.