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Flüchtlinge in Ausbildung

Deutsch lernen mit Akku-Schrauber und Steckklemmen

Die Integration von geflüchteten Menschen braucht Zeit. Bei einigen dauert es Jahre, bis sie in Deutschland Fuß gefasst haben. Bei anderen geht es schneller, wie ein Beispiel aus dem Saarland zeigt.

Von Jörg Fischer Donnerstag, 03.05.2018, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 22.07.2018, 14:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Adham Bohamdan ist schnell in Deutschland angekommen – zumindest im Arbeitsmarkt. Nicht einmal anderthalb Jahre nach Ende seiner beschwerlichen Flucht über die damals noch offene Balkanroute arbeitet der 31-jährige Syrer seit November als Helfer im Elektrobetrieb Udo Schmidt im saarländischen Blieskastel. Nach den Worten seines neuen Chefs macht er sich „prächtig“.

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Nicht immer geht es so schnell. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dauerte es in der Vergangenheit für die Hälfte der Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 64 Jahren fünf Jahre, bis sie eine Beschäftigung gefunden hatten. Nach 15 Jahren hatten knapp 70 Prozent Arbeit. Entscheidend sind die individuellen Fähigkeiten, die mitgebrachten Erfahrungen und die verfügbaren Arbeitsplätze.

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Deutsch-Kenntnisse sehr wichtig

Das alles passte bei Bohamdan für seine Beraterin beim Jobcenter Homburg ideal zusammen – er hatte nach eigenem Bekunden in Syrien schon 13 Jahre als Elektriker gearbeitet. Deshalb habe sie gleich parallel zu seinem Integrationskurs Anfang des Jahres den Kontakt zu dem Elektrobetrieb aufgenommen, erzählt Heike Thönes.

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Das Wichtigste für eine erfolgreiche Vermittlung von Geflüchteten in einen deutschen Betrieb sind ausreichende Deutsch-Kenntnisse. Und die Sprache hat sich Bohamdan schnell angeeignet. Auch wenn er noch vieles lernen muss – Schraubenzieher, Akku-Schrauber – viele Begriffe kennt er schon. Die Kollegen seien äußerst hilfsbereit, erzählt der Syrer: „Sie erklären mir Begriffe auch vier Mal, wenn ich sie nicht gleich behalte.“

„Vor allem mit dem Saarländischen hapert es allerdings noch“, scherzt Firmenchef Udo Schmidt. Einmal habe einer der Gesellen auf der Baustelle gefragt: „Hamma noch von den Steckklemmen da?“ – und der Syrer habe einen Hammer gebracht. Aber insgesamt gebe es keine Probleme. Auch Jobcenter-Leiter Dietmar Schönberger ist beeindruckt: „Unglaublich, wie schnell Sie Deutsch gelernt haben“, lobt er Bohamdan.

Keine Anerkennung von Abschlüssen

Viele Geflüchtete müssen erst einmal eine Ausbildung absolvieren, bevor sie einen guten Job in Deutschland bekommen, weil ihre Abschlüsse aus den Herkunftsländern nicht voll anerkannt werden. Dazu ist nach Erfahrungen der Job-Vermittler ein weit höheres Sprachniveau erforderlich, als Bohamdan das nach seinem Integrationskurs jetzt hat.

Im November waren laut Bundesagentur für Arbeit bundesweit etwas mehr als 406.000 Flüchtlinge arbeitssuchend gemeldet, davon 10.224 im Saarland. Von Juni bis November besuchten bundesweit über 180.000 und im Saarland rund 6.400 einen Integrations- oder Sprachkurs. Mehr als 28.000 begannen zu arbeiten, davon im Saarland 1.200; über 14.000 fingen eine Ausbildung an, im kleinsten Flächenbundesland waren es 282.

Bohamdan kam entgegen, was viele der Geflüchteten wollen: gleich richtig Geld verdienen. Gut 1.600 Euro brutto bekommt er jeden Monat und kann seinen Eltern und seinen drei Schwestern Geld schicken. Der Rest seiner engsten Familie – die der Minderheit der Drusen angehört – ist in seiner Heimatstadt As-Suwaida geblieben.

Arbeit ersetzt Sprachkurs

Seine Berater sehen den eingeschlagenen Weg für ihn als richtig an. „Die Integration bei der Arbeit ersetzt so manchen Sprachkurs“, meint Schönberger. Man müsse bei jedem Einzelnen schauen, was am besten helfe. Das gelte nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für jeden anderen Arbeitslosen. Schönberger legt Wert darauf, dass jeder „Kunde“ des Jobcenters – egal ob Deutscher oder Ausländer – von seinem Team individuell beraten werde und die gleiche Hilfe bekomme.

Auch für die Firma Elektro Udo Schmidt mit 25 Mitarbeitern könnte der junge Syrer ein Glücksfall sein. Denn die Handwerksbranche sucht händeringend verlässliche Leute. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt Geschäftsführer Schmidt. Ihm sei es egal, woher jemand komme, Hauptsache, er passe ins Team und arbeite gut. Das Unternehmen habe auch schon Leute aus Frankreich und Polen eingestellt oder junge Russland-Deutsche ausgebildet. Derzeit ist auch ein Syrer Azubi.

Einen Facharbeiter-Schein kann Bohamdan immer noch machen. „Das geht auch berufsbegleitend“, beruhigt Schönberger seinen „Kunden“. Dann dürfte der Elektriker als Geselle auch unter „Spannung“ arbeiten und Projekte selbstständig managen. Die Arbeitsvermittler und sein Chef sind jedenfalls überzeugt, dass Bohamdan auch diese Hürde schaffen kann. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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