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Rassismus

Debatte über Integration nach Özil-Rücktritt

Nach dem Rücktritt von Mesut Özil aus der Fußballnationalelf diskutieren Politiker und Verbände über Rassismus und Integration. Der DFB weist Rassismusvorwürfe von sich.

Dienstag, 24.07.2018, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.07.2018, 17:49 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Der Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalelf hat eine Integrationsdebatte entfacht. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) twitterte am Sonntagabend, es sei ein „Alarmzeichen“, wenn ein großer deutscher Fußballer wie Özil sich in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht repräsentiert fühle. Der DFB wies Rassismusvorwürfe zurück.

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Die Bundesregierung würdigte die Leistungen Özils. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schätze den zurückgetretenen Nationalspieler sehr, sagte eine Regierungssprecherin am Montag in Berlin. Er habe Großartiges für die deutsche Nationalmannschaft geleistet. Jetzt habe er eine Entscheidung getroffen, „die zu respektieren ist“.

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Mazyek: Debatte um Özil für eine Zäsur

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, er halte die Debatte um Özil für eine „Zäsur und sehr alarmierend für den Stand der Integration in Deutschland“.

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Der türkischstämmige deutsche Fußballer war vor Wochen wegen eines Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in die Kritik geraten. Am Sonntag erklärte er via Twitter, die Begegnung habe keinen politischen Hintergrund gehabt. Er habe lediglich seinen Respekt gegenüber dem höchsten Amt des Herkunftslandes seiner Familie zum Ausdruck bringen wollen. Gleichzeitig beklagte er rassistische Angriffe und erhob Vorwürfe gegen deutsche Medien, den DFB und dessen Präsidenten Reinhard Grindel: „In den Augen von Grindel und seiner Unterstützer bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber Einwanderer, wenn wir verlieren.“ Özil spielt aktuell für Arsenal London.

Maas: Özil, ein in England lebender und arbeitender Multimillionär

Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte dem Bayerischen Rundfunk, er zweifele daran, dass „der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit in Deutschland“. Maas rief dazu auf, die Debatte mit Besonnenheit zu führen: „Ich glaube, alle Beteiligten in der Causa sollten einmal in sich gehen.“

Der DFB verteidigte sich gegen Rassismus-Vorwürfe. Der Verband bedauere den Abschied Özils, respektiere aber dessen Entscheidung, hieß es in einer online verbreiten Erklärung. „Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir aber mit Blick auf seine Repräsentanten, Mitarbeiter, die Vereine, die Leistungen der Millionen Ehrenamtlichen an der Basis in aller Deutlichkeit zurück.“

DFB Einwanderungsgesellschaft nicht gewachsen

Die sportpolitische Sprecherin der FDP, Britta Dassler kritisierte, der Fall zeige, dass der DFB den Herausforderungen einer modernen Einwanderungsgesellschaft nicht gewachsen sei. Ahmet Toprak, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz, betonte bei „SWR aktuell“, der DFB mache zwar eine gute Integrationsarbeit, aber bestimmte Probleme würden damit nicht aus der Welt geschafft.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir erklärte, er finde die Erklärung Özils zu den Erdogan-Fotos falsch, aber auch den Rücktritt aus der Nationalmannschaft. „Es ist fatal, wenn junge Deutsch-Türken jetzt den Eindruck bekommen, sie hätten keinen Platz in der deutschen Nationalelf“, sagte der Bundestagsabgeordnete der „Berliner Zeitung“. Die Integrationsbeauftragte des Bundes, Annette Widmann-Mauz (CDU), erklärte via Twitter, bei allem Verständnis für die familiären Wurzeln „müssen sich Nationalspieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfzwecke hergeben“. Zugleich dürfe diese berechtigte Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit Migrationshintergrund umschlagen.

Ex CDU-Politiker: Özil inszeniert sich als Opfer

Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach bezeichnete den Rassismus-Vorwurf Özils im RBB Inforadio als unverständlich. Er kenne DFB-Präsident Grindel schon seit langem, dieser sei kein Rassist. Mit dem Erdoğan-Foto habe Özil Wahlkampfhilfe geleistet. Nun versuche er, sich als „Opfer des DFB darzustellen – oder der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland“.

Ähnlich positionierte sich die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kritisierte sie Justizministerin Barley mit folgenden Worten: „Für mich ist es ja eher ein Alarmzeichen, wenn die Politik auf den billigen und beliebten Versuch reinfällt, mit dem Rassismusvorwurf das eigene Verhalten gegen jede Kritik zu immunisieren. #Özil #DFB #Rassismus“ (epd/mig) Aktuell Politik

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