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DFB-Fehler

Vielfalt wurde mit Erfolgsversprechen verknüpft

"Ich bin Deutsch, wenn wir gewinnen, aber ich bin ein Migrant, wenn wir verlieren", lautet Mesut Özils Bilanz zu seiner Zeit in der Fußballnationalelf. Es gibt aber auch andere Gründe für die Heftigkeit, mit der die Debatte über ihn geführt wird. Von Mey Dudin

Von Mey Dudin Mittwoch, 25.07.2018, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 28.07.2018, 19:56 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die heftige Debatte um Mesut Özil hängt nach Einschätzung von Integrationsforschern auch mit der herausragenden gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs in Deutschland zusammen. „Die Fußballnationalmannschaft wird in vielen Ländern wie ein nationales Heiligtum behandelt“, sagte der Berliner Professor für Biopsychologie, Peter Walschburger, dem „Evangelischen Pressedienst“ (epd). Vor einer Weltmeisterschaft würden „kollektive Hoffnungen und Erwartungen angesprochen“.

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Walschburger, der im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin tätig ist, beschreibt das Phänomen so: Aus einer heterogenen Menschenmenge werde ein gesellschaftlicher Großkörper, vereint in der Faszination für dieses Ereignis. Ein erfolgreicher Fußballer mit Migrationshintergrund werde dabei leicht zum Idol, mit dem sich vor allem Jugendliche identifizierten, die ebenfalls eine Herkunfts- und eine Wahlheimat hätten.

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Vielfalt mit Erfolg verknüpft

Özil habe aber, als er mit dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mitten im türkischen Wahlkampf fotografiert wurde, völlig unterschätzt, was es bedeute, der deutschen Nationalmannschaft anzugehören. In dieser Funktion sei er nicht nur Identifikationsobjekt vieler Fans, sondern auch ein sportpolitscher Repräsentant einer demokratischen Gesellschaft.

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Der Integrationsforscher Özgür Özvatan wies auf die Außendarstellung der Mannschaft durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) hin: als Team, dass sich durch Vielfalt auszeichnet. Wenn aber die Vielfalt einer Nationalmannschaft mit einem Erfolgsverprechen verknüpft werde, werde auch genau diese Vielfalt kritisiert, wenn der Erfolg ausbleibe.

Zugehörigkeit ein Nullsummenspiel?

Özvatan, selbst ehemaliger Junioren-Nationalspieler für Deutschland und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung, hat an der Studie „Games of Belonging“ mitgewirkt, die unter anderem am Beispiel von Özil die Suche nach Identität untersucht hat. Ein Ergebnis sei gewesen, dass Medien und DFB-Offizielle Özil stets nach eindeutigen Bekenntnissen zur deutschen Identität fragten.

„Sie verstehen Zugehörigkeit bisweilen als ein Nullsummenspiel: Wenn du bekundest, dich mit Nation A zu identifizieren, identifizierst du dich im Umkehrschluss gleichermaßen weniger mit Nation B“, sagt Özvatan dem epd. Özil habe dieses Denken herausgefordert, indem er gesagt habe, er trage „ein deutsches und ein türkisches Herz“.

Oltmer: Keine Rückschlüsse auf Integration ziehen

Auch der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer kritisiert, dass Özil vom DFB zur Symbolfigur für eine erfolgreiche Integration aufgebaut worden sei. Die Botschaft sei gewesen, dass der Sportler in der deutschen Gesellschaft „angekommen“ sei. Das habe funktioniert, solange der DFB Erfolge vorweisen konnte. Wenn der Erfolg aber ausbleibe, werde dieses Bild hinterfragt. Nach der WM-Pleite sei Özil als einziger Spieler in den Vordergrund gerückt und insofern zum Sündenbock erklärt worden.

Oltmer warnt davor, aus der Debatte um den Fußballer Mesut Özil allzu weitreichende Schlüsse über die Integration von Zuwanderern in Deutschland zu ziehen. „Das ist der spezifische Sonderfall eines millionenschweren Sportlers, der umgeben ist von hochprofessionellen Beratern“, sagte Oltmer. Özil habe sich mit seiner Rücktrittserklärung aus der Nationalelf und seinem Rassismus-Vorwurf an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus einem Dilemma befreien wollen. An dem Fall lasse sich viel über Sport und Macht ablesen, aber wenig über den tatsächlichen Stand der Integration.

„Zwei Geschichten“

„Bei Özil treffen zwei Geschichten unglücklich aufeinander“, sagte der Berliner Ethnologe und Migrationsforscher Wolfgang Kaschuba dem epd. „Als Fußball- und Medienstar beklagt er zu Recht rechtsextreme und rassistische Angriffe.“ Die andere Geschichte sei das Treffen mit Erdoğan. „Özil ist Weltbürger und weiß, dass Erdoğan kein türkischer Steinmeier ist.“

Kaschuba, der an der Berliner Humboldt-Universität tätig ist, sagte, dass die Debatte um Özil wohl zunächst auch negative Effekte in den Reihen der Deutschtürken nach sich ziehen werde. „Wenn jemand wegen eines bestimmten Merkmals an die Wand genagelt wird, tritt ein Distanzierungseffekt ein.“ Es seien aber zwei Reaktionen möglich: „Entweder: Wir wollen nicht mehr dabei sein, oder: Wir wollen diese Situation für die Zukunft unmöglich machen.“ (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. Wie seit eh und je werden Menschen ‚anderer Herkunft ‚als etwas ganz ‚besonderes‘,- positiv wie auch negativ betrachtet, dabei ist es doch das Normalste der Welt, dass wir alle gleich sind, mit Stärken und Schwächen!
    Wir sind in erster Linie MENSCHEN!
    Nun glaubte man schon immer, mit folkloristischen Darbietungen dieser Menschen „Kultur“ zu vermitteln und Integration zu fördern!
    Dazu kommt aber auch, dass wir (einheimischen/Deutschen) immer noch glauben, für die Zuwanderer zu sprechen, wobei sie eklatant immer wieder voll bevormundet werden. Als ob diese Menschen keine eigene Meuinung haben und deren Gefühle von uns interpretiert werden.

    Es schockiert mich zudem auch immer, wenn es um eine Gewalttat durch Geflüchtete geht, sofort generell der Ansprucgh auf Asyl in Abrede gestellt wird und sofort immer den „bösen Moslem“ in den Vordergrund stellt. Zuletzt bei einem Gespräch in der S-Bahn (in Berlin) mit einer Frau – aus Osteuropa vor 2 Tagen.
    Ich selbst erlebe es auch immer, wenn mein antirassistisches Projekt von div. öffentlichen Personen infrage gestellt wird, oder man versucht dies auseinander zu nehmen und unterstellt mir aberwitzige Dinge.

    Noch etwas: So lange hilfesuchende Menschen (Geflüchtete, Zuwanderer) in den Behörden (Jobcenter, Polizei und Ausländerbehörde) diskriminiert und entwürdigt. werden, so kann man damit nun wirklich keine ‚Integration‘ erzwingen.