Vereinte Nationen
Zahl der Hungernden wächst weiter
Im Jahr 2030 soll kein Mensch mehr hungern müssen. Doch das Ziel der Weltgemeinschaft rückt wieder weiter in die Ferne. Denn die Zahl der Männer, Frauen und Kinder, die nicht genug zu essen haben, steigt seit drei Jahren.
Mittwoch, 12.09.2018, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Kriege, Konflikte und der Klimawandel treiben die Zahl der Hungernden weltweit weiter nach oben. 2017 seien insgesamt rund 821 Millionen Menschen chronisch unterernährt gewesen, heißt es im Welternährungsbericht, der am Dienstag von mehreren UN-Organisationen in Rom vorgestellt wurde. Damit hungert einer von neun Menschen auf der Erde.
Vor allem Bewohner in Südamerika und Afrika leiden dem Bericht zufolge zunehmend unter Unterernährung: In afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist es sogar fast ein Viertel der Bevölkerung. In Asien gibt es einen leichten Rückgang – aber die Zahl der Hungernden ist weiter sehr hoch. Das Welternährungsprogramm (WFP) sieht die aktuelle Entwicklung als „eindeutige Warnung“, da während der vergangenen drei Jahre der Hunger wieder kontinuierlich angestiegen ist.
Zahl der Hungernden steigt
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen vorgenommen, den Hunger und alle Formen von Fehlernährung bis 2030 auf der Erde zu beenden. Für 2015 hatten die UN die Zahl der Hungernden auf 777 Millionen Menschen geschätzt, für ein Jahr später auf 804 Millionen. Im Jahr 2000 hatte die Zahl allerdings schon einmal höher gelegen: bei 900 Millionen.
Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Kinder unter fünf Jahren, deren Entwicklung wegen Unterernährung beeinträchtigt ist, mit gut 22 Prozent oder etwa 150 Millionen leicht unter dem Vorjahr, wie es in dem Bericht des WFP, der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Kinderhilfswerks Unicef und des Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung weiter heißt. Übergewichtig sind demnach etwa wie in den Vorjahren auch knapp 40 Millionen Männer, Frauen und Kinder gewesen.
Bundesregierung soll mehr tun
Der jährlich erscheinenden Studie zufolge wirken sich Klimaveränderungen auf die Produktion von wichtigen Getreidesorten wie Weizen, Reis und Mais aus. Die UN-Experten gehen davon aus, dass sich dies weiter verschärft: So sind extreme Hitzeperioden häufiger und das Aufkommen und die Intensität des Niederschlags verändert sich.
Die Deutsche Welthungerhilfe forderte die Bundesregierung auf, „noch mehr für den weltweiten Kampf gegen Hunger zu tun“. Die Präsidentin des Hilfswerks, Bärbel Dieckmann, erklärte, das heiße vor allem Unterstützung für Kleinbauern und andere Menschen in ländlichen Gebieten. Deren Rechte müssten gestärkt werden, denn ihnen würden Land, Wasser oder Saatgut entzogen.
Deutsche für Hungerbekämpfung
Eine aktuellen Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag der Welthungerhilfe ergab den Angaben nach, dass neun von zehn Bundesbürgern die Hungerbekämpfung weltweit wichtig, 53 Prozent sogar „sehr wichtig“ ist. Fast zwei Drittel der Befragten seien der Meinung, dass Deutschland sein Engagement hier ausbauen solle, so viel Unterstützung erhalte kein anderer Bereich der Entwicklungspolitik.
Die Entwicklungsorganisation Oxfam kritisierte, dass auch „fehlgeleitete“ deutsche Politik zum Hunger beitrage und forderte Kurskorrekturen. Die von Deutschland betriebene Agrar- und Handelspolitik, dränge kleinbäuerliche Produzenten in armen Ländern vom Markt. Mit der derzeitigen Kohlepolitik werde der Klimawandel weiter angeheizt, erklärte Oxfam. (epd/mig) Aktuell Panorama Studien
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