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Milliardenschwerer Mode-Markt

Ausstellung über muslimische Kleidung im Frankfurter Museum Angewandte Kunst

Von Haute Couture über Streetwear bis zu Sportkleidung: "Contemporary Muslim Fashions" ist weltweit die erste große Ausstellung, die sich mit aktueller muslimischer Mode auseinandersetzt. Die Macher wollen mit Stereotypen aufräumen.

Von Julia Hercka, Carina Dobra Freitag, 05.04.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.04.2019, 15:19 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Ein bodenlanges Gebetskleid in Weiß mit glitzernden Applikationen, ein schwarz-weißes Kleid mit einem Gürtel aus geprägtem Kunstleder, ein bodenlanges schwarzes Abendkleid mit Turban und Schal mit Federn und Pailletten besetzt. Mit diesen schwarz-weißen Looks beginnt die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions“ im Frankfurter Museum Angewandte Kunst (MAK). Es geht um „Modest Fashion“, eine dezente, wenig körperbetonte Mode. Dieser Stil wurzelt in religiösen Traditionen, ist aber auch längst bei nicht-muslimischen Frauen gefragt. 44 Milliarden Dollar Umsatz verzeichnet die Branche jedes Jahr.

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Das MAK zeigt vom 5. April bis zum 15. September als erstes Museum in Europa eine umfassende Momentaufnahme dieses Trends und greift die gesellschaftlichen, religiösen, sozialen und politischen Aspekte der „Modest Fashion“ auf. Vorher war die Ausstellung an den Fine Arts Museums of San Francisco zu sehen. Die Idee dazu hatte Max Hollein, Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York. Hollein leitete zuvor bereits die Fine Arts Museums und drei Frankfurter Kunstmuseen. Extra für Frankfurt hat das Museums-Team die Ausstellung um vier deutsche Designerinnen, Designer und Labels erweitert.

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80 Arbeiten von Designern aus den Bereichen Luxus-Mode, Alltagskleidung und Sportbekleidung vor allem aus dem Nahen Osten, Südostasien, USA und Europa machten die Vielfalt muslimischer Mode deutlich. Außerdem zeigt die Schau Fotografien und Material aus den sozialen Medien von jungen Bloggerinnen und Influencerinnen.

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Ausstellung zeigt einen Bruch

„Es herrscht ein sehr stereotypes Bild davon, wie eine muslimische Frau ist und auszusehen hat“, sagt Kuratorin Mahret Ifeoma Kupka. Muslimische Mode werde oft mit einheitlichen schwarzen Stoffen und Kopftüchern verbunden. „In der Ausstellung gibt es einen ganz klaren Bruch“, sagt sie. Die vielen ausgestellten leuchtend-bunten und glitzernden Kleider sprechen für sich.

Muslimische Frauen seien lange in einer westlich dominierten Modewelt vergessen worden, erklärt Wagner K. Mittlerweile agierten „Modest Fashion“-Designer auf den bedeutendsten Fashion Shows, sagt Jill D’Alessandro, Kuratorin für Kostüme und Textilkunst an den Fine Arts Museums of San Fransisco. Besonders gut zeige dies das schlicht-elegante Kleid der Designerin Faiza Bouguessa, das bereits die US-amerikanische Sängerin Beyoncé getragen hat.

Spannung zwischen Ideologie und Konsum

Viele Exponate setzen sich kritisch mit Bekleidungsvorschriften, patriarchalen Strukturen und Fremdbestimmung auseinander. Eindrucksvoll zeigt dies die Videoarbeit „Turbulent“ (1998) der iranischen Künstlerin Shirin Neshat. Neshat zeigt Sänger Shoja Azari, der vor einem Publikum ein Lied über Erotik und geistliche Sehnsucht singt. Ihm stellt sie die Sängerin Sussan Deyhim gegenüber, die vor einem leeren Theatersaal eine Melodie ohne Worte anstimmt. Die Künstlerin verweist auf ein iranisches Verbot aus dem Jahr 1979, nach dem Frauen nicht mehr in der Öffentlichkeit singen durften.

Info: Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch von 10 bis 20 Uhr.

Der in Amerika lebende irakische Künstler Wesaam Al-Badry thematisiert ein Spannungsverhältnis zwischen arabisch-islamischer Ideologie und westlicher Konsumkultur. Die Fotografie-Serie „Al-Kouture“ (2017) zeigt Frauen, die Nikab (Gesichtsschleier) tragen, die aus Seidentüchern der Modemarken Chanel, Valentino und Gucci gefertigt sind. In seinen Arbeiten verarbeitet Al-Badry seine Erfahrungen im Mittleren Osten und in Amerika und setzt sich mit den gängigen Vorstellungen von Identität, Krieg und Islamfeindlichkeit auseinander.

Muslime im Visier großer Marken

Im Raum nebenan trägt eine Puppe ein Schwimm-Outfit mit royalblauem Oberteil und passender Hose – entworfen von der ägyptisch-amerikanischen Sporttaucherin Shereen Sabet für die Marke „Splashgear“. Auch bekannte Sport-Marken wie „Nike“ entwerfen längst Kleidung für ihre muslimischen Zielgruppen, wie ein Plakat des Unternehmens zeigt. Darauf fechtet eine junge muslimische Frau in weißem Sportanzug und mit dunkler Kopfhaube.

Zur Ausstellung findet vom 12. bis zum 14. April ein Forum mit Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen sowie Bloggerinnen und Influencerinnen statt. Themen sind unter anderem kulturelle Identität, Gender und Gleichberechtigung. Am 6. Juni ist in der Bildungsstätte Anne Frank unter dem Titel „Unterdrückung oder Freiheit? Der Streit um das muslimische Kopftuch“ eine Diskussion mit der Publizistin Khola Maryam Hübsch und der Aktivistin Emel Zeynelabidin geplant. Nach Frankfurt reist die Schau weiter und ist unter anderem im Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum in New York zu sehen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Ute Plass sagt:

    Bereits das Gespräch mit der Projektkoordinatorin Mahret Ifeoma Kupka
    im Deutschlandfunk hat mich auf die Ausstellung neugierig werden lassen. :-)

    https://www.deutschlandfunk.de/ausstellung-contemporary-muslim-fashions-der-schwerpunkt.807.de.html?dram:article_id=445349

  2. Shereen sagt:

    Schau es dir an. Sie werden nicht enttäuscht sein.