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Timo Al-Farooq, Foto, Portrait, MiGAZIN
Timo Al-Farooq © privat, bearb. MiG

Dalai Lama

Der Geflüchtete, der Geflüchtete hasst

Der Dalai Lama hat sich dem BBC gegenüber abfällig über Refugees und Muslime geäußert: eine ganz schön schwach(sinnig)e Leistung für eine Galionsfigur des Weltfriedens.

Von Mittwoch, 17.07.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.07.2019, 17:24 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Schon mal einen Refugee kennengelernt, der Refugees hasst? Nein? Dann darf ich Ihnen Tenzin Gyatso vorstellen, besser bekannt als „Dalai Lama“, der exilierte, spirituelle Führer des tibetanischen Volkes. Er hat letzten Monat dem BBC ein Interview gegeben, auf das Italiens Matteo Salvini und Ungarns Victor Orbán ganz schön stolz gewesen wären.

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Als er gefragt wurde, ob Geflüchteten in Europa ein dauerhaftes Bleiberecht eingeräumt werden sollte, antwortete er: „Limited number… OK. But whole Europe eventually become Muslim country? Impossible. Or African country? Also impossible.“

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Kommt einem das bekannt vor? Der ach so entspannte und natürlich überhaupt nicht rassistische Buddhist, den wir aus dem islamfeindlichen Sri Lanka und dem noch islamfeindlicheren Myanmar kennen, bläst in das gleiche ausgelutschte Horn der organisierten Islamisierung Europas und des noch ausgelutschteren Kulturkampfnarrativs.

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Und würde ihn bitte jemand daran erinnern, das Afrika und Europa keine Länder sind, sondern Kontinente.

Wie seine unapologetisch islamfeindliche Glaubensschwester Aung San Suu Kyi, eines weiteren Lieblings eines gutgläubigen linksliberal-westlichen Establishments, hat sich nun auch er als falscher Fuffziger geoutet.

Zur Erinnerung: auch im Falle Aung San Suu Kyis war es der BBC, der ihre Islamfeindlichkeit entlarvte, wenn auch – anders als beim Dalai Lama – unverhofft, als Erstere nach ihrem Interview mit der prominenten britischen Journalistin Mishal Husain geglaubt hatte, ihr Mikro sei aus, und frei Schnauze folgendes von sich gab: „No one told me I was going to be interviewed by a Muslim.“ Allein dieses Statement dürfte Aung San Suu Kyis Laissez-Faire-Haltung bezüglich des Völkermordes gegen die muslimischen Rohingyas in Myanmar unmissverständlich erklären.

Der graduelle Verfall eines Friedensstifters

Was nun den 14. Dalai Lama betrifft, den China stets als Terroristen bezeichnet hat, scheint dieser vom Westen hochstilisierte Emissär des Weltfriedens nun auf seine alten Tage einen Selbstzerstörungsmechanismus in Gang zu setzen, wie wir ihn von vielen nichtweißen Eminenzen kennen, die im Spätherbst ihres Lebens von links nach rechts rücken und dem in sich schlummernden Monstrum der Islamophobie freien Lauf lassen: der Literaturnobelträger V.S. Naipaul fällt mir da als erstes ein.

Dabei hatte der Dalai Lama 2015 – als die sogenannte „Flüchtlingskrise“ in vollem Gange war, noch gefordert, die EU solle die Geflüchteten aus Syrien nicht zurückschicken, nur weil sie Muslime sind. 2016, nur ein Jahr später, hörte sich das schon anders an, als er sagte, es seien „too many refugees in Europe„.

Und binnen zwei weiterer Jahre wurden aus einer wertenden Feststellung gleich zwei satte rechtspopulistische Slogans, als er im September 2018 sagte: „Europe belongs to the Europeans“ und „Europe, for example Germany, cannot become an Arab country. Germany is Germany. There are so many that in practice it becomes difficult“.

Wer im Glashaus sitzt…

Doch viel atemberaubender als des Dalai Lamas Rassimus und anti-Refugee-Haltung (ja, auch Islamophobie ist eine Form des Rassismus) ist sein fulminantes Heuchlertum: das aktuelle Interview gab er in seiner Residenz im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh, wo er seit 1959 lebt, als er aus Tibet flüchten musste: also als Refugee.

Liebe Leser, nehmen Sie sich mal die Zeit und lassen diese Szene vor ihrem inneren Auge abspielen: da sitzt ein Flüchtling im Schutz seines Gastlandes, das ihn vor 60! Jahren aufgenommen hat und bis heute beherbergt, und fordert tatsächlich andere Gastländer auf, ihre Geflüchteten nach Hause zu schicken.

Als die BBC-Journalistin Ranjini Vaidyanathan also im jüngsten Interview den Dalai Lama an dieses Paradoxon eines Refugees, der sich abfällig über Refugees äußert, erinnerte, reagierte dieser – wie Populisten weltweit – mit einem verbalen Ablenkungsmanöver: “They themselves [die Geflüchteten], I think better in their own land. Better. Keep Europe for Europeans.”

Sogar für ein Ablenkungsmanöver, das – auch wenn es die Frage nicht beantwortet – einen selbst nicht in einem schlechten Licht darstellen soll, ist das bemerkenswert schwach.

Dass der Weg von Rassismus zu Sexismus kein weiter ist, bewies seine Eminenz im gleichen Interview, als er etwas wiederholte, das er bereits 2015 gesagt hatte bezüglich einer möglichen weiblichen Nachfolgerin, nämlich: “If female Dalai Lama comes, then that female must be very attractive … otherwise not much use.” Dieser Typ ist der Hammer, oder? Frau Vaidyanathan fragte ihn explizit, ob er zu diesen Worten stünde, was er bejahte.

Dieser Weg…wird kein leichter sein…

Ich bin kein Buddhismus-Experte, aber gab es da nicht so etwas wie den Edlen Achtfachen Pfad? Rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenswandel, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung? Gelten diese Gebote nicht für tibetanische Buddhisten? Ich möchte kein Spielverderber sein, aber die Aussagen des Dalai Lamas gegenüber dem BBC sowie sein Jetset-Lebenswandel als internationaler Berufsredner und Bestsellerautor verstoßen sage und schreibe gegen sieben dieser acht Gebote.

Sollte der Dalai Lama seinen Worten Taten folgen lassen, dann sollte er – bevor er Europa Consulting-Dienstleistungen anbietet – zuerst bei sich anfangen und Indien verlassen und nach Tibet/China zurückkehren.

Ja, vielleicht ist es an der Zeit, dass die hindunationalistische indische Regierung diesen Selbstdarsteller und Hochstapler, der – wie Aung San Suu Kyi 1991 – es tatsächlich geschafft hat, das norwegische Nobelpreiskomitee dazu zu bringen, ihm zwei Jahre vorher den Friedenspreis zu überreichen, endlich dahin zurückzuschicken, wo er herkommt.

Und es ist eines dieser tragischen Beispiele kosmischer Ungerechtigkeit, dass China derzeit über eine Million muslimische Uiguren in der autonomen Provinz Xinjiang aufgrund ihrer religiösen Überzeugung in Umerziehungslager gefangen hält und sie den menschenfeindlichsten Schikanen aussetzt, während so ein Spalter wie der Dalai Lama frei herum laufen und vor einem naiven westlichen Publikum seine verbale Diarrhoe loswerden darf.

Möge das Nirwana für Rassisten, Islamfeinde und Sexisten so fern sein wie nie zuvor. Aktuell Meinung

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MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Sophie sagt:

    Wenn man sich schon (zurecht) über Sexismus und Diskriminierung echauffiert wäre ein „Leser und Leserinnen“ durchaus angebracht gewesen.

  2. Peter Enders sagt:

    Migazin macht sich mit diesem Text keine Ehre, er ist „eine ganz schön schwach(sinnig)e Leistung“.
    1. Die Aussage „Limited number… OK. But whole Europe eventually become Muslim country? Impossible. Or African country? Also impossible.“ finde ich weder rassistisch, noch abfällig. Der Autor sollte Erdogans Aussage „mit der Kraft unserer Lenden erobern“, die DITIB und die wahabitischen Missionierungen zur Kenntnis nehmen.
    2. „Country“: Siehe https://www.dict.cc/?s=country.
    3. Erst heißt es: „Was nun den 14. Dalai Lama betrifft, den China stets als Terroristen bezeichnet hat, …“ – später: „… dass China derzeit über eine Million muslimische Uiguren in der autonomen Provinz Xinjiang aufgrund ihrer religiösen Überzeugung in Umerziehungslager gefangen hält und sie den menschenfeindlichsten Schikanen aussetzt, …“

  3. Ute Plass sagt:

    Auch wenn ich keine Dalai-Lama-Anhängerin bin, so betrachte ich die hier vorgebrachte Polemik gegen diesen für nicht hilfreich.
    Die Äußerungen von Tenzin Gyatso als Hass gegen Geflüchtete zu betiteln halte ich für unzutreffend. Ich interpretiere diese als unklug, unbedacht und einfältig, bar jeglicher Weisheit. Mit Hass, so mein Eindruck, hat das wenig bis
    nichts zu tun.

  4. Hülya Lehr sagt:

    Hätte nicht gedacht, dass unrecherchierte Artikel mit einem hetzerischen Inhalt hier auf Migazin veröffentlicht werden. Hatte mich immer auf den guten Journalismus bei Migazin verlassen. Bin enttäuscht.
    Der Autor Timo Al-Farooq manipuliert bewußt eine Aussage des Dalai Lama um daraus eine Diskreditierung sowie Hetze nicht nur gegen den 14. Dalai Lama und den tibetischen Buddhismus in die Wege zu setzen.
    Wer das original Statement vom 14. Dalai Lama erfahren möchte, kann auf seiner offiziellen Web-Seite fundig werden. Der o.g. Autor hätte sich wenigstens diese Mühe machen können, wenn er denn nicht in der Lage war, sich Vorort in Berlin bei der Tibetinitiative dieses Thema mit dem interview anzusprechen.
    @Timo Al-Farooq, Ihre Interpretationen sind falsch und zeigen die starke Ausbaufähigkeit an Wissen über Tenzin Gyatso, über tibetischen Buddhismus, über das Bewußtsein um Flucht und Migration aus tibetischer Sicht und über den ganzen Werdegang des Engagements vom 14. Dalai Lama und der Tibeter für die Muslime auf der ganzen Welt.
    Der Artikel ist boshaft, ohne Vernunft und ohne Recherche. Dafür ein gutes Beispiel für Hetze und Verleumdung! Schade liebe Migazin-Redaktion, dass ihr sowas auch noch unterstützt!

  5. cougar sagt:

    Spätestens bei seinem Besuch in Jerusalem ist der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, in meinen Augen gestürzt: Da steckte er, eine jüdische Kippa auf seinem kahlgeschorenen Kopf, einen Zettel (vermutlich mit Gebeten oder Wünschen) in eine Ritze der Klagemauer. Was ist er denn nun: Jude oder Buddhist? Zwar kann man gleichzeitig Buddhist sein und einer anderen Religion angehören, aber als geistlichem Oberhaupt und Mensch gewordenem regionalen tibetanischen Gott hätte man eigentlich erwarten sollen, daß er darüber erhaben ist, so etwas zu tun.
    Spätestens seit der Beteiligung führender buddhistischer Geistlicher an der Hetze gegen die muslimischen Rohingya in Myanmar sollte man wissen, daß erstere nicht notwendigerweise Männer des Friedens sein müssen.
    In der Schweiz gibt es eine Gemeinde von aus Tibet geflohenen Anhängern des Dalai Lama. Wie wär’s, wenn die Schweizer jetzt sagen würden: Ihr seid lange genug bei uns gewesen, und wir wollen nicht, daß die Schweiz buddhistisch geprägt wird, geht nach Hause!
    In seinem Buch „Sieben Jahre in Tibet“ beschreibt Heinrich Harrer, wie dieser Dalai Lama als Jugendlicher sein Land regierte und dabei ein erwachsener Mann sein mußte. Jetzt, mit zunehmendem Alter scheint er jedoch immer kindischer zu werden, und das zu verspielen, was er sich in früheren Jahren verdient hat. Nur gut, daß Heinrich Harrer das nicht mehr miterleben muß!

    • Annie sagt:

      cougar: Das zeichnet den Dalai Lama aus, dass er nicht fanatisch ist wie die Oberhäupter in deiner Glaubensrichtung. Mein Kollege hat immer dienstliche Einladung zum Weihnachtsfeier abgelehnt mit der Begründung, dass er aus dem religiösem Grund kein Alkohol trinkt. Ich trinke auch kein Alkolhol (nicht wegen Religion), aber ich habe die Einladung angenommen und trinke Saft. Niemand ist gezwungen Alkohol zu trinken. Andere zu respektieren gehört jedoch zum Leben.

  6. Robert sagt:

    https://www.lionsroar.com/dalai-lama-stirs-controversy-with-comments-about-trump-refugees-and-a-female-successor/
    @Hülya: das Original widerspricht nicht wirklich obigem Artikel
    was Timo übersah:
    Buddhismus: definitiv heißt es nicht: Linke Erkenntnis, Linke Gesinnung, Linke Rede, Linkes Handeln, Linker Lebenswandel, Linkes Streben, Linke Achtsamkeit, Linke Sammlung ههههههه )))
    (btw @cougar: Heinrich Harrer war auch nicht extrem bazifrei im Kopf, oder?)

  7. Elfriede Reichert sagt:

    Kritik ist eines. Sprache das andere.
    dieser Artikel ist voll mit einer verächtlichen Sprache. Nicht nötig!
    Außerdem ist der Artikel unübersichtlich und mir wurde nicht ganz klar, was der Autor dem Dalai Lama vorwirft.
    Und die Vermischung mit Vorwürfen an Aung San Suu Kyi ist auch nicht nützlich.

  8. Maria Busold sagt:

    cougar sagt:
    17. Juli 2019 um 17:40 Uhr
    Spätestens bei seinem Besuch in Jerusalem ist der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, in meinen Augen gestürzt: Da steckte er, eine jüdische Kippa auf seinem kahlgeschorenen Kopf, einen Zettel (vermutlich mit Gebeten oder Wünschen) in eine Ritze der Klagemauer. Was ist er denn nun: Jude oder Buddhist?
    ——————————————————————————–
    Wenn ich beim Besuch einer Moschee die Schuhe ausziehe und ein Kopftuch aufsetze, bin ich dann Muslimin?

    Schwacher Versuch!

  9. ParagrafenPapagei sagt:

    Der ganze Artikel ist extrem verzerrend und voller fehlerhafter und irreführender Behauptungen.

    Abgesehen von der völlig fehlausgelegten Auslegung der Aussagen des Dalai Lamas sind die Kommentare zum Buddhismus in Dummheit und fehlender Sachkenntnis leider nicht zu überbieten!

    Der Dalai Lama ist Oberhaupt der größten Schule des tibetischen Buddhismus und hat mit Buddhismus in Myanmar, Sri Lanka usw. ( und er sich übrigens explizit GEGEN die Verfolgung der Rohingya ausgesprochen hat!) NICHTS zu tun. Er ist dort zwar bekannt und angesehen, hat aber mit diesen buddhistischen Schulen NICHTS am Hut.

    Und der Dalai Lama wird von China seit 1949, der Invasion seines Heimatlandes, massiv verfolgt. Eine Million Tibeter sind in den 1960er-Jahren verhungert, hunderttausende inhaftiert in den letzten Jahrzehnten inhaftiert worden – übrigens zuletzt verstärkt wieder in „Umerziehungslagern“. Die gab es nämlich zuerst in Tibet und erst DANACH in größerem Umfang in Xinjiang.

    Zusammenfassend: Die Kritik am Dalai Lama ist sachlich falsch, geprägt von Fehlleitung, Verzerrung von Ausagen und extremer Unkenntnis vom Tibet-Konflikt, dem Dalai Lama, dem Buddhismus und allem was dazu gehört. Journalistische Katastrophe und an Peinlichkeit nicht zu überbieten!

  10. Annie sagt:

    Der Artikel ist sehr oberflächlich und der Autor ist nicht informiert. Noch schlimmer: Er hat das Kommentar der Dalai Lama aus dem Zusammenhang gerissen: Der Dalai Lama hat in Zusammenhang mit der Anzahl der muslimischen Flüchtlinge im Vergleich mit der Anzahl der Einwohner in Europa gesprochen.

    Ich glaube, jeder kluger Leser weißt, dass Aung San Su Kyi nicht die Macht hat, sich in diesem Problem einzumischen. Sie ist selber eine Gefangene in ihrem eigenen Land. Aber wie üblich werden die Muslime lieber andere zum Sündenbock machen anstatt die Fakten zu sehen.

    Ich komme aus einem muslimischen Land. Weißt der Autor, dass viele muslimischen Länder die ursprüngliche Staatsangehörigkeit eines Einwanderers immer in der Geburtsurkunde für mehrere Generationen angeben, auch wenn die Person bereits die 4. Generation, die in den Ländern geboren wurde?

    Weißt der Autor, dass viele muslimische Länder nicht einmal bereits sind muslimische Fluchtlinge aufzunehmen? Die muslimischen Nachbarländer von Myanmar wollen die Rohingya nicht mal haben. Mein afghanischer Arbeitskollege ist in Iran aufgewachsen und hat nie ein unbefristetes Aufenthaltserlaubnis in Iran bekommen. Soviel zu Solidarität. Warum hat der Autor sein Kritik nicht lieber an diese Länder richten? Weil er selber ein Muslime ist? Lieber den Finger den anderen Zeigen? Das ist kein Journalismus sondern Fanatismus. Dies beweisen, dass der Dalai Lama 100 % recht hat.