Abschottung
Goethe-Institut warnt vor nationalistischen Tendenzen
Die knapp 160 Goethe-Institute weltweit sind ein Schaufenster Deutschlands: In den Sprachkursen bereiten sich viele auf ein Studium oder auf eine Arbeit in Deutschland vor. Der Präsident warnt vor Abschottung.
Mittwoch, 11.12.2019, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 15.12.2019, 22:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hat einen Mangel an Deutsch-Lehrern im Ausland beklagt. Die Sprachvermittlung sei wichtig für ausländische Fachkräfte und Studenten auf ihrem Weg nach Deutschland, sagte Lehmann am Dienstag in Berlin. Er warb zugleich dafür, das Studium an deutschen Hochschulen für Ausländer attraktiver zu machen und den Zugang zu erleichtern.
Gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin werde deshalb ein „digitales Studienkolleg“ entwickelt, das international gezielt auf den Einstieg in ein Bachelorstudium an einer deutschen Hochschule vorbereitet. Auf der Beliebtheitsskala ausländischer Studentinnen und Studenten liegt Deutschland Lehmann zufolge auf Platz vier, nach den USA, Großbritannien und Australien.
Lehmann warnte dabei vor nationalistischen Tendenzen in Deutschland und anderen europäischen Staaten. Der verhängnisvollen Entwicklung von Abschottung, Fremdenhass und Antisemitismus müsse aus Verantwortung für den europäischen Kulturraum entschieden entgegengetreten werden: „Dass wir so erfolgreich sind, liegt an unserer Gesellschaftsform“, betonte der Präsident des Goethe-Institutes.
157 Institute in 98 Ländern
Das Goethe-Institut habe weltweit viele Jahrzehnte dafür gearbeitet, das Vertrauen zu Deutschland wiederherzustellen: „Das war nur möglich durch die verantwortungsvolle Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit“, sagte Lehmann weiter. Der 79-Jährige ist noch ein knappes Jahr an der Spitze der Kulturinstitute. Seine Nachfolgerin wird die Mainzer Ethnologin Carola Lentz. Sie soll das Amt am 19. November 2020 übernehmen.
Das Goethe-Institut ist die weltweit tätige Kultureinrichtung der Bundesrepublik. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die deutsche Sprache, pflegt die kulturelle Zusammenarbeit und soll ein aktuelles Deutschlandbild vermitteln.
424,4 Millionen Euro Budget
Das Gesamtbudget des Goethe-Institutes liegt für dieses Jahr den Angaben zufolge bei voraussichtlich 424,4 Millionen Euro. Für das kommende Jahr wird mit Zuwendungen des Auswärtigen Amtes in Höhe von 269,8 Millionen Euro gerechnet, ein Plus von mehr als fünf Millionen Euro gegenüber 2019.
Während die Zahl der Sprachkursteilnehmer im Ausland 2018 mit rund 244.000 gegenüber dem Vorjahr gleich blieb, sank sie im Inland um 2.000 auf 26.000 Teilnehmer. Die Zahl der abgelegten Sprachprüfungen wuchs dagegen im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 41.000 auf 551.000, davon 487.000 im Ausland. Wachstumsmärkte seien vor allem Vietnam, China, Togo und Bosnien-Herzegowina, sagte der kaufmännische Direktor, Rainer Pollack.
Neue Kulturinstitute
Generalsekretär Johannes Ebert kündigte für kommendes Jahr unter anderem die Eröffnung zweier deutsch-französischer Kulturinstitute in Rio de Janeiro und Palermo an. Weitere Programme setzten auf eine engere Zusammenarbeit mit der Europäischen Union. Im Kulturprogramm legt das Goethe-Institut weiter einen Schwerpunkt auf Dekolonisierung und Nachhaltigkeit, betonte Ebert.
Für die zwölf inländischen Kulturinstitute, die keine Förderung durch den Bund erhalten, kündigte Pollack für 2020 eine Konsolidierungsphase an. Trotz steigender Kursteilnehmerzahlen in diesem Jahr werde das Defizit voraussichtlich bei 1,4 Millionen Euro liegen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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Als Kind dachte ich mir immer wie fantastisch es wäre wenn ich mehrere Sprachen sprechen könnte, aber leider als Ami war meine Muttersprache die schon am aller Begehrtesten. „Warum würdest du deine Zeit mit deutsch vergeuden? Wir können doch alle sowieso Englisch.“ Und so iss’s halt, gell? Als Ami hab‘ ich überhaupt keine Chance Englisch in D-land zu unterrichten. Bin net gut genug bzw. „richtig“ ausgebildet, bin Ausländer, vllt. auch dunkelhäutig dazu, daß ich Muttersprachler bin… spielt keine Rolle.