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Geschichte

Neue Dauerausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz

Sie ist nur ein Ereignis auf dem Weg zur Ermordung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten: die Besprechung am Wannsee. Aber sie steht exemplarisch für das arbeitsteilige Vorgehen von Behörden und Partei.

Freitag, 17.01.2020, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.01.2020, 17:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz wird am Sonntag eine neue Dauerausstellung eröffnet. Die vollkommen neu gestaltete Präsentation soll künftig ein breiteres Publikum anziehen und den Prozess der Verfolgung und den Völkermord an den Juden im Nationalsozialismus verständlicher als bislang darstellen, sagte Direktor Hans-Christian Jasch am Donnerstag in Berlin. Dazu setzt die Ausstellung auch auf ein inklusives „Design für Alle“, das Bedürfnisse etwa von Rollstuhlfahrern, Blinden und Lernbehinderten berücksichtigt. Zudem stellt sie Bezüge zur Gegenwart dar und fordert die Besucher zu Reaktionen auf.

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Die sogenannte Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 versammelte in der Villa im Südwesten Berlins 15 Vertreter der Reichs- und Besatzungsbehörden sowie aus SS und Polizei. Thema war die Durchführung des Massenmordes an den europäischen Juden. Unter den Teilnehmern waren etwa als Vertreter des Reichsjustizministeriums Roland Freisler, der spätere Präsident des Volksgerichtshofes und Adolf Eichmann, Leiter des sogenannten „Judenreferates“ im Reichssicherheitshauptamt.

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Zur Eröffnung der Ausstellung „Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden“ werden am Sonntag unter anderem die Auschwitz-Überlebende Eva Fahidi und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erwartet. Die Kosten der neuen Dauerausstellung betrugen rund 2,1 Millionen Euro. Finanziert wurden sie aus Lottomitteln und aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

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Eingeladen hatte zu der „Besprechung mit anschließendem Frühstück“ vor 78 Jahren der Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich. Bekannt wurde die Zusammenkunft durch das von Eichmann verfasste Ergebnisprotokoll. Die Sitzung mit Blick auf den Wannsee steht heute für die arbeitsteilige Beteiligung von Behörden, Beamten und Parteiorganisationen am Massenmord.

Die neue Ausstellung setzt auf die Beteiligung der Besucher. Hörstationen, interaktive Bildschirme, Projektionen von Beamern oder vertiefende Bildtafeln, die sich jeder nach Interesse greifen kann, vermitteln eine Vielzahl von Zugängen. Die Ausstellungsmacher haben dafür intensive Rezeptionsforschung mit unterschiedlichen Besuchergruppen betrieben.

Info: Die Dauerausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz ist ab Montag, 20. Januar, montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen. Eintritt ist frei. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 11 Uhr. Im Anschluss findet in der Andreaskirche ein Gedenkgottesdienst statt.

Die Ausstellung beginnt mit den antisemitischen Schuldzuweisungen am Ausbruch des Ersten Weltkrieg und der Niederlage von 1918. Sie integriert die Besprechung im SS-Gästehaus am Wannsee in den Verlauf der Verfolgung und Ermordung der Juden. Auch die Debatte über die Echtheit des Eichmann-Protokolls ist Thema. Dokumentiert sind zudem die Debatten um die Nutzung der Villa nach 1945. Zum Abschluss versucht die Ausstellung über Schuld, Verantwortung und Betroffenheit zu reflektieren, zieht Parallelen zu Diskriminierungserfahrungen von Minderheitengruppen heute. Eine entsprechende „Partizipationsstation“ mit Touchscreen wird nach ersten Einwänden von Besuchern möglicherweise überarbeitet.

Die Bildungsarbeit des Hauses umfasst zahlreiche berufsspezifische Angebote etwa für Polizisten, Finanzbeamte oder Menschen in Heilberufen. Die neue Ausstellung kann darauf dank der zahlreichen Bildschirme mit entsprechenden Inhalten, Dokumenten, Filmen oder Fotos angepasst werden. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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