"Never again. Nie wieder"
Steinmeier betont Verantwortung für Erinnerung an Holocaust
Als erstes deutsches Staatsoberhaupt hält Bundespräsident Steinmeier eine Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Er unterstreicht die Verantwortung Deutschlands für das historische Erbe und gibt auf Englisch das Versprechen "never again - nie wieder".
Freitag, 24.01.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.01.2020, 23:09 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die deutsche Verantwortung für das Erinnern an den millionenfachen Mord der Nationalsozialisten unterstrichen. Die Mörder, Wachleute, Helfershelfer, Mitläufer seien Deutsche gewesen, sagte Steinmeier beim World Holocaust Forum in Jerusalem. Die deutsche Verantwortung vergehe nicht. Deshalb dürfe es „keinen Schlussstrich unter das Erinnern geben“, sagte der Bundespräsident, der die Rede auf Englisch hielt.
Er stehe als Präsident „beladen mit großer historischer Schuld“ dort, sagte Steinmeier. Er hielt als erstes deutsches Staatsoberhaupt überhaupt eine Rede in Yad Vashem. Zu der großen Gedenkveranstaltung in Israel waren Delegationen aus rund 40 Ländern geladen, darunter höchste Vertreter der Siegermächte im Zweiten Weltkrieg aus den USA, Großbritannien, Russland und Frankreich.
„Ich wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt. Aber das kann ich nicht sagen…“
Steinmeier forderte dazu auf, Antisemitismus und das „Gift des Nationalismus“ heute und in Zukunft zu bekämpfen, jüdisches Leben zu schützen und an der Seite Israels zu stehen. Er würde sich wünschen, sagen zu können, die Deutschen hätten für immer aus der Geschichte gelernt, sagte Steinmeier. Das könne er aber nicht angesichts von Hass und Hetze, Angriffen auf jüdische Schüler und dem jüngsten Anschlag auf die Synagoge in Halle.
Böse Geister in neuem Gewand
Die bösen Geister zeigten sich heute in neuem Gewand. Sie präsentierten ihr antisemitisches, rassistisches und autoritäres Denken als Antwort für die Zukunft. „Es sind nicht dieselben Worte. Es sind nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe Böse“, warnte Steinmeier. Die einzige Antwort darauf könne nur sein: „Never again. Nie wieder“, sagte Steinmeier.
Der Bundespräsident drückte zugleich Dankbarkeit für die Einladung nach Yad Vashem und den „Geist der Versöhnung“ aus. Seine Rede begann und beendete er mit Worten eines Dankgebets aus dem Talmud: „Gepriesen sei der Herr, dass er mich heute hier sein lässt.“ Steinmeier trug sie auf Hebräisch vor.
75 Jahre Auschwitz-Befreiung
Am kommenden Montag (27. Januar) jährt sich die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 75. Mal. Die Gedenkveranstaltung in Yad Vashem stand bereits im Zeichen des Jahrestags. Steinmeier wird am Montag auch an der Gedenkveranstaltung in Auschwitz teilnehmen.
Auf seiner Israel-Reise, zu der er am Mittwoch aufgebrochen war, traf der Bundespräsident auch Überlebende des Holocaust. Am Montag werden ihn Auschwitz-Überlebende auf der Reise zur zentralen Gedenkfeier begleiten. (epd/mig) Aktuell Politik
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen