Rettung im Mittelmeer
Kirchliches Bündnis kauft Schiff zur Seenotrettung
Das kirchliche Bündnis "United4Rescue" für eine eigene Rettungsmission hat ein Schiff erworben. Ostern könnte es ins Mittelmeer auslaufen. Bis dahin stehen Umbauarbeiten an, für die der Verein weiter Spenden sammeln will.
Montag, 03.02.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 02.02.2020, 17:33 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Das kirchliche Bündnis „United4Rescue“ ist bei seinen Plänen für eine eigene Rettungsmission im Mittelmeer einen Schritt weiter. Das Bündnis hat das Kieler Forschungsschiff „Poseidon“ erworben, wie es am Freitag selbst mitteilte. Am Donnerstag endete das Bieterverfahren für das Schiff, für das der Verein „Gemeinsam Retten“ am Ende den Zuschlag bekam. „United4Rescue“ hatte seit Dezember Spenden für den Erwerb eines Schiffes gesammelt, das sich für Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer eignet.
Nach Angaben von Vereinssprecher Joachim Lenz hat das Schiff 1,5 Millionen Euro gekostet. 1,1 Millionen Euro hat demzufolge das Bündnis beigesteuert. Den Rest der Summe übernehme die Organisation Sea-Watch, die im Auftrag das Bündnisses das Schiff betreiben soll.
Bevor das frühere Forschungsschiff für seinen künftigen Zweck in See stechen kann, sind noch Umbauten notwendig. So müssen unter anderem eine Krankenstation eingerichtet und Beiboote angeschafft werden. Lenz zufolge wollen sich die Verantwortlichen zunächst einen Überblick über die notwendigen Arbeiten verschaffen. Er hoffe, dass das Schiff etwa von Ostern an für Rettungseinsätze zur Verfügung steht.
Bündnis braucht weitere Spenden
Die „Poseidon“ war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im Einsatz. Für den Umbau braucht das Bündnis weitere Spenden, wie aus der Mitteilung von Freitag hervorgeht.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, der sich persönlich stets hinter die Initiative gestellt hatte, dankte den Spendern. „Ich freue mich, dass das Engagement so vieler Menschen jetzt auch zum Erfolg geführt hat“, sagte er dem „Evangelischen Pressedienst“.
„Seenotrettung eigentlich staatliche Pflichtaufgabe“
„Seenotrettung ist eigentlich eine staatliche Pflichtaufgabe, die im Mittelmeer schon seit Jahren nicht wirksam wahrgenommen wird“, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski. Deshalb sei die Initiative anderer notwendig, ergänzte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Der Europa-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne), der zu den Mitinitiatoren des Bündnisses gehört, erklärte: „Dieses Schiff wird Leben retten und kann helfen, die europäische Politik zu ändern.“
Die Staaten der EU hatten ihre Mittelmeer-Mission „Sophia“, in deren Rahmen auch immer wieder Seenotrettungen stattfanden, beendet. Seitdem retten vor allem Organisationen wie Sea-Watch und Sea-Eye schiffbrüchige Migranten, die auf dem Weg nach Europa sind.
Über 2.500 Spender
Die Idee, dass sich die evangelische Kirche an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni 2019 in Dortmund zurück. Anfang Dezember wurde dann das Bündnis „United4Rescue“ gegründet. Es hat derzeit rund 300 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders und die Band Revolverheld.
Mehr als 2.500 Menschen und Organisationen haben bereits für das Projekt gespendet. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des Bündnisses. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hatte allerdings aus Mitteln seines Bistums 50.000 Euro für das Bündnis zur Verfügung gestellt. (epd/mig) Aktuell Panorama
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