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Humanitäre Krise

Heuschreckenplage für geschwächte Somalier dramatisch

Im Sommer hat die Welternährungsorganisation vor brütenden Heuschrecken in Ostafrika gewarnt. Doch die nötigen Gelder für die Bekämpfung der Schädlinge kamen nicht zusammen. Die Folge ist die schlimmste Plage seit Jahrzehnten am Horn von Afrika.

Dienstag, 04.02.2020, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.02.2020, 23:01 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

In Ostafrika droht durch die Heuschreckenplage eine humanitäre Krise. Nach Ansicht von Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon sind die Schädlinge für das ohnehin geschwächte Somalia eine besonders große Gefahr. „Das kommt jetzt noch in ein Fass hinein, das schon am Überlaufen ist“, sagte Bröckelmann-Simon dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Land am Horn von Afrika habe mit dem historischen Erbe eines 30 Jahre andauernden Krieges zu kämpfen, mit schwierigen Clan-Strukturen, ausländischem Ringen um Einfluss und Ressourcen und stehe wegen des Klimawandels extrem unter Druck, erklärte er: „Und jetzt auch noch die Heuschrecken.“

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Erst am Wochenende rief die somalische Regierung wegen der Heuschrecken den Notstand aus. Die Schwärme der Wüstenheuschrecken seien außergewöhnlich groß und zerstörten große Teile der Ernte und viel Viehfutter, begründete das Landwirtschaftsministerium den Schritt. Dadurch sei die Nahrungsversorgung für Menschen und Tiere in Gefahr. Deshalb müsse jetzt dringend gehandelt werden.

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Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat gewarnt, dass sich die riesigen Schwärme ohne Eingreifen der internationalen Gemeinschaft bis Juni um das Fünfhundertfache vermehren könnten und dass die Ernährungssicherheit der gesamten Region gefährdet sein könnte. Sie hat zur Unterstützung der drei am stärksten betroffenen Länder Somalia, Äthiopien und Kenia beim Einsatz gegen die Heuschreckenschwärme aus der Luft umgerechnet knapp 69 Millionen Euro veranschlagt. Bislang sind nach Angaben einer Sprecherin fast 17 Millionen Euro zusammengekommen – darunter knapp zwei Millionen Euro von Deutschland.

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Hunderte Millionen Heuschrecken

Die Schwärme aus Hunderten Millionen Heuschrecken legen FAO-Angaben zufolge bis zu 150 Kilometer pro Tag zurück und zerstören dabei ganze Landstriche: Ein Schwarm von einem Quadratkilometer könne an einem Tag so viele Nahrungsmittel verspeisen wie 35.000 Menschen. Wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird, drohen sie sich als nächstes im Südsudan und in Uganda auszubreiten. Es handele sich um die schlimmste Heuschreckenplage in Äthiopien und Somalia seit 25 Jahren und in Kenia in 70 Jahren. Es drohen demnach dramatische Konsequenzen für die Region, wo etwa zwölf Millionen Menschen ohnehin schon an massiver Nahrungsmittelknappheit leiden.

„Niemand weiß, was in ein, zwei Monaten geschieht, wenn die neue Brut schlüpft“, mahnte Bröckelmann-Simon, der am Wochenende von einer Reise in die Region zurückkehrte. Sollten die derzeitigen Wetterbedingungen anhalten, „dann geht es im März, April richtig zur Sache“, betonte er. „Dann wird sich das Problem vervielfachen.“

„Deutsche Nothilfe funktioniert wieder nicht“

Eine flächendeckende Prävention oder Bekämpfung der Heuschrecken hält Bröckelmann-Simon in Somalia allerdings aufgrund der Sicherheitslage für kaum machbar. Doch auf regionaler oder lokaler Ebene könnten die Menschen im Kampf gegen die Plage gestärkt werden. „Die große Sorge richtet sich im Moment auch auf Kenia“, sagte Bröckelmann-Simon. Dort liege derzeit der Schwerpunkt der Plage. Mit ihrer aktuellen Ausrüstung könnten die Kenianer die Schwärme nicht wirkungsvoll bekämpfen und seien deshalb auf internationale Hilfe angewiesen.

Kritik an der Bundesregierung äußerte indes der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Christoph Hoffmann. „Die deutsche Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit funktioniert wieder nicht“, erklärte er. Hoffmann verwies darauf, dass die FAO bereits im September um zwei Millionen US-Dollar (1,8 Millionen Euro) gebeten habe, um die Heuschreckenplage im Keim zu ersticken. Doch niemand habe etwas dazu gegeben. Frühe Bekämpfung sei in solchen Fällen unerlässlich, fügte er hinzu und betonte: „Es wird wieder so sein, dass man die Hungersnot abwartet, dann Hilfslieferungen bringt und sich dafür einen Orden verleiht.“ (epd/mig) Aktuell Ausland

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