AfD-Neujahrsempfang
Tausende demonstrieren in Münster gegen Nazis
Blockaden vor dem Münsteraner Rathaus: Das Bündnis "Keinen Meter den Nazis" hatte zu Protesten gegen Rechtsextremismus und den Neujahrsempfang der AfD-Ratsfraktion aufgerufen. Tausende kamen zusammen.
Montag, 10.02.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.02.2020, 13:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mehrere tausend Menschen haben am Freitagabend in Münster gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit demonstriert. Die Demonstration vor dem Münsteraner Rathaus am Prinzipalmarkt verlief nach Einschätzung der Polizei grundsätzlich friedlich, mit vereinzelten Zwischenfällen. An den Protesten nahmen laut Polizei 4.000 Menschen teil, die Veranstalter vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ zählten rund 10.000 Teilnehmer. Anlass für die Demonstration war der Neujahresempfang der AfD-Ratsfraktion.
„Teilnehmer des Neujahrsempfangs wurden von einigen Versammlungsteilnehmern auf dem Weg zur Veranstaltung bedrängt, bespuckt und beleidigt“, erklärte der Einsatzleiter Martin Mönnighoff. „Die Beamten leiteten diesbezüglich Ermittlungsverfahren ein, zudem fertigten sie eine Anzeige wegen Beleidigung zum Nachteil eines Polizisten und sprachen drei Platzverweise aus.“
Die Veranstalter hatten vor der Demonstration zum zivilen Ungehorsam aufgerufen und die Devise „Wir blockieren“ ausgegeben. An den Eingängen zum Neujahrsempfang drängten sich Demonstranten deshalb dicht an dicht. Polizisten mussten mit körperlichem Einsatz ein Spalier frei sperren. Polizeisprecher Andreas Bode widersprach Vorwürfen der AfD, wonach die Beamten nicht ausreichend für einen ungehinderten Zugang zum Empfang gesorgt hätten. „Jedem, der zur Veranstaltung will, haben wir das auch ermöglicht“, sagte er.
Leere Plätze beim Empfang
Im Rathausfestsaal blieben erkennbar viele Plätze leer. Mit 250 geladenen Gästen hatte die AfD gerechnet, gekommen waren rund 150. Die Veranstalter der Proteste werteten dies als Erfolg ihrer Strategie: „Unsere Blockaden waren ein Erfolg“, sagte Bündnissprecherin Liza Schulze-Boysen. „Die angestrebte Normalisierung des Neujahrsempfangs ist der AfD auch dieses Mal nicht gelungen.“
Die Rednerinnen und Redner auf der Demonstration bezeichneten die AfD als rückwärtsgewandte Partei, die keine Antworten auf die drängenden Fragen der Zukunft habe. Es sei lächerlich, wenn sie versuche, sich als Partei der kleinen Leute aufzuspielen, erklärte Volker Nicolai vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im Münsterland. In den Betrieben hetze sie gegen die DGB-Gewerkschaften und habe ein rückwärtsgewandtes Frauenbild, was die Frau am liebsten wieder am heimischen Herd sehe.
Protest hat Tradition
Die Redebeiträge distanzierten sich durchweg von der Wahl Thomas Kemmerichs (FDP) zum Ministerpräsidenten Thüringens mit Hilfe der AfD. Das sei nicht nur ein Tabubruch gewesen, sondern mit Absicht passiert und möglicherweise geplant, hieß es.
Der AfD-Neujahrsempfang und die Proteste dagegen haben in Münster inzwischen Tradition. Mit CDU, SPD, Grüne, FDP und der Linken hatten fast alle übrigen Parteien, die im Rat der Stadt Münster vertreten sind, in diesem Jahr erstmals gemeinsam zur Demonstration aufgerufen. Beim ersten Protest gegen den AfD-Neujahrsempfang im Februar 2017 war Frauke Petry noch Vorsitzende der Partei. 2017 und 2019 waren je rund 8.000 Demonstranten gegen die AfD auf die Straße gegangen. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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