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Musical

Martin Luther Kings Traum ist noch lange nicht zu Ende geträumt

Die Geschichte des schwarzen US-Bürgerrechtlers Martin Luther King ist bis heute aktuell. Ein Chormusical mit eigens komponierten Songs hat bei der ersten Aufführung in Hannover mehr als 3.000 Zuschauer bewegt.

Von Montag, 17.02.2020, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 16.02.2020, 14:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Eine Gruppe schwarz gekleideter junger Menschen stürmt die Bühne. Auf den Plakaten, die sie hoch halten, steht in englischer Sprache „Kein Rassismus“, „Gleiche Rechte“ und „Keine Gewalt“. Mit dieser Demo-Szene beginnt in Hannover das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ über das Leben des US-Bürgerrechtlers.

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„Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich so viele Leute finden lassen“, sagt Hanjo Gäbler, der zusammen mit Christoph Terbuyken die 22 Lieder der Show komponiert hat. Gäbler meint die 1.164 Chormitglieder, die auf der Tribüne im Hintergrund mitsingen und sich dabei zu Gospel-Tönen, Rock ’n’ Roll und Popmusik im Rhythmus wiegen. Am Handgelenk tragen sie leuchtende Armbänder, die wie ein Meer aus kleinen bunten Lichtern wirken. Auf der bundesweiten Tournee wird der Mega-Chor an jedem neuen Ort neu zusammengestellt. An der Aufführung in Hannover beteiligten sich 34 Chöre und 234 Einzelsänger aus der Region.

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Martin Luther King protestierte in den 1950er und 1960er Jahren als schwarzer Pastor gegen die Diskriminierung der Afroamerikaner in den USA. Er wurde zum bekanntesten Sprecher der Bürgerrechtsbewegung. Beim „Marsch auf Washington“ hielt er im August 1963 vor rund 250.000 Menschen seine berühmte Rede „I Have a Dream“ („Ich habe einen Traum“). 1964 erhielt er den Friedensnobelpreis. Vier Jahre später wurde er im Alter von 39 Jahren von einem Attentäter erschossen.

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Traum nicht zu Ende geträumt

Auf der Bühne spielt Gino Emnes den Bürgerrechtler. Der 43-jährige Niederländer hat Wurzeln auf der Karibikinsel Aruba und im südamerikanischen Surinam. Viele Produzenten trauten sich noch immer nicht, bestimmte Rollen mit Menschen anderer Hautfarben zu besetzen, sagte Emnes. Das sei bei ihm anders. Als einer von wenigen schlüpfe er auch in unterschiedliche Rollen anderer Hautfarbe. „Darüber bin ich mir schon sehr bewusst“, sagt der in Hamburg lebende Schauspieler. Er wünsche sich, dass das Musical zum Nachdenken anregt und Mut macht. Eine Besucherin, die 53-jährige Eleonore aus der Nähe von Bielefeld, stimmt ihm zu und sagt: „Der Traum von Martin Luther King ist heute noch lange nicht zu Ende geträumt.“

Das Musical macht – der nur allzu realen Tragik der Geschichte zum Trotz – Hoffnung. Die Songtexte aus der Feder von Andreas Malessa spielen dabei eine genauso große Rolle wie die 15-köpfige Big Band und die acht Profi-Darsteller, die stimmgewaltig und eindrücklich den Bürgerrechtler und seine Mitstreiter, darunter Rosa Parks und Malcolm X, verkörpern. Zudem gehen bekannte Songs wie „Go Down Moses“ oder „We Shall Overcome“ den Zuschauern unter die Haut. Das Publikum bedankt sich mit langanhaltenden Applaus.

Empathie mit nach Hause nehmen

Produziert wird das Stück von der gemeinnützigen „Stiftung Creative Kirche“ im nordrhein-westfälischen Witten. Sie hat die Idee der Mitsing-Musicals inzwischen etabliert. Das Stück über Martin Luther King ist bereits ihr viertes Chorprojekt. Dabei ist dieses Thema gerade hochbrisant, sagt Mitinitiator Bernd Sieper. „Zurzeit erleben wir in unserer Gesellschaft vielfach, dass Menschen ausgegrenzt werden.“ Mit dem Musical wolle die evangelische Kirche aufzeigen, dass es sich lohnt, sich dagegen aufzulehnen – ohne Gewalt, wie Sieper betont.

„Ich bin vom Stück angerührt“, sagt die 61-jährige Margret. Wichtig wäre es ihr, diese Empathie, die das Publikum verspürt habe, auch mit nach Hause zu nehmen. Brigitte aus Nörten-Hardenberg bei Northeim hat im Chor mitgesungen. Sie habe zunächst ihr Umfeld darüber aufklären müssen, wer Martin Luther King war. In Frauen- und Seniorenkreisen habe sie kleine Vorträge über ihn gehalten: „Ich finde es wichtig, dass man das Ganze versteht und daraus lernt“, betont die 80-jährige Sängerin. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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