Gewalt in Syrien
Kinder und Familien leiden unter Bombardierungen
Eisige Kälte, mangelnde Grundversorgung und andauernde Bombardierung: Die Lage in den Flüchtlingscamps im Norden Syriens ist verheerend. Besonders Kinder leiden unter den Attacken der syrischen Regierung. Die UN zeigen sich entsetzt.
Mittwoch, 19.02.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.02.2020, 17:56 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Vereinten Nationen haben die andauernden Bombenangriffe der syrischen Regierung im Norden des Landes scharf kritisiert. Die UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet bezeichnete die Attacken am Dienstag in Genf als „willkürlich und unmenschlich“. Es sei unglaublich grausam, Familien zu bombardieren, die unter den Resten von Plastikplanen in Eiseskälte leben. Nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind mehr als eine halbe Million Kinder vor der Gewalt in der Region geflohen.
Die syrische Regierung hatte in diesem Monat mit Unterstützung ihrer Verbündeten eine militärische Offensive zur Rückeroberung entscheidender Gebiete um die Städte Idlib und Aleppo im Norden des Landes gestartet. Nach UN-Angaben wurden allein in der ersten Februarhälfte mindestens 100 Zivilisten, darunter 18 Frauen und 35 Kinder, von Regierungstruppen und den Verbündeten getötet. Zudem seien zahlreiche Menschen verletzt worden.
Kinder bei eiskalten Temperaturen
„Kinder und Familien sind gefangen in einer verzweifelten Situation voller Gewalt, bitterer Kälte, Nahrungsmangel und furchtbaren Lebensbedingungen“, erklärte die Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. In der umkämpften Provinz Idlib seien allein seit Beginn des Jahres 77 Kinder getötet oder verletzt worden – die tatsächlichen Zahlen lägen vermutlich noch höher. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte registrierte eigenen Angaben zufolge mehrere Vorfälle, bei denen Flüchtlingslager direkt getroffen wurden oder es zumindest Angriffe in der Nähe gab.
Die Lage für syrische Kinder in Idlib bezeichnete Fore als absolut unhaltbar. Nach neun Jahren Bürgerkrieg lebten in den Camps Zehntausende Kinder und ihre Familien bei eiskalten Temperaturen, Regen oder Schnee im Freien. Das dürfe nicht weitergehen, betonte Fore.
Zeit, dass Waffen schweigen
Die Unicef-Direktorin rief alle Kriegsparteien auf, Kinder und die Infrastruktur, von der ihr Leben abhänge, zu schützen. „Es ist Zeit, dass die Waffen schweigen und die Gewalt von allen Seiten gestoppt wird.“ UN-Hochkommissarin Bachelet forderte die syrische Regierung und ihre Verbündeten dazu auf, humanitäre Korridore für die Zivilisten zu schaffen. Zudem müsse der Schutz der humanitären Helfer und der ungehinderte Zugang zu den Zivilisten von allen Parteien garantiert werden.
Die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, das russische Militär und verbündete Milizen gehen seit April 2019 in Idlib gegen islamistische Kämpfer vor, die sich dort verschanzt halten. Der Syrien-Krieg begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands und des Irans gewann Assad die meisten Gebiete zurück. Nach UN-Schätzungen sind allein seit Anfang Dezember 900.000 Menschen vor der Gewalt in der Provinz Idlib und den angrenzenden Gebieten geflohen. (epd/mig) Aktuell Ausland
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