Corona
Aufruf zu Evakuierung von Flüchtlingslager in Griechenland
Die Corona-Pandemie macht vor Flüchtlingslagern in Griechenland kein Halt. Aufgrund unhygienischer Lebensbedingungen fordert "Ärzte ohne Grenzen" sofortige Evakuierung. Derweil hetzen Rechtsextremisten gegen Flüchtlinge - sie würden Corona verbreiten. Marquardt widerspricht.
Montag, 16.03.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 15.03.2020, 16:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
„Ärzte ohne Grenzen“ hat angesichts der Corona-Pandemie zur Evakuierung der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln aufgerufen. „Die entsetzlichen Lebensbedingungen in den überfüllten Hotspots auf den Inseln sind ein idealer Nährboden für COVID-19“, erklärte die Hilfsorganisation am Freitag. Die Hygienebedingungen seien mangelhaft, die medizinische Hilfe äußerst eingeschränkt. Nachdem die erste Infektion auf Lesbos bei einer Griechin bestätigt worden sei, sei es dringender denn je, die Menschen in eine sichere Umgebung zu bringen.
Für die Flüchtlinge sei es schlicht unmöglich, die empfohlenen Maßnahmen zu befolgen, wie sich regelmäßig die Hände zu waschen und Distanz zu anderen zu halten, erklärte die medizinische Koordinatorin der Projekte von „Ärzte ohne Grenzen“ in Griechenland, Hilde Vochten. „In einigen Bereichen des Lagers Moria auf Lesbos gibt es nur eine Wasserzapfstelle für 1.300 Bewohner, und Seife ist nicht erhältlich.“ Fünf- oder sechsköpfige Familien schliefen auf einer Fläche von lediglich drei Quadratmetern. „Wir müssen realistisch sein: Es wäre unmöglich, einen Ausbruch in einem Lager mit Zuständen wie auf Lesbos, Chios, Samos, Leros oder Kos einzudämmen“, sagte Vochten.
„Asylsuchende als Teil der europäischen Abschreckungspolitik unter solchen Bedingungen leben zu lassen, war schon bislang verantwortungslos“, erklärte der Geschäftsführer von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland, Florian Westphal. „Nun grenzt es an eine kriminelle Handlung, wenn nichts unternommen wird, um die Menschen zu schützen. “
Rechtsradikale schüren Hass gegen Flüchtlinge
Laut „Ärzte ohne Grenzen“ sitzen derzeit 42.000 Asylsuchende auf den griechischen Inseln fest. „Die griechische Regierung und die EU-Mitgliedstaaten sollten so schnell wie möglich handeln und die Asylsuchenden in geeignete Unterkünfte bringen, bevor es zu spät ist“, erklärte Westphal.
Derweil versuchen Rechtsextremisten in Griechenland die Pandemie für ihre Zwecke zu nutzen und Hass gegen Flüchtlinge zu schüren. Es wird behauptet, Geflüchtete würden das Coronavirus verbreiten. Erik Marquardt, Grünen EU-Abgeordneter, widerspricht im Kurznachrichtendienst Twitter. „Die Realität auf #Lesbos ist, dass viele Geflüchtete beim Stadtbesuch Mundschutz tragen, um sich nicht von EuropäerInnen anzustecken.“ (epd/mig) Aktuell Ausland
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