Corona-Pandemie
Flüchtlingsrat warnt vor Massensterben in Lagern
Flüchtlingshelfer warnen vor einem Massensterben infolge der Verbreitung des Coronavirus in Flüchtlingslagern und vor zunehmenden Bränden. Hilfsorganisationen müssen Arbeit wegen der Pandemie aussetzen.
Dienstag, 17.03.2020, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 16.03.2020, 21:49 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Flüchtlingshelfer haben vor einem möglichen Massensterben durch das Coronavirus in Flüchtlingslagern gewarnt. Millionen Menschen seien in Gefahr, erklärte der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrates, Jan Egeland, am Montag in Oslo. Das Risiko betreffe Flüchtlinge in Bangladesch, Iran, Afghanistan und Griechenland. Ebenso seien die Bevölkerungen in bestimmten Gebieten in Syrien, Jemen und Venezuela gefährdet. Die Gesundheitssysteme in diesen Ländern seien durch Kriege und politische Krisen praktisch zusammengebrochen, betonte Egeland.
Die Weltgemeinschaft müsse eine Katastrophe durch gezielte Hilfen verhindern, forderte der Generalssekretär der Hilfsorganisation. In vielen Flüchtlingscamps müssten dringend die hygienische und die sanitäre Situation verbessert werden. So würden etwa Waschgelegenheiten gebraucht. Mehr medizinisches Personal sei ebenso nötig, um eine mögliche Ausbreitung des neuen Corona-Erregers zu bekämpfen.
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, forderte eine Verteilung der Schutzsuchenden auf die Staaten der Europäischen Union. Die Hotspots auf den griechischen Inseln seien zu einer „lebensgefährlichen Falle“ geworden. „Das System der Masseninternierung, der zentralen Unterbringung, produziert Leid am laufenden Band“, kritisierte sie. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie müssten die Massenlager aufgelöst werden und dezentrale Unterbringungsformen gefunden werden.
Totes Kind nach Feuer in Moria-Camp geborgen
Sorgen bereiten auch zunehmende Brände in Flüchtlingslagern. Nach einem Feuer im berüchtigten Moria-Flüchtlingscamp in Griechenland ist laut Medienberichten zuletzt der Leichnam eines sechsjährigen Kindes geborgen worden. Die offizielle griechische Nachrichtenagentur „Ana“ meldete unter Berufung auf die Feuerwehr am Montag, dass die sterblichen Überreste in der Asche gefunden worden seien. Der Brand war demnach im Aufnahmezentrum des Lagers auf der Insel Lesbos ausgebrochen. Ein dramatisches Video im Kurznachrichtendienst Twitter zeigt, wie die Lagerbewohner gegen die Flammen kämpfen.
Heavy fire at Level 1 at Moria Camp. Single man section. Biggest refugee camp in Europe. Dangerous place at all #RefugeesGR pic.twitter.com/227trWK48D
— Murat Tueremis Photography (@MuratTueremis) March 16, 2020
Im überfüllten Moria-Camp kommt es immer wieder zu Bränden. In dem für knapp 3.000 Personen ausgelegten Lager und auf Feldern außen herum müssen mehr als 20.000 Menschen in Containern und Zelten ausharren.
Linke warnt vor zunehmenden Bränden
Vor den zunehmenden Bränden in überfüllten Lagern warnt auch Linke-Außenpolitikerin Heike Hänsel. „Es wird von Toten und Verletzten berichtet. Für diejenigen, die immer noch mehr Belege für die dringend notwendige Evakuierung der Elendslager auf den griechischen Inseln benötigt haben, kann dies nur der wirklich allerletzte Beweis gewesen sein“, erklärt Hänsel.
In den Lagern ist schon die Grundversorgung der Flüchtlinge nicht gewährleistet. „Zu dieser menschengemachten Katastrophe kommt nun die Gefahr eines Corona-Virus-Ausbruchs in den griechischen Flüchtlingslagern hinzu. Diese Gefahr ist aufgrund der ohnehin katastrophalen hygienischen Zustände und der kaum vorhandenen medizinischen Versorgung stark erhöht“, warnt Hänsel und fordert die Bundesregierung und die EU auf, gemeinsam mit Hilfsorganisationen Abhilfe zu schaffen.
Hilfsorganisationen müssen Arbeit aussetzen
Erschwerend kommt hinzu, dass Hilfsorganisationen aufgrund der von der griechischen Regierung angeordneten Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ihre Arbeit mit geflüchteten Kindern und Familien aussetzen müssen. „Die Menschen, und ganz besonders Kinder und Jugendliche, sind ohnehin in einer sehr schwierigen psychischen Verfassung. Verzweiflung, Depressionen und Angst sind weit verbreitet. Wenn unsere Mitarbeiter nun nicht mehr täglich kommen, bedeutet das eine zusätzliche Verunsicherung“, sagte SOS-Nothilfekoordinatorin Popi Gkliva.
Bereits zuvor hat die Menschenrechtsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ appelliert, die EU-Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln zu evakuieren, sobald es die Corona-Eindämmung zulässt. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer unter den 42.000 Asylsuchenden auf den griechischen Inseln immer weiter steigt. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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„Hilfsorganisationen müssen Arbeit aussetzen“
Dieses Virus scheint so mancher Regierung sehr gelegen zu kommen:
https://www.rubikon.news/artikel/die-gesundheitsdiktatur