Breite Zustimmung
Sozialforscher Salzborn ist Berliner Antisemitismusbeauftragter
Berlin hat erstmals einen Landesantisemitismusbeauftragten. Der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn will die unterschiedlichen Facetten von Antisemitismus stärker in den Blick nehmen.
Dienstag, 04.08.2020, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.08.2020, 16:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn ist zum ersten Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin berufen worden. Der 43-Jährige sagte am Montag, er wolle jüdisches Leben in Berlin weiter sichtbar machen und stärken. Die Ernennung des Sozialwissenschaftlers durch Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) stieß auf breite Zustimmung.
Salzborn betonte bei seinem Amtsantritt, künftig solle es eine Selbstverständlichkeit sein, in Berlin öffentlich die Kippa ohne Bedenken tragen zu können. Zugleich warnte er davor, dass die Vernetzung von Antisemiten mittlerweile „ein erhebliches Ausmaß“ angenommen habe, was stärker in den Blick genommen werden müsse. Als Beispiel nannte er den antisemitischen Anschlag mit zwei Toten auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019.
Der Politologe verwies darauf, dass er sich seit gut 20 Jahren wissenschaftlich mit „Antisemitismus in all seinen Facetten“ beschäftigt habe. Dazu zählten rechter und linker Antisemitismus, Antisemitismus mit einen christlichen oder einen islamischen Hintergrund sowie Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft. Das Land Berlin sei ein Vorreiter, weil es diese wissenschaftliche Erkenntnis aufgegriffen habe, um sich „gegen jeden Antisemitismus zu positionieren“, sagte Salzborn.
Neue Erscheinungsformen von Judenhass
Salzborn wurde 1977 in Hannover geboren. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft an der Universität Hannover, promovierte in Köln und habilitierte sich in Gießen. Zuletzt hatte er eine Gastprofessur zur Antisemitismusforschung an der TU Berlin inne.
Um die Stelle des neuen Berliner Antisemitismusbeauftragte hatten sich laut Senatsjustizverwaltung mehr als 50 Kandidaten beworben. Salzborn sei mit Abstand der beste Kandidat gewesen, sagte Sigmount Königsberg, der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der in der Auswahlkommission mitarbeitete. „Wir haben hier in Berlin die Herausforderung, dass sich Antisemitismus tagtäglich neu artikuliert“ wie etwa zuletzt am Wochenende bei der Demonstration von rund 20.000 Menschen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Salzborn stehe vor der Aufgabe, auf neue und teils auch ungewohnte Erscheinungsformen von Judenhass zeitnah zu reagieren, sagte Königsberg dem „Evangelischen Pressedienst“.
„Ausgezeichnete Wahl“
Das American Jewish Committee Berlin nannte Salzborns Ernennung „eine ausgezeichnete Wahl“. Er habe sich national und international mit seiner wissenschaftlichen Arbeit ein hohes Renommee erworben.
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias Berlin) erhofft sich mit der Stellenbesetzung neue Impulse bei der Bekämpfung des Antisemitismus in Berlin. „Wir halten es für wesentlich, weiterhin das Problem des Antisemitismus an Schulen zu adressieren“, erklärte Alexander Rasumny von Rias Berlin. Notwendig sei auch, „die Sensibilisierung der Polizei für die aktuellen Ausprägungsformen des Antisemitismus“ zu unterstützen. (epd/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
- Spurwechsel ermöglichen Migrationsexperte fordert Bleiberecht für arbeitende…