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Vorlese-Studie

Eltern vemissen Bücher in ihren Muttersprachen

Nur zwei von drei Eltern in Deutschland lesen ihren Kindern regelmäßig vor. Eltern mit nicht deutscher Muttersprache vermissen Bücher in ihren Sprachen in Buchhandlungen und Büchereien. Das geht aus der aktuellen Vorlese-Studie hervor.

Donnerstag, 29.10.2020, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 29.10.2020, 9:39 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Rund 32 Prozent der Eltern in Deutschland lesen ihren Kindern nach Angaben der Stiftung Lesen selten oder nie vor. Warum sie dies nicht tun, hat die Vorlesestudie 2020 untersucht, die die Stiftung am Dienstag in Hamburg vorstellte. Die am häufigsten genannten Gründe sind der Erhebung zufolge, dass sich das Vorlesen nicht in den Alltag integrieren lasse, die Eltern es generell nicht für wichtig hielten und es ihnen keinen Spaß mache, sagte Simone Ehmig von der Stiftung Lesen. Die Zahl der Eltern, die nicht vorläsen, sei seit Jahren konstant. Dabei sei das Vorlesen für Kinder eine wichtige Voraussetzung für den Zugang zu guter Bildung.

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Vielen Haushalten mangelt es der Studie zufolge auch an Vorlesestoff. 68 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder maximal zehn Bücher haben. Sie sehen diese Tatsache häufig nicht als Manko, allerdings fänden es 57 Prozent der befragten Eltern gut, wenn ihre Kinder regelmäßig Bücher geschenkt bekämen. Die Studie zeige, dass Buchgeschenke die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Eltern häufiger vorlesen.

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Mehr Bücher in verschiedenen Sprachen

Unter den Befragten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, gaben 57 Prozent an, dass sie gern mehr Bücher in ihrer Muttersprache in Buchhandlungen und Büchereien vorfinden würden. 32 Prozent dieser Befragten geben zudem an, sie hätten nichts, was sie in ihrer Muttersprache vorlesen könnten. Zwei von Drei dieser Personen wissen zudem nicht, wo sie Bücher in ihrer Sprache finden.

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Jürgen Kornmann von der „Deutsche Bahn Stiftung“ fordert: „Die Geschichten müssen zu den Familien kommen“. Eltern, die nur selten oder gar nicht vorlesen, würden von sich aus kaum nach Vorlesegeschichten suchen. Vorlesestoff müsse daher in ihrem Alltag überall verfügbar sein –und zwar attraktiv, unkompliziert und niedrigschwellig. „Im Idealfall nicht nur auf Deutsch, sondern in verschiedenen Sprachen“, so Kornmann.

Vorlesen runterholen vom Sockel

49 Prozent der befragten Eltern erklärten, es mache ihnen keinen Spaß. Damit gingen sehr kritische Vorstellungen vom Vorlesen einher: Die Eltern glaubten, schauspielern und ihre Kinder zum geduldigen Zuhören zwingen zu müssen. „Sie fühlen sich der Aufgabe nicht gewachsen“, sagte Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen: „Die Hälfte hat in ihrer eigenen Kindheit zu Hause keine Vorleseerfahrungen gemacht. Ihnen fehlt das Vertrauen, dass Vorlesen jederzeit und überall ohne Übung möglich ist.“

„Wir müssen das Vorlesen runterholen von dem Sockel, auf dem es häufig steht“, sagte Ehmig. Es sei wichtig, Eltern klar zu machen, dass es einfach um gemeinsame schöne Zeit mit den Kindern gehe. 44 Prozent der befragten Eltern sagten, dass ihr Kind zu unruhig sei, 31 Prozent gaben an, dass ihr Kind selbst gar nicht vorgelesen bekommen möchte. 48 Prozent der Eltern gehen davon aus, dass ihren Kindern woanders schon genug vorgelesen wird, vor allem in der Kita.

Vorlesen fördert sprachliche Entwicklung

Es sei nachgewiesen, dass Vorlesen die sprachliche Entwicklung fördert und für das spätere Leseverhalten sehr wichtig ist, sagte Ehmig. Kinder profitierten für ihre soziales Entwicklung davon – „und dadurch, dass sie sich in Figuren hineinversetzen auch für die Bildung ihrer sozialen Kompetenzen.“ Das Potenzial des Vorlesens könne sich besonders dann entfalten, wenn Eltern regelmäßig vorlesen und möglichst früh damit beginnen.

Der Bundesweite Vorlesetag am 20. November sowie die Vorlesestudie sind ein gemeinsames Projekt von der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutsche Bahn Stiftung. Die Studie wird seit 2007 jährlich durchgeführt. In diesem Jahr wurden bundesweit 528 Mütter und Väter von Kindern zwischen einem und sechs Jahren interviewt, die einmal pro Woche oder seltener vorlesen. Die repräsentative Befragung fand zwischen Ende Mai und Ende Juni statt. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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