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Historiker Benz

Muss man Mohammed-Karikaturen wirklich zeigen?

Anschläge wie in Österreich oder Frankreich ordnet der Historiker Wolfgang Benz in einen Gesamtkontext ein. Insofern agierten die Täter nicht allein, sondern hätten Vorbilder und gemeinsame Motive. Das Zeigen von Mohammed-Karikaturen sieht er kritisch.

Von Dienstag, 10.11.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.11.2020, 14:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei Anschlägen wie in Wien, Nizza oder Paris von Einzeltätern zu sprechen, hält der Berliner Historiker Wolfgang Benz für falsch. Solche Gewalttaten geschähen nicht ohne Motiv, Anregung und Vorbild: „Die Taten gedeihen auf dem Boden der von vielen geteilten Vorurteile“, sagte der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin dem „Evangelischen Pressedienst“. Die Täter – junge, radikalisierte Männer – würden stimuliert durch den Hass und die Hetze von Vordenkern.

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Die Täter handelten nicht aus dem Affekt heraus, sondern äußerst planvoll. Sie seien zudem überzeugt davon, „zur Tat delegiert worden zu sein im Auftrag einer Ideologie aus Rassismus, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Fundamentalismus“, sagte Benz, dessen neues Buch „Vom Vorurteil zur Gewalt“ im Herder-Verlag Freiburg erschienen ist.

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Das Zeigen von Mohammed-Karikaturen sieht er kritisch: „Wenn ich weiß, welche Empfindlichkeiten das trifft, dass es zu Gewaltausbrüchen führen kann, frage ich mich, ob man das wirklich tun muss.“ Meinungsfreiheit sei ein hohes Gut. „Aber zwingt sie dazu, Gefühle anderer zu beleidigen auch wenn man das Recht auf seiner Seite hat?“

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Kritik ohne Beleidigung

Hier sei „aggressives Beharren“ genauso wenig hilfreich wie „Duckmäusertum“, das durch Schweigen jede Schwierigkeit vermeiden will. Kritik am Islam könne man auch üben, ohne zu beleidigen, ist Benz überzeugt.

Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Abneigung gegen Menschen anderer Religionen gebe es bereits seit Jahrtausenden. Damals wie heute entstehe Gewalt aus Vorurteilen und Feindbildern, erklärte Benz. Hier sei Aufklärung wichtig. Vorurteilen müssten Fakten entgegengesetzt werden. „Dabei darf man nicht mit schnellen Erfolgen rechnen und muss gleichzeitig in Kauf nehmen, dass eine Minderheit nicht erreicht wird.“

„Der hat angefangen.“

Offensichtlich gebe es ein zutiefst menschliches Bedürfnis, die Ursachen im Handeln anderer zu suchen und nicht bei sich selbst. Dies fange schon im jungen Alter an, wenn Kinder mit dem Finger auf andere zeigten und sagten: „Der hat angefangen.“

Daher müsse jeder auch an sich selbst arbeiten und sich etwa fragen, was die Gründe für seine persönlichen Abneigungen gegenüber bestimmten Menschen oder Religionen sind. „Emotionen sind nicht gleichbedeutend mit der Wirklichkeit“, betonte Benz. Es sei bereits ein großer Fortschritt, „wenn ich erkenne, woher meine Angst kommt, ob sie berechtigt ist und sie nicht pauschal an Fremden festmache“. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. Ute Plass sagt:

    Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Abneigung gegen Menschen anderer Religionen gebe es bereits seit Jahrtausenden. Damals wie heute entstehe Gewalt aus Vorurteilen und Feindbildern, erklärte Benz. Hier sei Aufklärung wichtig. Vorurteilen müssten Fakten entgegengesetzt werden. „Dabei darf man nicht mit schnellen Erfolgen rechnen und muss gleichzeitig in Kauf nehmen, dass eine Minderheit nicht erreicht wird.“

    Eine zutreffende Analyse des Historiker Benz, die auch bewusst macht, wie sehr es eines Gemeinwesens bedarf, welches auf Humanität, Grund- und Menschenrechten basiert.