Antisemitismus
Festnahme nach Steinwurf auf Synagoge in Essen
Nach einem Angriff auf die Jüdische Kultus-Gemeinde in Essen hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Jüdische Gemeinden und der Zentralrat der Juden forderten einen besseren Schutz für Synagogen. Zentralrat-Vorsitzender Schuster: Wir dürfen uns an Anschläge nicht gewöhnen.
Mittwoch, 25.11.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.11.2020, 17:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach einem Angriff auf die Jüdische Kultus-Gemeinde in Essen hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Der 37-jährige Iraner sei bereits polizeilich in Erscheinung getreten und nach vorausgegangenen Einsätzen jeweils in einer Spezialklinik behandelt worden, erklärte die Polizei Essen am Dienstag.
Am Freitagmittag soll der Mann einen Stein gegen die Fenster der Synagoge in Essen geworfen und dabei zwei Fensterscheiben beschädigt haben. Der Staatschutz nahm die Ermittlung auf. Ausgewertet wurden den Angaben zufolge unter anderem Videoaufzeichnungen der Sicherheitskamera. Dort sei der Tatverdächtige zu sehen, wie er am 14. November mehrfach an Türen und Fenstern der Synagoge gerüttelt und geklopft habe. Der Mann soll die Synagoge zudem zuvor mehrfach kontaktiert haben.
Jüdische Gemeinden fordern mehr Schutz
Jüdische Gemeinden und der Zentralrat der Juden forderten einen besseren Schutz. Wie die Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (Sabra) und der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) erklärten, handelte es sich bei dem Steingeschoss um eine mehrere Kilo schwere Steinplatte. Diese sei an der schusssicheren Fensterscheibe abgeprallt und habe sie komplett zersplittert.
Die Tat mache deutlich, wie dringlich Polizeipräsenz und ein guter baulicher Schutz an jüdischen Einrichtungen seien, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Montag. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein erklärte in Düsseldorf: „Der Versuch, am helllichten Tag und vor laufender Sicherheitskamera ein Fenster der Gemeinde einzuschlagen, führt erneut vor Augen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht sicher sind.“
Schuster: Wir dürfen uns nicht gewöhnen
Schuster betonte: „Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen.“ Die Sicherheitsbehörden müssten nun alles unternehmen, um den Attentäter zu fassen und weitere Anschläge zu verhindern. Keine zwei Monate nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg sei es erneut zu einem antisemitischen Anschlag auf eine Jüdische Gemeinde gekommen, sagte der Zentralratspräsident. Nur durch Glück sei an der Essener Synagoge niemand verletzt worden.
Bereits Tage zuvor sei ein Betonblock auf ein Fenster der Essener Kultur-Gemeinde geworfen worden, dabei sei jedoch nur ein geringer Sachschaden entstanden, hieß es. Die Angriffe auf die Kultus-Gemeinde reihten sich ein in eine Reihe von bekanntgewordenen antisemitischen Vorfällen in den vergangenen Wochen, die sich gegen Juden in ihrem Wohnumfeld richteten oder sich im Umfeld von jüdischen Einrichtungen zugetragen hätten. (epd/mig) Aktuell Panorama
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