Nürnberger Menschenrechtspreis
Sayragul Sauytbay geehrt für Aufdeckung von Verbrechen Chinas an Muslimen
Der Nürnberger Menschenrechtspreis 2021 rückt Menschenrechtsverletzungen gegen Muslime in China in den Blick. Ausgezeichnet wird Sayragul Sauytbay, die inzwischen im Asyl in Schweden lebt.
Dienstag, 02.03.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 01.03.2021, 14:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Internationale Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg geht an die chinesische Aktivistin und Whistleblowerin Sayragul Sauytbay. Sie werde für ihren Kampf für die ethnisch-religiösen Minderheiten geehrt, sagte der Vorsitzende der Preisjury, der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU), am Montag. Die Preisverleihung findet am 15. Mai 2022 im Nürnberger Opernhaus statt.
Sauytbay ist in der autonomen Präfektur Ili Kazakh geboren, die Heimat vieler Turkvölker wie der Uiguren oder Kasachen ist. Sie erlebte selbst Folter und bekam während ihrer Inhaftierung Einblick in das Lagersystem. König erklärte, die Aktivistin stehe für das Schicksal von mehr als einer Million Muslimen in der Region Xinjang im Nordwesten Chinas, die gewaltsam in Lagern festgehalten würden und Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigung erlitten. Viele würden Drogen und Medikamente verabreicht.
Kulturelle Assimilierung
Die Menschen in der Region Ostturkestan erlebten seit der Jahrtausendwende eine „kulturelle Assimilierung“, die China als Umerziehung bezeichne, sagte König. Nürnberg sei mit dem chinesischen Volk über die Partnerstadt Shenzen freundschaftlich verbunden, sagte der Oberbürgermeister, man sehe sich daher auch zu ehrlicher Kritik verpflichtet.
Die 44-jährige Ärztin, kasachische Staatsbeamtin und frühere Leiterin mehrerer Vorschulen decke die Verbrechen an Uiguren und Kasachen auf und setze sich „mit bewundernswertem Mut für die muslimischen Minderheiten in China ein“, heißt es in der Begründung der Jury.
Flucht nach Kasachstan
Sauytbay arbeitete den Angaben zufolge zunächst als Ärztin in einem Krankenhaus und leitete dann mehrere Vorschulen. Als die chinesische Regierung hart gegen uigurische und kasachische Minderheiten vorging, wurde sie 2017 als Ausbilderin in einem „Umerziehungslager“ zwangsrekrutiert und dort festgehalten, wie die Stadt Nürnberg mitteilte. Sie erlebte Folter und bekam während ihrer Inhaftierung Einblick in das Lagersystem.
Sauytbay wurde 2018 unerwartet freigelassen, sollte aber als Gefangene ins Lager zurückkehren. Nach der Flucht nach Kasachstan drohte ihr die Auslieferung nach China. Eine Medienkampagne ihres Mannes habe die Abschiebung verhindern können, hieß es.
Asyl in Schweden
Seit Juni 2019 lebt die neue Preisträgerin mit ihren beiden Kindern im Asyl in Schweden. Mit der Autorin Alexandra Cavelius hat sie 2020 das Buch „Die Kronzeugin“ veröffentlicht. „Die Welt muss wissen, was in den Lagern vor sich geht und was die Partei wirklich plant“, so Sauytbay. Während ihrer Inhaftierung habe sie geheime Informationen erlangt, die Pekings langfristige Pläne zur Unterwanderung und Unterwerfung der westlichen Demokratien enthüllten. „Sie haben keine Skrupel diejenigen zu vernichten, die ihnen im Weg stehen“, zitierte aus dem Buch Anne Brasseur, Mitglied der Jury.
Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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