Zu viele Anfragen
Antidiskriminierungsstelle hat Telefon-Beratung eingestellt
Die Zahl der Anfragen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist massiv gestiegen. So sehr, dass die Stelle keine telefonischen Beratungen mehr durchführen kann. FDP kritisiert mangelndes Personal.
Mittwoch, 07.04.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 06.04.2021, 14:24 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wird immer öfter um Beratung gebeten. Nehme man den Vergleichszeitraum Januar bis Anfang Dezember in den Blick, so habe sich etwa die Zahl der Anfragen mit Bezug zur Diskriminierung wegen der Staatsangehörigkeit innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt, teilte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin am Dienstag dem „Evangelischen Pressedienst“ auf Anfrage mit. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe über die Antwort des Bundesfamilienministeriums zur Arbeit der Beratungsstelle auf die FDP-Anfrage berichtet.
Von Januar bis Anfang Dezember 2019 waren den Angaben zufolge 3.200 Anfragen an die Einrichtung gerichtet worden. Mit über 6.000 Anfragen im Vergleichszeitraum 2020 sei damit nahezu eine Verdopplung eingetreten, heißt es in den Antworten der Bundesregierung, die dem MiGAZIN vorliegen. Genaue Zahlen für das gesamte vergangene Jahr sollen voraussichtlich im Mai zur Verfügung stehen. Für das Jahr 2019 lag die Zahl der Anfragen, die unter das Diskriminierungsverbot fallen, den Angaben nach bei 3.580. Die Gesamtzahl aller Beratungsanfragen lag den Angaben nach im Jahr 2019 bei 4.247.
Die meisten der Anfragen bezogen sich auf die Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft (1.176), gefolgt von Anfragen wegen einer geschlechterbezogenen Diskriminierung (1.029), wie das Bundesfamilienministerium auflistet. Wegen einer Diskriminierung im Zusammenhang mit einer Behinderung erreichten die Beratungsstelle 933 Anfragen, mit einem Altersbezug 441. Eine Beratung zu einer Diskriminierung im Zusammenhang mit der sexuellen Identität suchten 148.
Stelle überfordert, keine telefonische Beratung
Die FDP kritisierte, dass die Antidiskriminierungsstelle nicht mehr ausreichend mit Mitarbeitern ausgestattet sei, um dem steigenden Beratungsbedarf nachzukommen. Um das hohe Beratungsaufkommen bewältigen zu können, habe deshalb vorübergehend auf eine rein schriftliche Beratung umgestellt werden müssen, räumte das Ministerium ein.
Ab dem Jahr Haushaltsjahr 2021 seien aber neue Voraussetzungen geschaffen worden. Die telefonische Beratung solle durch Umstrukturierungen zeitnah wieder angeboten werden können, hieß es. Überdies seien die personellen und finanziellen Ressourcen um drei Planstellen und 600.000 Euro aufgestockt worden. 2019 waren im Schnitt 9,5 Menschen in der Beratung bei der Antidiskriminierungsstelle tätig. Im Februar dieses Jahres waren neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Beratung tätig. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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