Studie
Viele Regierungsmitglieder nach 1949 waren zuvor in der NSDAP
Ein beträchtlicher Teil des Regierungspersonals – inklusive Minister - zwischen 1949 und 1963 war zuvor in der NSDAP gewesen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung. Gleichzeitig gehörten nur wenige Widerstandskämpfer zur Regierungselite.
Freitag, 23.04.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 22.04.2021, 16:58 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Nur wenige Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus haben nach einer Studie der Universität Kassel zur Regierungselite der Adenauerzeit gehört. Von 51 Ministern und 283 Spitzenbeamten waren 21 in der NS-Zeit inhaftiert gewesen, wie die Universität am Donnerstag mitteilte. 60 erlitten materielle Schäden, etwa weil ihnen Vermögen entzogen wurde. 17 Personen seien als ehemaliges Mitglied einer Widerstandsorganisation bekannt.
Die Wissenschaftler nehmen in dem gesamten, von der Bundeskulturbeauftragten geförderten Forschungsprojekt „Neue Eliten – etabliertes Personal?“ von 2017 bis 2021 mehr als 3.500 Lebensläufe unter die Lupe.
Ein beträchtlicher Teil des Regierungspersonals zwischen 1949 und 1963 ist nach Angaben der Studie zuvor in der NSDAP gewesen. So sei von 51 Ministern bei 13 eine Mitgliedschaft in Hitlers Partei bekannt, von 283 Spitzenbeamten in den Bundesministerien und im Kanzleramt bei 105. Dabei sei eine Mitgliedschaft bei weiteren 99 Spitzenbeamten nicht bekannt, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Nicht bruchlos, aber auch kein Neustart
In einem zentralen Amt der NSDAP wie dem Hauptamt für Volksgesundheit oder dem Hauptamt für Kommunalpolitik hätten 15 dieser Personen gearbeitet. Von 46 Personen sind nationalsozialistische Äußerungen bekannt, elf seien Offiziere bei SS, SA oder SD gewesen.
Die junge Bundesrepublik habe sich in beträchtlichen Teilen auf ein Spitzenpersonal in Politik und Verwaltung gestützt, das sich zuvor mit dem Nationalsozialismus arrangiert hatte, resümierte die Professorin für Public Management, Sylvia Veit. „Weder war es so, dass bruchlos überzeugte Nationalsozialisten in den demokratischen Institutionen weiterarbeiteten; genauso wenig lässt sich aber sagen, dass ein Neustart mit Personal unternommen wurde, das aus dem Widerstand gegen den Faschismus kam.“ (epd/mig) Aktuell Panorama
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