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„Politisch gewolltes Sterben“

UN: Mindestens 130 Menschen im Mittelmeer ertrunken

Bei einem Bootsunglück vor der libyschen Küste sind UN-Angaben zufolge 130 Menschen gestorben. IOM wirft EU-Staaten vor, trotz Notrufe nicht gehandelt zu haben. Seenotretter sprechen von „politisch gewolltem Sterben“.

Montag, 26.04.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.04.2021, 15:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei einem schweren Bootsunglück vor Libyens Küste sind den UN zufolge vermutlich 130 Flüchtlinge gestorben. Zudem fehle von einem weiteren Boot auf dem Mittelmeer mit etwa 40 Menschen an Bord jede Spur, teilte Safa Msehli, Sprecherin der Internationalen Organisation für Migration (IOM), am Freitag in Genf mit.

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Ein drittes Boot mit Migranten und Flüchtlingen sei von der Küstenwache Libyens abgefangen worden, die Menschen seien zurück in das nordafrikanische Land gebracht worden. „Die Menschlichkeit ist untergegangen“, erklärte sie per Twitter. Man lasse die Menschen im Meer ertrinken.

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Die private Rettungsorganisation SOS Méditerranée hatte Alarm geschlagen, dass die Besatzung ihres Schiffes „Ocean Viking“ am Donnerstag nach einem Notruf stundenlang nach einem Schlauchboot in Seenot gesucht habe. Schließlich hätten sich jedoch nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis nur noch Tote gefunden. In dem Schiff seien 130 Menschen gewesen, die versucht hatten, aus Libyen zu fliehen.

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IOM übt scharfe Kritik an EU-Staaten

Die IOM-Sprecherin warf den europäischen Anrainerstaaten des Mittelmeers und Libyen vor, trotz der Notrufe nicht gehandelt zu haben. Die Staaten seien völkerrechtlich verpflichtet, Menschen in Seenot zur Hilfe zu kommen.

Auch SOS Méditerranée übte scharfe an den europäischen Staaten, die ihre Verantwortung, Such- und Rettungsaktionen zu koordinieren, ignorierten. „Sie überlassen es privaten Akteuren und der Zivilgesellschaft, das von ihnen geschaffene, tödliche Vakuum zu füllen“, sagte sagt Luisa Albera von SOS Méditerranée.

„Das war politisch gewolltes Sterben“

Das Seenotrettungsbündnis Seebrücke erklärte, die europäischen und libyschen Behörden seien durch den Notruf der Organisation Alarm Phone genauso benachrichtigt worden wie die „Ocean Viking“, und die EU-Grenzschutzagentur Frontex habe das Boot aus der Luft gesichtet. „Dies war kein Unfall, sondern ein politisch gewolltes Sterben.“ Bei der Rückführung des dritten Bootes nach Libyen seien eine Frau und ein Kind gestorben.

Laut IOM starben von Januar bis vergangenen Mittwoch, also bis vor den jüngsten Tragödien, in diesem Jahr 523 Migranten und Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Im Vergleichszeitraum 2020 seien 408 Todesfälle erfasst worden. Die Menschen stammen aus Afrika und Asien und wollen Gewalt und Armut in ihren Heimatländern entkommen. Sie streben ein besseres Leben in Europa an. Die IOM gehört zu den Vereinten Nationen und hat ihren Hauptsitz in Genf. (epd/mig) Aktuell Panorama

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