Experten
Afghanische Bundeswehr-Ortskräfte in Sicherheit bringen
Während die deutschen Soldaten in Afghanistan unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen ihre Rückkehr vorbereiteten, bleiben einheimische Hilfskräfte, die für die Bundeswehr tätig waren, zurück. Experten fordern Aufnahme in Deutschland.
Montag, 17.05.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 16.05.2021, 16:20 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Afghanistan-Experten dringen wegen des Abzugs der Bundeswehr darauf, afghanische Mitarbeiter schnell und unbürokratisch in Deutschland in Sicherheit zu bringen. Während die deutschen Soldaten in Afghanistan unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen ihre Rückkehr vorbereiteten, wachse die Sorge der afghanischen Ortskräfte, die oft viele Jahre für die Bundeswehr, die deutsche Polizeiausbildungsmission, diplomatische Missionen und die staatliche Entwicklungszusammenarbeit tätig waren, erklärten Wissenschaftler, Entwicklungsexperten und Politiker in einem am Freitag veröffentlichten Appell.
Afghanische Dolmetscher, qualifiziertes Fachpersonal, Wachleute und Hilfskräfte fürchteten um ihre Sicherheit und ihr Leben und das ihrer Familienangehörigen, hieß es. Mit dem Abzug der Nato-geführten Truppen dürfte sich die Sicherheitslage erheblich verschlechtern.
„Die Taliban haben immer wieder deutlich gemacht, dass sie diese Ortskräfte als Kollaborateure des Westens begreifen, die sie als Unterstützer eines militärischen Besatzungsregimes zur Verantwortung ziehen wollen“, erklärten die Verfasser des Aufrufs. Nach Berichten aus den Vereinigten Staaten seien bereits 300 afghanische Ortskräfte der USA getötet worden. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe Mitte April von einer tiefen Verpflichtung der Bundesrepublik gesprochen, die afghanischen Ortskräfte nicht schutzlos zurückzulassen. Der Abzug der Bundeswehr soll möglicherweise schon Ende Juli beendet sein.
Bisheriges Aufnahmeprogramm zu zeitintensiv
Die Aufnahme der Ortskräfte kann nach Einschätzung der Afghanistan-Experten aber in den wenigen Wochen nur durch eine unbürokratische Prozedur gelingen, so lange die Bundeswehr noch im Land ist. Das bisherige Aufnahmeprogramm für afghanische Ortskräfte mit Abgabe einer individuellen Gefährdungsanzeige bei Vorgesetzten sei viel zu zeitintensiv. Dabei müsse nachgewiesen werden, dass für Bedrohungen durch die Taliban die Tätigkeit für deutsche Stellen entscheidend ist.
Seit 2013 seien knapp 800 Ortskräfte und Familienangehörige in Deutschland aufgenommen worden, hieß es unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Zu den rund 80 Erstunterzeichnern des Appells gehören Bernd Mesovic von Pro Asyl, der frühere CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz, der Afghanistan-Analyst Thomas Ruttig und der ehemalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels sowie weitere Politiker, Diplomaten, Ex-Soldaten, Hochschulprofessoren und Journalisten. (epd/mig) Aktuell Panorama
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