Schlimmste Corona-Woche
Afrika-Experten fordern Corona-Hilfe für Namibia
Die Corona-Pandemie verläuft in Namibia besonders tödlich. Hilfsorganisationen und Prominente schlagen Alarm und fordern die Bundesregierung auf, Impfstoff zu schicken. Sie erinnern dabei auch an die koloniale Vergangenheit Deutschlands. Afrika erlebt schlimmste Corona-Wochen.
Freitag, 09.07.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 08.07.2021, 17:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mehr als 250 Personen und Organisationen fordern die Bundesregierung zu schneller und umfassender Corona-Hilfe für Namibia auf. Das südafrikanische Land erlebe wegen einer rapiden Ausbreitung der Infektionskrankheit eine humanitäre Katastrophe, schrieben Forscher, Politiker und verschiedene Afrika-Initiativen in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief. Mit 15 Toten pro Million Einwohner habe Namibia eine fünffach höhere Mortalitätsrate als das ebenfalls hart getroffene Nachbarland Südafrika.
„Deutschland trägt gegenüber Namibia aufgrund der kolonialen Vergangenheit eine besondere historische und politische Verantwortung“, heißt es in dem Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Heiko Maas (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Auf das erst im Mai durch die Bundesregierung bekräftigte Bekenntnis dazu müssten jetzt umgehend und unbürokratisch Taten folgen.
Ein breites Bündnis
Namibia müsse sofort mit den dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern sowie Impfstoffen und gegebenenfalls mit Fachpersonal unterstützt werden. Die Bundesregierung hat die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia im Mai als Völkermord anerkannt und deutsche Hilfe für ein Entwicklungsprogramm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro versprochen. Experten bezeichnen das Abkommen als einen peinlichen Akt und Beleidigung.
Unterzeichnet haben den Brief unter anderem die frühere Entwicklungsministerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul, der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Verhandlungen mit Namibia, Ruprecht Polenz, der Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck, sowie zahlreiche Afrikaforschende. Unter den unterzeichnenden Organisationen befinden sich mehrere lokale Postkolonial-Initiativen, das Bündnis „Völkermord verjährt nicht“ und die Deutsche Afrikagesellschaft.
Deutschland stellt Hilfe in Aussicht
Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, erklärte derweil, dass am Donnerstag eine erste Lieferung mit Schutzausrüstung und Krankenbetten in die namibische Hauptstadt Windhuk gebracht worden sei. Weitere Hilfen stellte sich hingegen nur in Aussicht: In den kommenden Tagen und Wochen solle medizinisches Material im Wert von rund elf Millionen Euro bereitgestellt werden, darunter rund 50 Beatmungsgeräte.
Bezüglich des Impfstoffs werde geprüft, „wie wir dabei auch Namibia schnellstmöglich unterstützen können“. Sie wies darauf hin, dass Deutschland mit 1,6 Milliarden Euro die internationale Impfstoffplattform Covax unterstütze, die die Versorgung ärmerer Länder organisiert, und zusätzlich mindestens 30 Millionen Impfdosen an Länder mit großem Bedarf abgeben werde, ebenfalls hauptsächlich über Covax.
WHO: Afrika erlebte schlimmste Corona-Woche
Wie die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Matshidiso Moeti, am Donnerstag in Brazzaville während einer Videokonferenz mitteilte, bereitet sich die Corona-Pandemie in Afrika immer schneller aus. Der Kontinent habe gerade die Woche mit den meisten neuen Covid-19-Fällen erlebt, und es werde noch schlimmer. In der vergangenen Woche hätten die Gesundheitsbehörden der afrikanischen Länder mehr als 251.000 neue Covid-19-Infektionen erfasst. Der Wert liege um 20 Prozent über dem der Vorwoche. Die Fallzahlen verdoppelten sich nun alle 18 Tage, hielt die Regionaldirektorin fest.
Den Angaben nach sind bislang 50 Millionen Dosen in Afrika verimpft worden. Das seien aber nur 1,6 Prozent aller global verabreichten Vakzineinheiten. Für den Juli und August rechnet die WHO mit größeren Vakzin-Lieferungen nach Afrika. (epd/mig) Aktuell Ausland
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