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"Nicht zu ersetzen"

Trauer um Holocaust-Überlebende Esther Bejarano

Bis zuletzt erzählte die ehemalige Auschwitz-Insassin Esther Bejarano jungen Menschen ihre Lebensgeschichte und stand als Musikerin auf der Bühne. Nun ist die Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte im Alter von 96 Jahren gestorben.

Montag, 12.07.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 11.07.2021, 20:32 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Vertreter aus Politik und Gesellschaft haben nach dem Tod von Esther Bejarano an deren Einsatz gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus erinnert. Die deutsch-jüdische Auschwitz-Überlebende war am Samstagmorgen in Hamburg im Alter von 96 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. „Mit ihrem Tod haben wir einen großen Verlust erlitten“, schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Kondolenznote an die Kinder von Bejarano.

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Bejarano engagierte sich bis zuletzt im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus und suchte dabei vor allem das Gespräch mit Jugendlichen, um von den Verbrechen der Nazizeit zu berichten. Steinmeier erinnerte daran, dass sie das Auschwitz-Komitee gegründet und damit viele Bildungsreisen in ehemalige Konzentrationslager und Veranstaltungen gegen das Vergessen ermöglicht habe.

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Nachdenklichkeit, Versöhnung, Liebe

Sie sei so zu einer legendären Zeitzeugin von Auschwitz geworden, sagte der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner. „Ihre Gabe, Menschen für die Bewahrung der Erinnerung zu gewinnen, war ebenso legendär wie ihr Zorn über die Dummheit des Rechtsextremismus und den überall hervorbrechenden Antisemitismus, der sie zutiefst verstörte“, fügte er hinzu. Sie habe alles dafür unternommen, dass die schrecklichen Folgen des nationalsozialistischen Rassenwahns und die grauenhaften Auswüchse eines totalitären Staates nicht in Vergessenheit geraten, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“: „Esther Bejarano stand für Nachdenklichkeit, Versöhnung, ja auch Liebe. Ihre Botschaft war, dass man sich auch von dem Hass des Nationalsozialismus nicht kaputt machen lassen darf.“

Bis zuletzt aktiv

Die 1924 in Saarlouis als Tochter eines jüdischen Kantors geborene Esther Loewy wurde 1943 von den Nazis nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte als Akkordeonspielerin im „Mädchenorchester“, kam dann ins KZ Ravensbrück, konnte schließlich von einem „Todesmarsch“ fliehen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Esther Bejarano einige Jahre in Israel, bevor sie 1960 mit ihrer Familie nach Deutschland zurückkam und sich in Hamburg niederließ.

Bejarano engagierte sich in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ und im Internationalen Auschwitz Komitee. Sie ging zu Zeitzeugen-Gesprächen in Schulen und trat als Sängerin auf, seit 2009 vor allem mit der Rap-Gruppe Microphone Mafia aus Köln.

„Nicht zu ersetzen“

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und frühere Zentralratspräsidentin der Juden, Charlotte Knobloch, sagte, Bejaranos „Geschichte und ihre Stimme werden nicht zu ersetzen sein, aber ihren Einsatz müssen wir alle weitertragen“.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) erinnerte an einen der letzten Auftritte Bejaranos in Hamburg am 8. Mai und beklagte den Verlust der „Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft“. Bejaranos Familie und das Auschwitz-Komitee schrieben am Samstag, sie wollten in Zukunft Bejaranos Auftrag erfüllen: „Nie mehr schweigen, wenn Unrecht geschieht. Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch! Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“ (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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