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Sonderweg

Bundeswehr strebt muslimische Seelsorge ohne Muslime an

In der Bundeswehr sind Schätzungen zufolge 3.000 muslimische Soldaten. Eine Militärseelsorge gibt es für sie aber nicht. Das soll sich ändern - mit einem Sonderweg. Das Ministerium will mit Imamen Einzelverträge schließen. Eine Zusammenarbeit mit islamischen Religionsgemeinschaften werde es nicht geben.

Mittwoch, 11.08.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 10.08.2021, 17:08 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bei der geplanten Einrichtung einer muslimischen Militärseelsorge setzt die Bundesregierung nicht weiter auf eine Lösung in Kooperation mit den Islam-Verbänden. Eine institutionalisierte Militärseelsorge unter Beteiligung der islamischen Religionsverbände werde nicht mehr verfolgt, teilte das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage mit.

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Ein seelsorgerliches Angebot für muslimische Gläubige in den deutschen Streitkräften soll es aber dennoch geben. Ziel sei es, ein Betreuungsangebot auf einzelvertraglicher Grundlage und ohne Aufbau von Organisationsstrukturen zu schaffen, erläuterte der Sprecher.

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In der Bundeswehr gibt es eine evangelische sowie katholische Militärseelsorge sowie seit kurzer Zeit auch ein Militärrabbinat. Mit den Kirchen und dem Zentralrat der Juden wurden dabei jeweils Staatsverträge ausgehandelt. Dienststellen koordinieren den Einsatz der Seelsorger, die auch am sogenannten lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr mitwirken.

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Jeder Dritte Muslim fühlt sich vertreten

Weil islamische Gemeinden anders organisiert seien als die anderen Religionsgemeinschaften, beispielsweise keine Mitgliederregister führten, sei die Schaffung ähnlicher Strukturen für Muslime in allen Bereichen stets schwierig zu organisieren. Hinzu komme, dass die bekannten Verbände nicht die Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime repräsentierten.

Zum Vergleich: Ende 2019 gehörten 27 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland der katholischen an, die evangelische Kirche kommt auf eine Quote von knapp 25.

Einer im April vom Bundesinnenministerium vorgelegten Studie zufolge fühlen sich 38 Prozent der Muslime in Deutschland durch mindestens einen islamischen Verband in Deutschland ganz oder teilweise vertreten. Die größten islamischen Religionsgemeinschaften haben sich zum „Koordinationsrat der Muslime“ zusammengeschlossen, um die Interessen der Muslime in Deutschland zu vertreten als Ansprechpartner des Staates.

Ministerium: Kein Ansprechpartner auf absehbare Zeit

Dessen ungeachtet erkläre der Ministeriumssprecher weiter, die Einrichtung einer islamischen Militärseelsorge nach Vorbild der bestehenden Militärseelsorge sei unverändert und perspektivisch nicht möglich. Ein zentraler Vertragspartner, der im Auftrag der Bundeswehr und auf Grundlage eines Staatsvertrages die religiöse Aufsicht über eine islamische Militärseelsorge führen könnte, stehe „absehbar nicht zur Verfügung“.

Kürzlich hatte sich der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Mathias Middelberg (CDU) dafür ausgesprochen, zügig eine Lösung für die mittlerweile schon 3.000 muslimischen Soldatinnen und Soldaten zu finden. Er plädierte zugleich für Imame, die Deutsch sprechen und das hiesige Verständnis von Meinungsfreiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit teilen.

Imam-Ausbildung in der Kritik

Middelberg verwies dabei konkret auf die Absolventen des kürzlich gestarteten Islamkollegs in Osnabrück. Dort wurde erstmals eine deutschsprachige und weitgehend von Verbänden unabhängige Ausbildungsstätte für Imame in Deutschland geschaffen. Die Gründer setzen unter anderem darauf, dass die Absolventen im staatlichen und sozialen Bereich, etwa auch in der Gefängnis- und Krankenhausseelsorge Stellen finden.

Die Imamausbildung in Osnabrück steht in der Kritik. Mit der Ausbildung von Imamen werde das Prinzip der religiösen und weltanschaulichen Neutralität des Staates umgangen zum Nachteil der Muslime. Dem Staat wird vorgeworfen, einen genehmen Islam zu schaffen und Imame auszubilden, die mangels Akzeptanz in Moscheegemeinden kaum eine Chance haben, tatsächlich als Imam tätig zu werden. (epd/mig) Aktuell Politik

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