Endlich
Köln bekommt Denkmal zur Erinnerung an den NSU-Nagelbombenanschlag
Zehn Jahre nach der Enttarnung des NSU soll Köln ein Denkmal bekommen in Erinnerung an den Nagelbombenanschlag an der Keupstraße. Oberbürgermeisterin Rieker zeigt sich erleichtert. Um den Standort tobt seit Jahren ein Streit in der Stadt.
Donnerstag, 16.09.2021, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 15.09.2021, 17:37 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Am 9. November will der Stadtrat in Köln über ein Denkmal zur Erinnerung an die Anschläge des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in der Stadt entscheiden. Das Denkmal soll im Stadtteil Mülheim nahe dem Tatort an der Keupstraße entstehen und aus einer Bodenplatte bestehen, die dem Grundriss des Hauses entspricht, vor dem die Nagelbombe des NSU im Juni 2004 explodiert war, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Mehr als 20 Menschen waren damals zum Teil schwer verletzt worden.
Das Denkmal folgt einem Entwurf des Künstlers Ulf Aminde. Mit einem WLAN-Netzwerk vor Ort und einer speziellen App könnten Besucher an dem Denkmal per Smartphone oder Tablet ein virtuelles Gebäude entstehen lassen, hieß es. Die Bausteine dieses virtuellen Gebäudes seien Filme, die den NSU-Komplex, aber auch Themen wie alltägliche Ausgrenzung und Alltagsrassismus behandelten. Darüber hinaus sollten an dem Denkmal Veranstaltungen wie Lesungen und Diskussionen stattfinden.
Vorwurf an die Stadt
Um das Denkmal tobt sei Jahren ein erbitterter Streit in der Stadt. Seit der Enttarnung des NSU vor zehn Jahren fordern Initiativen und Opfer einen Gedenkort in der Nähe des Anschlagsortes. 2015 wurde ein künstlerisches Wettbewerbsverfahren für einen Denkmalentwurf beschlossen. Seitdem streiten sich Stadt, Initiativen und Grundstückseigentümer um einen geeigneten Platz für das Denkmal. Die Stadt verweist darauf, dass der anvisierte Standort Privateigentum sei.
Die Initiative „Herkesin Meydanı — Platz für Alle“ wiederum wirft der Stadt vor, sich aus der Verantwortung zu ziehen. „Die Stadtverwaltung hat Spielräume, den Gedenkort an der Keupstraße zu realisieren und wir fordern sie auf, diese endlich zu nutzen“, heißt es in einem offenen Brief der Initiative 2020 an Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Stadt habe ein Vorkaufsrecht auf das Grundstück und solle es nutzen.
Reker erleichtert
Reker erklärte am Dienstag in Köln: „Ich bin froh, dass das Denkmal nun endlich errichtet werden kann. Ich habe mich immer für das Denkmal eingesetzt. Es ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit den Opfern rechten Terrors. Die Auseinandersetzung mit den Taten von damals darf nicht beendet sein. Wir brauchen eine Erneuerung und ein stärkeres Bekenntnis zu unserer wehrhaften Demokratie, um unsere Werte Meinungsfreiheit, Vielfalt und Solidarität vor Angriffen, wie wir sie auch in Köln erleben mussten, zu schützen.“
Das Denkmal erinnere nicht nur an die Anschläge des NSU. Es rege auch zur Auseinandersetzung mit dem aktuellen Rechtsextremismus und Rassismus an. Und es vermittle zudem eine positive, auf die Zukunft gerichtete Botschaft: „Alle Menschen, die hier leben, gehören zu unserer Stadtgesellschaft“, heißt es in einer Erklärung der Stadt. Für das Denkmal soll ein Budget von jährlich 15.000 Euro zur Verfügung stehen.
Deutschlandweit hatte der NSU zwischen 2000 und 2007 mindestens zehn Menschen ermordet. Darunter waren neun Menschen mit Migrationsgeschichte und eine Polizistin. (epd/mig) Aktuell Panorama
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